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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Vergangenheit Stillschweigen zu bewahren. »Na ja, es ist jedenfalls eine tolle Stadt. Du musst mal zu Besuch kommen. Wir wohnen zwar etwas außerhalb, aber bis zur Newbury Street ist es nicht weit, und da sind die ganzen tollen Geschäfte.« Sie hob das Handy ans Ohr. »Hey, ihr! Frohes Neues! Wie geht’s euch denn?! … Ich weiß, das hab ich gerade gekriegt, total süß!« Mondlicht fiel durchs Fenster herein und schimmerte auf dem glänzend weißen Balkon. Ich konnte Sabine genauso gut ein wenig Privatsphäre lassen. Also öffnete ich den Riegel und schob das Fenster auf. Ich setzte mich aufs Fensterbrett und schwang die Beine hinüber, um hinauszuklettern. Die Luft war jetzt viel kühler, und ich bekam eine Gänsehaut. In der Ferne konnte ich noch immer dumpf das Getöse auf der Bourbon Street hören.
    »Dir ist schon klar, dass es auch eine Tür gibt, oder?«, rief mir jemand von einem Teil des Balkons schräg gegenüber zu und winkte. Ich lehnte mich über das Geländer und konnte ihn jetzt im diesigen Licht erkennen. Es war Connor. Ich winkte zurück. Dann deutete er auf etwas zu meiner Linken. Ich sah zu einer Tür hinüber, die vermutlich zum Ende des Flurs führte.
    »Ja, aber du weißt ja, dass ich es mir nicht gern leicht mache«, rief ich zurück.
    »Das gefällt mir so an dir«, erwiderte er und fügte mit einem weiteren Winken »Nacht!« hinzu. Dann wandte er sich ab und betrat das Gebäude durch eine ähnliche Tür auf seiner Seite. Von einem anderen Bereich des Balkons aus drangen gedämpfte Stimmen an mein Ohr. Da drüben war es dunkel, aber ich konnte zwei Gestalten sehen, die zusammenhockten, sich unterhielten und den Hof unten im Auge behielten. Über ihnen erhob sich drohend der zweite Stock des Herrenhauses nebenan, wie ein Rowdy, der im Dunkeln unserem bescheideneren Heim auflauerte.
    »Habt ihr kein Zuhause?«, knurrte einer von den Typen auf der anderen Seite des Balkons.
    Ich beugte mich über das Geländer und entdeckte zwei ineinander verschlungene Figuren auf der Bank im Hof. Als ich die Augen zusammenkniff, um zu sehen, wer das wohl sein konnte, blickten die beiden nach oben, sprangen dann hastig auf und huschten ins Haus.
    Hinter mir wurde das Fenster aufgerissen. »Hey!«, rief Sabine. »Was treibst du denn hier draußen?«
    »Ich glaube, da unten ist gerade unsere erste Wohnheimaffäre aufgeflogen.«
    »Im Ernst?« Sie stampfte in gespielter Entrüstung mit dem Fuß auf. »Und ich hab es verpasst! Komm rein, du musst mir alles erzählen. Du kannst mich ja auf den neuesten Stand bringen, während wir uns darüber streiten, wer wo schläft. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin fix und fertig«, murmelte sie.
    Ich kletterte wieder ins Zimmer, und wir klärten die Bettenfrage ganz fair: Eine Münze entschied, dass ich die Nische bekam. Wir kuschelten uns beide unter die Decke und machten die Nachttischlampe aus.
    »Als Nächstes«, meinte Sabine und gähnte in der Dunkelheit, »sollten wir hier ein bisschen umdekorieren, was meinst du? Vielleicht sehen wir uns mal in einem von diesen Antiquitätenläden hier in der Nähe um und halten nach irgendwas Flippigem Ausschau?«
    »Hast du den mit der riesigen Kamelstatue im Schaufenster gesehen?«, fragte ich lachend.
    »Perfekt«, befand sie, ich wusste aber, dass das nur Spaß war. »Nacht!« Ihr Bett ächzte, als sie es sich darin gemütlich machte.
    »Gute Nacht!« Mit weit offenen Augen starrte ich in die Dunkelheit. So wach wie jetzt gerade war ich den ganzen Tag nicht gewesen. Wenn ich ein Zimmer für mich allein hätte, würde ich jetzt wohl das Licht wieder anmachen und versuchen, ein bisschen zu lesen, aber das erschien mir an unserem ersten Abend hier nicht sehr nett. Und wenn ich noch so sehr versuchte, ihn aus meinen Gedanken zu vertreiben, ich musste nur die Augen schließen, um den Fürsten wieder vor mir zu sehen. Oder Lucian, wie er sich in den Fürsten verwandelte.
    Ich lag hier genau auf der richtigen Höhe und im richtigen Winkel, um durch den zarten, hauchdünnen Vorhang vor meiner Nische den Mond vor dem Fenster leuchten zu sehen. Auf ihn richtete ich nun meinen Blick, ich war ihm dankbar für jedes auch noch so kleine bisschen Licht, das die dunklen Ecken meines Verstandes erhellen würde. Ich wünschte mir, sein friedlicher Schein würde mich bald einlullen.
    Da sah ich es und saß mit einem Mal senkrecht im Bett.
    Ein schwaches Leuchten flackerte in einem der oberen Fenster in der Nachbarvilla auf, und dann

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