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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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als hundert Meter in Rex’ Packard zu fahren.
    »Rex leidet unter einem Anfall von Schwarzwasserfieber«, erklärte er. Rex tat ihm Leid, doch er genoss den Gedanken, dass der Postbote so reizbar wie ein Wombat sein würde, der in einem Ameisenhaufen grub, nur weil er wusste, dass Ethan jetzt die Post mit seinen zuverlässigen Kamelen auslieferte. Und natürlich würde Ethan es ihn immer wieder spüren lassen.
    »Er wird noch einige Wochen außer Gefecht sein. Und bevor Sie fragen, ich kann kein Automobil fahren, und es gibt hier auch sonst niemanden, der es kann.« Rex hatte Ethan zwar angeboten, es ihm beizubringen, aber dieser hatte vehement abgewehrt und erklärt, er fühle sich sicherer, wenn er mit den Krokodilen im Daly-Fluss um die Wette schwimme. »Außerdem ist das Benzin sowieso gerade rationiert«, fügte er jetzt fast heiter hinzu.
    Taras Miene spiegelte deutlich ihre Enttäuschung. Sie starrte in die rot schimmernde Wüste hinaus, die in der Ferne mit dem Horizont zu verschmelzen schien. »Wie viele Menschen leben hier draußen?«
    »Im Umkreis von fünfhundert Meilen gibt es ungefähr fünfzig weiße Siedler und doppelt so viele Angestellte, die meisten davon Wanderarbeiter und Viehhirten. In dieser Zahl sind allerdings die Schafscherer und die umherziehenden Stämme nicht enthalten.«
    »Wilde?«
    Ethan runzelte die Stirn. »Sie sind nur reizbar, wenn man ihnen unfreundlich begegnet. Der hiesige Clan gehört zum Arabana-Volk, aber es gibt auch andere, die nur durchziehen, die Kujani und die Kokata. Einige weiße Siedler haben Probleme mit ihnen gehabt, aber sie hatten meist selbst Schuld. Die Siedler, die am längsten hier sind, haben am wenigsten Ärger. Sie haben gelernt,nicht gegen die Stammesgesetze zu handeln und die heiligen Orte der Stämme nicht zu entweihen.«
    Zum ersten Mal bemerkte Tara jetzt mehrere Kartons mit Waren und eine seltsame Ansammlung von Vorräten neben den Gleisen, darunter einen Drahtkäfig mit einem halben Dutzend Hühnerküken. An dem Käfig hing ein Schild, auf das jemand C. PRESTON gekritzelt hatte. Die Tiere hatten ihre Schnäbel weit aufgerissen, und die Sonne brannte unbarmherzig auf sie herab. Ethan griff nach dem Käfig.
    »Ich gebe die hier schnell im Laden ab, dann bringe ich Sie und die Kinder ins Hotel. Sie brauchen doch sicher alle etwas zu trinken – mir geht es zumindest so.«
    »Gibt es im Hotel ein Bad?«, fragte Tara. »Für ein Bad würde ich fast alles geben. Ich hatte gehofft, halbwegs vorzeigbar zu sein, wenn ich meiner Tante gegenübertrete, aber alles scheint sich gegen mich verschworen zu haben.«
    Ein heißer Windstoß wirbelte den Staub um sie herum auf, und Taras Hut wäre beinahe davongeflogen. Sie hielt ihn mit einer Hand fest, mit der anderen bedeckte sie Nase und Mund und musste husten.
    Ethan schaute zu den Kindern hinüber, und sie erkannte ihren Fehler. Als Mutter hätten die beiden für sie an erster Stelle hätten stehen müssen.
    »Die Kinder brauchen natürlich auch ein Bad, aber sie scheint es nicht so zu stören, wenn sie schmutzig sind.« Beschützend legte sie die Arme um die schmalen Schultern und lächelte gezwungen.
    »Das hier ist Jack, und das ist Hannah.«
    Ethan nickte, und um seine Lippen spielte ein kleines Lächeln.
    »Sagt Mr. Hunter guten Tag, Kinder!«
    Doch beide blieben stumm. Jack musterte Ethan neugierig von oben bis unten, doch seine Lippen blieben fest zusammengepresst. Hannah barg ihr Gesicht im Stoff von Taras Kleid. Es war ein unangenehmer Augenblick, doch sie warf den Kindern ihreZurückhaltung nicht vor. Wie hätten sie sich auch ganz normal verhalten können, nach allem, was sie durchgemacht hatten? Als ihre Mutter hätte sie sie zu mehr Höflichkeit anhalten sollen, doch ihre Beziehung zu den Kindern war noch zu zerbrechlich. Das Einzige, was sie tun konnte, war, eine plausible Entschuldigung zu finden.
    »Die beiden sind müde – die Reise war lang, und alles ist so fremd ...«
    Ethan spürte, dass irgendetwas nicht stimmte, doch er war nicht sicher, was es war. Tara erschien ihm übermäßig angespannt, und er fragte sich, warum sie sich für die Kinder entschuldigte. Er warf ihr einen forschenden Blick zu, während sie wieder hustete.
    »Es dauert eine Weile, bis man sich an Wombat Creek gewöhnt hat«, sagte er freundlich.
    Tara sah ihn aus tränennassen Augen an und verzog das Gesicht. »Ich bezweifle, dass ich mich jemals daran gewöhne.« Sie hasste das Outback und war fast sicher, dass sich

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