Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
Vom Netzwerk:
saß mit gekreuzten Armen in sich zusammengesunken da. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter und fragte: »Bist du seekrank? Wenn du dich vorbeugst, damit das Blut in den Kopf fließen kann, geht’s dir gleich besser.«
    »Das ist es nicht«, erwiderte sie tonlos.
    Connor steuerte den Kahn um eine enge Kurve, in der ein Baum direkt aus dem Wasser zu wachsen schien, und stellte dann den Motor aus. Dante ging zur Reling rüber, streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen über das Louisianamoos, das wie fransenbedeckte Ärmel über den Zweigen der Zypressen hing. Max trat neben ihn. Nach und nach begann unsere Gruppe, sich zu entspannen.
    »Ich möchte, dass ihr alle die frische Sumpfluft genießt«, verkündete Connor und nahm einen tiefen Atemzug. Dann packte er einen langen Stock, der am Motor lehnte, griff nach einer weißen Tüte am Boden und riss sie mit den Zähnen auf. »Fang!«, rief er Dante zu und warf etwas in seine Richtung. Dante erwischte es im Flug und hielt es hoch: Es war ein Marshmallow.
    »Hm, braten wir die über dem Feuer?«, fragte er.
    »Nein!«, antwortete Connor fröhlich. Er spießte den Mäusespeck auf den Stock, beugte sich vor und berührte damit die Wasseroberfläche. »Jetzt schaut mal gut zu.« Er winkte. Alle reckten die Hälse und sahen zu ihm rüber. River stand sogar auf und ging zu ihm.
    »Der sieht ja wirklich wie ein übler Wich…«, begann sie mit einem Grinsen.
    »River!«, unterbrach sie Connor lachend. »Hüte deine Zunge!«
    Und da sah ich ihn auch, den langen, geriffelten Umriss, der langsam im Wasser aufstieg. Er erreichte den Mäusespeck und schoss empor, schnappte nach dem Stock und holte sich die Süßigkeit, bevor er wieder im Sumpf versank. Drew kreischte, und Max zuckte mit ängstlichem Gesichtsausdruck zurück. Er fächelte sich mit seinem Hut Luft zu. Dann wurde applaudiert, und jemand rief: »Hoppla!«
    »Hey, Lafitte, darf ich dir ein paar Freunde von mir vorstellen?«, rief Connor dem Krokodil zu.
    Lance gluckste. »Der ist nach Jean Lafitte benannt, dem Piraten? Zum Schreien!«
    »Danke, Lance, du kluger Kopf«, sagte Connor. »Ja, es gab nämlich seit jeher Gerede, dass dessen Schatz hier irgendwo vergraben ist, also fand ich das ganz passend. Aber egal. Wo Lafitte herkommt, gibt es jedenfalls noch mehr von der Sorte, und auch noch alles mögliche andere Getier, neben dem dieses Kerlchen wie eine Schmusekatze aussieht. Wir werden Ausflüge mit Grundschulkindern aus dem Ninth Ward hierher machen. Die bringen wir nächstes Wochenende her, drehen hier eine Runde und essen dann mit ihnen in diesem Restaurant, das für seinen gebratenen Seewolf berühmt ist …« Während er diese Details erläuterte, spießte er ein weiteres Marshmallow auf den Stock. Langsam ließ auch bei mir die Anspannung nach: Scheinbar hatten wir den alten Connor wieder. Ich atmete erleichtert aus. Sabine hatte inzwischen die Augen aufgeschlagen, starrte aber immer noch gequält auf ihre Füße.
    »Jetzt aber möchte ich euch bitten, mal dort rüberzusehen.« Connor zeigte uns eine auf Pfeilern errichtete Hütte in einiger Entfernung, etwa ein oder zwei Footballfelder entfernt. »Das ist heute unser Ziel.« Er verstummte kurz. »Weiter als bis hier bringe ich euch aber nicht.« Jetzt starrten wir einander an und fragten uns, ob wir ihn da gerade richtig verstanden hatten. Auf Connors Zügen machte sich ein teuflisches Grinsen breit. »Was denn? Sehe ich etwa wie ein Chauffeur aus? Ihr müsst hier auch selbst was tun.«
    »Äh, soll ich vielleicht fahren?«, bot sich Max an. »Mein Onkel in Florida hat auch so ein Boot. Ich könnte …«
    Connor begann zu lachen. »Wirklich süß, Max. Aber ich glaube, ihr habt mich nicht ganz verstanden.« Jetzt ging er langsam an der Reling entlang. »Ihr. Werdet. Jetzt. Schwimmen.« Bei jedem Wort schlug er mit dem Stock gegen die Reling, und mit jedem Schlag fuhren wir zusammen. Dann blieb er stehen und lächelte wieder.
    »Aber die fressen uns doch bei lebendigem Leibe«, knurrte Brody ungläubig.
    »Und du bist als Erster an der Reihe«, erklärte Connor seelenruhig.
    »Du bist ja verrückt!«
    »Rein mit dir. Sofort.« Jetzt schlug Connor mit dem Stock so hart gegen die Reling, dass er entzweibrach. »Ab ins Wasser!«, brüllte er unseren Mitfreiwilligen an.
    »Warum sollte ich da reingehen?«, rief Brody, stand auf und starrte ihn an. Jetzt erhob sich auch Lance, als sei er bereit, da im Notfall einzugreifen. Ich beobachtete die Szene

Weitere Kostenlose Bücher