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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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an, nicht weit entfernt von der Uferpromenade, wo Sabine und ich einst gesessen und die vorbeifahrenden Schiffe beobachtet hatten. Am Kai lag nun ein Dampfboot in der Dunkelheit, an dem in enormen Buchstaben Natchez stand. Vom schlafenden Riesen waren nur die Umrisse zu erkennen. Der Fluss war um diese Uhrzeit schwarz wie Tinte und schwappte sanft gegen das Monstrum mit Rädern.
    Wir standen in der kühlen Morgenluft am Kai. Ein Mann ging vorbei, sah niemanden an, nickte Connor aber zu, als er das Schiff betrat und sich auf den Weg zur Brücke machte. Der kam mir irgendwie bekannt vor, ich kannte ihn aus dem Superdome.
    »Wer ist der Typ?«, fragte ich Dante im Flüsterton.
    »So eine Art Organisator«, warf Connor, der mich gehört hatte, kurz angebunden ein. »Er kümmert sich um die Logistik, damit ich mich um euch kümmern kann. Fährt quasi den Fluchtwagen. Ihr habt ihn nie gesehen.« Und er wurde auch nie wieder erwähnt. Jetzt marschierte Connor vor uns auf und ab.
    »Dampfschiffrennen sind hier ’ne große Sache«, erklärte er. »Also veranstalten wir heute Morgen unseren eigenen kleinen Wettkampf. Allerdings hat die Sache einen Haken, Leute. Ihr werdet das Rad dieses Dampfers nämlich selbst antreiben.«
    Lance hob die Hand. »Aber ich dachte eigentlich, die Mechanik des Dampfmotors würde verhindern, dass …«
    »Lance, danke fürs Mitdenken. Und was auch immer du sagen wolltest ist mit Sicherheit richtig. Aber der Sinn dieser Übung liegt darin, euch zu zeigen, wie stark ihr wirklich seid, wenn ihr eure Ängste vergesst. Könnte das Rad euch theoretisch zerquetschen? Allerdings. Aber ihr werdet nicht sterben, also legt los und findet heraus, wie ihr mit einer Situation umzugehen habt, in der es nicht nur ungemütlich wird, sondern in der ihr auch gegen enorme fremde Kräfte ankämpfen müsst. Ich teile euch in zwei Gruppen auf. Jedes Team wird das Schiff zu der Brücke dort bringen – das ist die Crescent City Connection – und dann wieder umkehren. Zunächst werde ich ganz schwach den Motor einsetzen, damit ihr ein Gefühl dafür bekommt, wie viel Kraft ihr aufbringen müsst, um das Rad in Bewegung zu halten, aber dann drehe ich euch den Saft ab, und ihr müsst selbst weitermachen und die Sache schaukeln. Nur in der Kurve helfe ich noch ein bisschen nach. Die schnellste Gruppe darf sich mit ihrer Zeit brüsten und verdient meinen vollsten Respekt.«
    Mich steckte Connor in ein Team zusammen mit Dante, Brody, Drew und River, dann brachte er uns an Bord, wo unsere Gegner ihren Platz auf einem der oberen Decks einnahmen, von dem aus man einen guten Blick auf das Rad hatte. Uns führte er dann weiter nach unten, auf ein Deck, zu dem Besucher normalerweise vermutlich keinen Zugang hatten. Wir folgten ihm bis zum Heck, wo sich das Deck teilte, schmaler wurde und das imposante Rad umfing, das gut siebeneinhalb Meter breit und von der Wasseroberfläche aus bestimmt dreieinhalb Meter hoch war.
    Connor erklärte uns, wie das Schaufelrad das Schiff antrieb und wie wir es anstellen mussten, um dasselbe hinzukriegen. Wenn sich das Rad drehte, tauchten die riesigen waagerechten Leisten ins Wasser ein. Je länger ich sie betrachtete, desto mehr sahen diese etwa 1,20 m voneinander entfernten Streben wie die Sprossen einer motorbetriebenen Leiter aus.
    »Wenn wir uns also irgendwie auf eins der Bretter stellen und uns an dem darüber festhalten«, ich deutete auf die uns zugewandte Seite des Rades, »und dann mit genug Kraft die Streben hochklettern, indem wir springen und uns hochziehen, dann müssten wir dieses Ding doch theoretisch in Gang setzen können?«, dachte ich laut und sah zur Gruppe rüber. Diese Unterhaltung hätte ich so gerne mit Lance geführt. Ich konnte mir ausmalen, wie er jetzt gerade da oben stand und die physikalischen Aspekte dieser Herausforderung analysierte.
    »Auf jeden Fall, was meint ihr?«, erwiderte Brody und starrte das Rad an. »Wir müssen einfach nur unser Gewicht einsetzen, um das Ding in Bewegung zu bringen. Das packen wir schon.« Er zuckte mit den Achseln, als wäre diese simple Strategie absolut logisch. Unsere Teamkameraden nickten zustimmend.
    Connor hatte zwar zugehört, sich aber nicht an der Unterhaltung beteiligt. Jetzt rief ihn Sabine. Sie hatte den Weg vom Oberdeck bis nach hier unten gefunden und zog unseren Teamleiter jetzt mit sich beiseite, außer Hörweite. Selbst in der Dunkelheit konnte ich erkennen, wie panisch sie wirkte. Sie trat von einem Fuß auf den

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