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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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reinem Glück zu verdanken. Seinem Hund ist es nicht so gut ergangen.«
    Tara erschrak zutiefst bei dem Gedanken an die schrecklichen Verletzungen, die das Kind durch die scharfen Zähne in diesem riesigen Kiefer erlitten haben musste. Sie selbst war sicher, vor Angst zu sterben, wenn sie plötzlich einer solch Furcht erregenden Kreatur gegenüberstünde. Ihre Frage tat ihr auf einmal sehr Leid.
    »Krokodile handeln aus reinem Instinkt«, meinte Ethan, ohne sie anzusehen. »Es hat den Jungen und den Hund als Futter angesehen.«
    Seine Sicht der Dinge verwirrte Tara. Offensichtlich machte er dem Krokodil keinerlei Vorwurf.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass Sie ein so riesiges Monster nur mit einem Messer getötet haben!«, meinte sie.
    »Ich konnte doch nicht riskieren zu schießen, während es den Jungen hatte. Das Krokodil wollte gerade untertauchen, und ich musste buchstäblich mit ihm ringen.«
    Tara musste zugeben, dass sie sich in Ethan geirrt hatte. Er war ganz sicher kein Angeber, wie sie zuerst vermutet hatte.
    »Sie haben sehr mutig gehandelt«, erklärte sie.
    Ethan warf ihr einen prüfenden Blick zu, um festzustellen, ob sie im Ernst gesprochen hatte. Dann erwiderte er bescheiden: »Das hätte jeder andere auch getan.«
    Tara bezweifelte, dass allzu viele Menschen wirklich den Mutgehabt hätten, es mit so einem riesigen Krokodil aufzunehmen, doch sie sprach es nicht aus. Dafür begann sie langsam zu verstehen, warum Ethan im gesamten Outback so sehr geschätzt wurde und wie er zu seinem Ruf gekommen war.
    Während Tara noch mit der Betrachtung all der seltsamen Dinge beschäftigt war – besonders die Krokodilkiefer faszinierten sie –, ertönte plötzlich eine dröhnende Stimme. »Wo bist du gewesen, du hässlicher alter Bastard?«
    Tara zuckte erschrocken zusammen, sie wusste diese Begrüßungsworte nicht zu deuten, doch Ethan lachte laut heraus.
    »Habe unten beim Erdloch ein Schläfchen gehalten, wo es nicht so verflucht heiß ist!« Tara stand mit dem Rücken zu dem Eintretenden. Sie spürte, wie sie errötete.
    Als Ferris Dunmore sie sah, räusperte er sich verlegen. »Himmel, Ethan, warum hast du mir nicht gesagt, dass wir weiblichen Besuch haben?«
    Weiblichen Besuch? Tara runzelte die Stirn. Diese Bezeichnung vermittelte ihr eher das Gefühl, ein exotisches Tier zu sein als eine Frau.
    »Damit du den Gentleman hättest spielen können? Glaub mir, sie hätte dich bald durchschaut.«
    Tief gekränkt gab der untersetzte Ire zurück: »Im Gegensatz zu dir weiß ich genau, wie man Weiber behandelt, Ethan Hunter. Du hast zu lange bei deinen verfluchten Kamelen gehockt. Ich dagegen hab’s hier ständig mit Menschen zu tun!«
    Tara schüttelte den Kopf. Sie verspürte wenig Lust auf ein Zusammentreffen mit dem Vertreter dieser merkwürdigen Ausführungen. »Anscheinend sind darunter nicht allzu viele Damen«, murmelte sie.
    Als sie seine Schritte auf sich zukommen hörte, spürte sie verärgert, wie sie noch mehr errötete.
    Es war nicht so, dass Tara nie zuvor grobe Ausdrücke gehört hätte – die Zigeuner waren nicht gerade zurückhaltend in diesen Dingen und sie hatte selbst schon häufig recht unfeine Wörterbenutzt. Doch irgendetwas an dem lauten Iren und dem berühmten Kamelreiter machte sie verlegen – ja, genau das war es: Sie fühlte sich mehr als je zuvor in ihrem Leben als Frau irgendwie hilflos und unsicher und nicht in ihrem Element. Ihre Herkunft war ihr hier im Weg, die Tatsache, dass sie für ein Leben in der Oberschicht, für ein Dasein mit vielen Bediensteten erzogen worden war. Das Schicksal hatte etwas anderes mit ihr vorgehabt, und sie war damit bisher ganz gut zurechtgekommen. Doch jetzt fühlte sie sich hilflos und unbedarft, genau wie am Anfang in der Gemeinschaft der Zigeuner. Die Dinge schienen sich zu wiederholen, denn sie hatte nicht die mindeste Ahnung, wie sie mit der Hitze zurechtkommen würde, mit dem Staub oder mit den Fliegen ... ganz zu schweigen von einer Rinder- und Schaffarm, Kindern und einer alternden Tante. Ihr kam plötzlich in den Sinn, dass sie vielleicht ein besonderes Talent dafür besaß, sich in Situationen zu bringen, die sie überforderten.
    »Wenn es Sie nicht stört, würde ich gern zuerst baden, bevor wir uns begrüßen«, erklärte sie und eilte mit gesenktem Kopf an Ferris vorüber. »Ich fühle mich ... einfach schrecklich!«
    Die Männer sahen ihr verblüfft nach.
    »Lag es an irgendetwas, das ich gesagt habe?«, fragte Ferris lachend.
    »Du

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