Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)
Schein der Straßenlaternen auf der Fußmatte der LaLaurie-Villa. Ich legte die Hand auf den Türknopf, holte einmal tief Luft und drehte am Knauf.
Aber es war abgeschlossen.
Ich rüttelte am Knauf, was die Tür zwar zum Erzittern brachte, sie aber nicht öffnete. Als ich durch die Fenster einen Blick ins Innere warf, entdeckte ich nicht mehr als tiefschwarze Finsternis und das Spiegelbild der Laterne auf der Scheibe. Ich klopfte. Und klopfte und klopfte, aber keine Antwort. Dann probierte ich es mit den Fenstern und fand eins, das zwar klemmte, jedoch nicht verschlossen war. Ich hatte so meine Schwierigkeiten, schließlich gelang es mir aber, es weit genug aufzudrücken, um mich durch die Öffnung zu schieben, wobei ich ganz staubig und schmutzig wurde.
Die Dunkelheit des Foyers verschluckte mich. Ich machte einen Schritt nach vorn, tastete mich voran. »Hallo?«, rief ich. Keine Antwort. Das Licht der Straßenlaternen war hilfreich, und langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Mir fiel auf, dass die Handwerker hier fast fertig waren. An den Wänden waren Lampen angebracht, auch wenn man sie noch nicht einschalten konnte, wie mir das sichtbare Kabelgewirr verriet. Im ersten Stock war der Absatz fertiggestellt, und es sah so aus, als würden sich dort inzwischen auch tatsächlich Räume befinden. Eine Treppe führte bis ganz nach oben, und das Geländer glänzte selbst in dieser Dunkelheit.
Ich stieg die ächzenden Stufen in den ersten Stock hinauf, statt mich dort umzusehen, ging ich dann aber weiter. »Hallo?« Ich versuchte es ein paarmal, aber immer noch keine Antwort. Im zweiten Stock fiel Mondlicht durch die Fenster herein, neben diesem schwachen Leuchten lauerten aber immer noch so viele dunkle Schatten. Hier oben gab es nur einen einzigen großen Saal, der perfekte Ort für Feste mit seinem glänzenden Holzfußboden und der hohen Decke. Ich probierte es noch einmal: »Bist du da?«
»Suchst du mich?«, erklang es da aus einer dunklen Ecke. Aber das war nicht Lucians Stimme. Ich machte einen Schritt zurück zur finsteren Treppe, während er auf mich zukam: Wylie. Das Blut gefror mir in den Adern. Ich rannte die Stufen hinunter, stolperte in der Dunkelheit und wäre beinahe das ganze Stück bis ins Erdgeschoss hinuntergepoltert. Hinter mir konnte ich Wylies Schritte hören. Ich fummelte am Schloss der Haustür herum und riss sie auf, bevor er herangekommen war. Dann hetzte ich so schnell auf die Straße hinaus, dass meine Beine unter mir nachzugeben drohten. Ich warf einen Blick über die Schulter, aber da war niemand. Er war mir nicht gefolgt.
Ich hörte nicht auf zu rennen, bis ich sicher in meinem Zimmer war. Aber Sabine war noch nicht zurück, und dort allein zu sein fand ich nicht sehr tröstlich.
Also machte ich mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, wo ich noch ein wenig fernsehen wollte, bis mein Herz endlich zu rasen aufhörte. Als ich an Dantes Tür vorbeikam, klopfte ich versuchsweise an. Er machte auf, und ich war noch nie so froh gewesen, ihn zu sehen.
»Wow, du bist ja wirklich heiß auf die Schlagzeilen. Ich bin quasi gerade erst zur Tür reingekommen!«
Ich bat mich selbst herein und rollte mich auf Lance’ Bett zusammen. Meine Nerven waren noch immer zum Zerreißen gespannt. »Ich will alles hören.« Er ließ sich neben mich fallen und sah zur Decke hoch.
»Also, ich werde dich nicht auf die Folter spannen: Es gab diesen peinlichen Moment am Ende des Dates, du weißt schon, wenn irgendwer den ersten Schritt machen muss? Deshalb leider kein Kuss. Aber der Abend war un-glaub-lich«, erklärte er. »Also, auf dem Weg zum Restaurant …« Der Klang von Dantes Stimme war so tröstlich und das Thema eine so angenehme Abwechslung von allem, was mir gerade im Kopf herumschwirrte, dass meine Nerven endlich zur Ruhe zu kommen schienen und ich mich in den Details seiner Verabredung verlor.
Überraschend wurden wir um drei Uhr morgens geweckt. Ich war endlich eingeschlafen, obwohl Sabines Gruppe im Innenhof lange angeregt geplaudert hatte. Bei einem kurzen Blick aus dem Fenster hatte ich Lance und Sabine auf der Bank reden sehen. Es war eine ganz natürliche und arglose Szene gewesen, aber mir war bei dem Anblick trotzdem schlecht geworden.
Jetzt scheuchte Connor uns in den Kleinbus, und wir richteten uns auf eine lange Fahrt ein, weil wir davon ausgingen, dass wir mal wieder auf dem Weg in die Sümpfe waren. Stattdessen hielten wir nur Minuten später an einem Mississippi-Dock
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