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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Bruchteil einer Sekunde war ich abgelenkt und dachte an all das, was ich so angestrengt verdrängt hatte. Und was, wenn ich es nicht packen würde? Vor dieser Situation hatte ich schon einmal gestanden, doch damals war alles gut gegangen. Im Nachhinein kam mir diese erste Herausforderung beinahe leicht vor.
    Und da hatte ich auf einmal eine Eingebung: Und was, wenn ich ihr einfach alles erzählte? Wenn ich es jetzt ausspuckte? Die Karten auf den Tisch legte und Joan die Wahrheit über Dante, mich und Lance erzählte, darüber, was wir wirklich waren, auch wenn das für sie schwer zu verstehen war? Aber es würde so irre klingen, dass ich befürchtete, sie würde mich für verrückt erklären.
    »Es tut mir so leid, Joan, ich wollte wirklich nicht … Hör mal, hier … gehen wirklich ein paar seltsame Dinge vor sich«, begann ich vorsichtig. Ich hatte diese komplexen Lügengespinste so satt. Wenn ich mir wünschte, sie wüsste die Wahrheit, dann auch aus einem ganz egoistischen Grund: Ich hoffte nämlich, sie würde vielleicht die richtigen Worte finden, um mich zu trösten und all dem ein wenig von seinem Schrecken zu nehmen. Manchmal hatte ich es einfach satt, immer so stark sein zu müssen.
    »Also, Haven, mal ganz im Ernst, jetzt mache ich mir wirklich Sorgen. Was ist denn da bei euch los? Wovon redest du nur?« Sie klang streng.
    »Ach, ich übertreibe natürlich mal wieder«, ruderte ich nun zurück. »Es geht schon, ich bin einfach nur ziemlich gestresst. Ich freue mich schon darauf, wenn ich hier endlich fertig bin und zurück nach Hause komme, das ist alles.«
    »Es passt mir gar nicht, dass du dich so aufregst. So schlimm kann es doch wohl nicht sein. Du setzt dich selbst immer derart unter Druck, damit alles perfekt wird. Du musst wirklich mal lockerer werden. So eine Einstellung ist einfach nicht gesund.«
    »Ich weiß, du hast ja Recht.«
    »Vielleicht kann ich dich ja vor Ablauf des Projektes irgendwann besuchen. Versprich mir aber auf jeden Fall, dass du es mal langsamer angehen lässt, wenn du im Juni wieder nach Hause kommst, ja? Dann nehme ich mir ein paar Tage frei, und wir können zusammen faulenzen.«
    Ich schwieg und kämpfte mit den Tränen. Würde ich dann überhaupt noch da sein? Wie lange würde ich wohl noch befürchten müssen, dass jedes Telefonat mein letztes war? Ich schwieg jetzt schon seit mehreren Sekunden. »Na, auf jeden Fall wünsche ich dir viel Spaß!«, sagte Joan und versuchte, möglichst locker zu klingen.
    Ich wischte mir mit dem Handrücken über die Augen und stählte meine Stimme. »Natürlich, klar. Abgemacht, versprochen.«
    »Das klingt doch schon besser.« Wieder verstummte sie kurz. »Und du bist sicher, dass mit dir alles okay ist? Muss ich mir Sorgen machen? So kommt es mir nämlich vor, solange du mich nicht vom Gegenteil überzeugst.«
    Am liebsten hätte ich gesagt, ja, du solltest vor Angst zittern, so wie ich. Stattdessen versicherte ich: »Natürlich nicht, alles in Ordnung. Es geht mir gut.«
    »Das kaufe ich dir zwar nicht ab, aber ich habe ganz den Eindruck, dass du mir sowieso nicht erzählen wirst, was wirklich los ist, bis die Sache überstanden ist. Also möchte ich dich zumindest bitten, ein paar Fotos für mich zu schießen, okay? Ich will Bilder von dir bei diesem Umzug, und das ist ein Befehl. Und außerdem erwarte ich, dass du jede Menge Spaß hast, verstanden?«
    »Verstanden.« Ich nickte und lächelte durch die Tränen hindurch.
    Vielleicht würde ich eines Tages wirklich einen Weg finden, ihr die Wahrheit zu sagen, aber jetzt ging das einfach nicht. Und leicht würde es nie sein. Ich konnte nur hoffen, dass der Wunsch, zu überleben und Joan wiederzusehen, mir beim Kampf helfen und mir zusätzliche Stärke verleihen würde, wenn ich sie brauchte.
    Dante und Max bestellten mich am Montagnachmittag zu Mariette. »Sie möchte euch Glück wünschen«, hatte Dante erklärt. Wir brauchten alles Glück, das wir kriegen konnten, also würden wir bestimmt nicht nein sagen. Als wir ankamen, hockten unsere Mitengel vorne im Laden auf dem Tresen.
    »Also, wie sieht’s mit deinem Wurfarm aus?«, fragte Dante mich zur Begrüßung mit funkelnden Augen.
    »Wie bitte?«
    Er machte seinen Rucksack auf, und darin entdeckte ich jede Menge Dreiecke und Sterne mit scharfen Kanten, die alle aus einer Art zarter Baumrinde gemacht waren und deren Spitzen in verschiedenen Farben leuchteten. Zum Schutz steckten sie einzeln in winzigen Plastikhüllen. »Die werden

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