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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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dunkle Stimme übers Mikrofon. »Heißt hier irgendjemand zufällig Dante Dennis?« Der Gesuchte machte große Augen, während Max aufstand und auf ihn zeigte.
    »Was denn? Ich habe doch heute nicht Geburtstag!«, lachte Dante und gab ihm einen Klaps auf den Arm. Sonst war er immer der Partyplaner; ich fand es schön, dass jetzt auch mal jemand an ihn gedacht hatte.
    »Nein, ich aber schon, und du bist mein liebstes Geburtstagsgeschenk«, sagte Max ganz ruhig, ohne jeden Kitsch, als würden ständig Liebesgeständnisse per Blaskapelle gemacht. Aus dem Augenwinkel sah ich zu Lance hinüber, und mich überkam ein Gefühl der Sehnsucht. Er lächelte, als wir in Jubel ausbrachen und für Dante und Max applaudierten, mir war aber klar, dass er in Gedanken woanders war. »Übrigens«, fuhr Max fort, »das hier ist für dich.« Er reichte ihm eine schlichte blaue Geschenktüte. Dante sah verwirrt aus und warf einen Blick hinein.
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, sagte er, ohne etwas hervorzuziehen.
    »Was ist es denn?«, wollte ich wissen und lehnte mich hinüber, um in die Tüte zu spähen.
    Dante griff hinein und holte den Gris-Gris-Beutel hervor, den er selbst gemacht und zwischen Max’ Sachen versteckt hatte, wo er offensichtlich von der Zielperson gefunden worden war. Und außerdem war da noch eine Voodoopuppe, die wie Dante aussah. »Alter, die hast du gut hingekriegt!« Er hielt sich den handtellergroßen Doppelgänger neben das Gesicht.
    »Wirklich niedlich, Dan!« Ich lächelte.
    Der Posaunenspieler übertönte mich, führte die Band zunächst bei den ersten Takten von Happy Birthday an, verfiel dann aber rasch in eine flotte Version von When the Saints Go Marching In . Und dann marschierten sie tatsächlich los und kamen direkt zu unserem Tisch rüber. Einer der Restaurantbesitzer setzte Dante und Max eine Plastikkrone auf und hieß sie aufstehen, während unser Kellner vortrat, mit zwei grünen Schirmen in der Luft herumwedelte und sie dann den beiden Jungs in die Hand drückte. Jetzt klatschte das ganze Lokal mit, und plötzlich sprangen an unserem Tisch alle auf die Füße.
    »Kommt schon!«, gestikulierte Connor wild. »Das ist eine Second Line !«
    »Was?«, rief ich über die Musik hinweg.
    »So nennt man das. Hängt euch einfach hinten dran! Na, los jetzt!«
    Lance machte keinerlei Anstalten, sich irgendwo hinzubewegen, ich scheuchte ihn aber mit. »Du musst dich hinten dranhängen!«, wiederholte ich und zog ihn am Arm. Von der Band angeführt zogen wir zusammen mit weiteren Gästen durchs ganze Restaurant und marschierten dann raus auf die Straße. Die dröhnende Musik erregte dort gleich Aufmerksamkeit, viele Leute blieben stehen, und einige schlossen sich unserer Parade sogar an.
    »Ich kann nicht fassen, dass du das alles organisiert hast!«, rief ich Max anerkennend zu.
    »Man lebt schließlich nur einmal!«, antwortete er lächelnd. Dante griff nach seiner Hand und wedelte damit durch die Luft. In der anderen Hand hielten sie die Sonnenschirme, die im Takt auf und ab wippten. Wir tanzten die Straßen entlang, folgten dem Bläserquintett und sammelten dabei immer mehr neue Leute ein. Während die Menge voranmarschierte, fand ich mich irgendwann ganz am Ende der Parade wieder. Die Gruppe war so groß geworden, es gab so viel Geschubse und Gedränge, dass Dante, Lance und ich getrennt worden waren, wie drei Stück Treibholz, die der Strom eines Flusses davontrug. Das Feiern, der ganze Trubel hatte etwas Elektrisierendes an sich. Ich beschloss, es einfach in mich aufzusaugen, mich von all der Freude, der Aufregung dieser spontanen Straßenparty erfüllen zu lassen. Dabei konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lächeln.
    Aber dann spürte ich den Stich.
    Zuerst konnte ich ihn gar nicht richtig einordnen, ich hatte keine Ahnung, wogegen ich da gestoßen war. Es war nicht das vertraute Stechen meiner Narben – dieses Gefühl hatte nur eine Sekunde lang angedauert und ging jetzt in etwas viel Intensiveres über. Es kam mir so vor, als wäre auf meinem Rücken die Haut aufgeschlitzt worden, als hätte man sie ruckartig aufgerissen, und jetzt läge die Wunde offen da und wollte versorgt werden. Wie angewurzelt blieb ich stehen, während der Rest der Menge um mich weiter voranströmte. Ich schob meine Hand auf den Rücken, tastete herum und fand dann die Wunde – voluminös und klebrig. Dann verschwamm alles: Die Musik erklang nur noch gedämpft, die Stimmen wurden leiser. Ich trieb davon, verlor

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