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Der Ruf des Abendvogels Roman

Titel: Der Ruf des Abendvogels Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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einem unfruchtbaren Ödland voll wirbelnden Staubes und heißer Winde. Es kam ihr vor wie einealbtraumhafte Vorausschau auf ihre eigene Zukunft, und der Gedanke an so viel Einsamkeit und Trostlosigkeit erfüllte sie mit tiefem Schrecken.
    Im Haus war es vollkommen still. Von Corabelle oder Madeline war nichts zu hören und zu sehen. Wahrscheinlich hatte Ethan sich geirrt, dachte Tara, als er sagte, sie wohnten bei Charlotte. Die Tatsache, dass auf der Veranda nur ein Stuhl stand, sprach auch für diese Theorie. Schließlich jedoch fiel ihr ein, dass Corabelle und Madeline vielleicht gar keine Menschen waren.
    »Ferris hat mir heute Abend etwas eingeflößt, das er Weißwein nannte. Es hatte die Farbe von Hühnerfedern und schmeckte wie eine Mischung aus verfaultem Pastinak und gekochten Schweinsfüßen.«
    Lottie lachte hell auf. »Sie müssen eine Kennerin gastronomischer Höhepunkte sein!«
    »Eher der Tiefpunkte! Ich empfehle Ihnen, nie irgendetwas zu sich zu nehmen, was ich gekocht habe!«
    »Aber Ihre Beschreibung von Ferris’ Wein war erstaunlich passend! Seine Frau sucht ihm irgendwelche Wurzeln, und er macht dieses Getränk daraus.«
    »Wahrscheinlich ist Wein wegen der Wirtschaftskrise im Augenblick schwer zu bekommen, nicht wahr?«, meinte Tara ernster als vorher.
    »Ja. Ich habe allerdings das Glück, einen wohlsortierten Keller zu besitzen. Ich habe gute Beziehungen in Adelaide, einen ... Kunden, der im Barossa-Tal Wein anbaut. Ferris habe ich auch schon angeboten, ihn zu verkaufen, aber er will ihn nicht ...« Sie verstummte.
    »Ich hätte gedacht, dass die Leute in einer so kleinen Stadt wie Wombat Creek enger zusammenrücken und sich gegenseitig helfen. Aber wahrscheinlich entstehen durch die Nähe wieder andere Probleme, wie Meinungsverschiedenheiten, Tratsch und gegenseitige Einmischungen ...« Tara kannte diese Dinge aus dem Zigeunerlager. Die Zigeuner waren leidenschaftliche,temperamentvolle Menschen, doch zum Glück hatten sie ihre eigenen Methoden, um nach einem Streit den Frieden wiederherzustellen.
    Charlotte wirkte für einen Moment etwas befremdet. »Ja, das ... das passiert in kleinen Städten«, meinte sie vage.
    »Sie erwähnten vorhin einen Kunden – was machen Sie denn beruflich?«
    Jetzt wurde Charlottes Miene vollkommen ausdruckslos. Tara fragte sich, ob sie etwas Falsches gesagt hatte.
    »Trinken Sie lieber Rotwein oder Weißwein? Ich habe beides«, stieß die Ältere fast tonlos hervor.
    Tara merkte, dass Charlotte das Thema wechseln wollte. »Was immer Sie vorziehen, ist mir recht – es ist ganz sicher besser als das, was Ferris ausschenkt. Sie können sich glücklich schätzen, einen Keller zu haben!«
    »Ach, es handelt sich eigentlich eher um ein tiefes Loch, aber dort unten ist es immer kühl, und deshalb bewahre ich meinen Weinvorrat und ein paar Vorräte dort auf. Trotzdem schmilzt die Butter, wenn wir welche bekommen, immer noch. Es ist übrigens ein Wunder, dass Sie von Ferris’ Gebräu keine Kopfschmerzen bekommen haben!«
    »Um ehrlich zu sein, ich habe ihn nicht ausgetrunken.«
    »Das war sehr klug von Ihnen!«
    Während Charlotte aus einer geschmackvollen Karaffe auf dem Teewagen zwei Gläser Wein einschenkte, machte Tara es sich in dem Lehnstuhl bequem und überlegte, was sie gesagt haben könnte, das die Ältere so verunsichert hatte. Als Charlotte sich ihr wieder zuwandte, wirkte sie noch immer leicht unbehaglich.
    »Sind Sie ganz sicher, dass ich nicht ungelegen komme?«, vergewisserte Tara sich und nahm eines der edlen Gläser an. »Sie schienen jemanden zu erwarten, und ich habe Sie beim Anziehen gestört.«
    »Nein, meine Liebe, ich war nicht ...« Sie hüstelte, um die unbedachten Worte zu kaschieren, die sie hatte sagen wollen.
    »Sind Sie sicher?« Tara hätte gern gefragt, warum Charlotte denn dann so viel Make-up aufgelegt hatte.
    »Ganz sicher«, erklärte Charlotte. »Es tut mir Leid, dass ich nicht passend angezogen bin – aber es ist gerade am Nachmittag so heiß, dass ich immer nur das Nötigste trage.«
    Es war wirklich heiß, und obwohl Charlottes Haus sehr gemütlich wirkte, fand Tara es furchtbar stickig. Sie spürte den Schweiß zwischen ihren Brüsten und am Hals – ihr war noch nie so heiß gewesen, und sie beschloss, vor dem Schlafengehen noch ein Bad zu nehmen.
    Als hätte sie Taras Gedanken gelesen, ging Charlotte zu einem der Fenster hinüber und öffnete es. Eine leichte Brise wehte herein, die den dünnen Vorhang bewegte und Tara wie

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