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Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Bösen: Die Erleuchtete 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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sich um. Es war stockfinster, bis zum Morgengrauen war es wahrscheinlich noch Stunden hin. Mein Wecker bestätigte diese Vermutung: 4.04 Uhr. Da ertönte wieder das Hämmern. Ich eilte die Leiter runter, um aufzumachen, doch bevor ich die Tür erreichte, flog sie von allein auf. Mir entfuhr ein Keuchen, als Connor das Licht einer Taschenlampe auf die schlafende Sabine richtete – die sich einfach zur Seite rollte – und dann mich anleuchtete. Wie erstarrt stand ich da.
    »Aufstehen, meine Damen«, fuhr er uns an. Das war der Connor, den wir heute beim Abendessen zum ersten Mal erlebt hatten, nicht der lässige Collegestudent, der sich bei einem Basketballspiel einklinkte. »Langsamer geht’s wohl nicht, oder? Ihr habt fünf Minuten zum Packen für unseren Ausflug, dann treffen wir uns im Gemeinschaftsraum. Los, los, los!«
    Ich war viel zu fertig, um auch nur ein Wort rauszubringen, Sabine krächzte jedoch trotz ihres Katers: »Wohin geht’s denn?«
    »Vier Minuten!«, blaffte er auf seinem Weg hinaus.
    »Aber wir wissen doch gar nicht, was wir alles brauchen!«, rief sie ihm hinterher.
    »Drei Minuten!« Er hämmerte weiter gegen Türen, während er den Flur entlangging.
    Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Was ist denn mit dem Typen los? Er war doch am Anfang so nett.«
    »Der spinnt total.« Sabine schüttelte den Kopf und griff sich dann an die Stirn. »Au.«
    Minuten später führte Connor uns alle nach draußen. Jeder hatte einen hastig gepackten Koffer oder eine Reisetasche dabei. Zack, zack, zack scheuchte er uns zu einem Kleinbus, der vor dem Haus parkte.
    Die Straßen waren menschenleer, der Himmel immer noch tiefschwarz. Niemand sprach ein Wort. Das einzige Geräusch war das leise, gleichmäßige Summen der Reifen auf dem Asphalt, als wir die Stadt verließen und dann über leere Landstraßen fuhren. Dante und ein paar andere dösten vor sich hin. Lance und ich sahen abwechselnd aus dem Fenster und starrten zu Connor rüber, der mit versteinerter Miene am Steuer saß. Selbst als sich unsere Blicke im Rückspiegel trafen, verriet seine Miene keinerlei Emotionen. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, ich sah tausend Szenarien vor mir, jedes übler als das nächste, und in den meisten gehörte Connor zu ihnen . Als es am Horizont langsam hell wurde, bogen wir auf einen ungeteerten Feldweg ein, der durch von üppigen grünen Bäumen bestandenes Land führte. Unter unseren Rädern federte das saftige Erdreich. »Okay, ab in die Wildnis!«, flüsterte Brody.
    Connor fuhr an eine kleine Anlegestelle heran, an der ein Boot auf Passagiere wartete. Er brachte den Wagen zum Stehen, machte die Tür auf und winkte uns heraus. »Alle an Bord!«, rief er.
    Das Deck schwankte, als ich mit einem Satz ins Boot sprang und versuchte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich setzte mich zwischen Lance und Dante, der mir zuflüsterte: »Echt cool, ich wollte sowieso unbedingt eine Sumpftour machen!«
    Dicke Zypressen standen an beiden Ufern, ihre kräftigen Äste streiften den feuchten Boden. Von den wilden, üppigen Pflanzen um uns herum bis hin zum trüben Sumpfwasser unter uns bestand die ganze Welt aus einer Palette von Grüntönen, manche strahlend und leuchtend, andere matter. Vögel begrüßten mit ihrem Gesang die aufgehende Sonne, ein Chor von zirpenden Insekten fiel mit ein. Nur Sabine fehlte noch im Boot, zögernd stand sie auf dem schmalen, krummen Anlegesteg. Ich fürchtete beinahe, sie würde sich übergeben – sie hatte einen ganz schönen Kater –, auf ihrem kreidebleichen Gesicht schien sich jedoch echte Angst widerzuspiegeln.
    »Komm schon, los geht’s!«, rief Connor, der kein Erbarmen zeigte. Sie stand wie angewurzelt da und schüttelte nur den Kopf. Schließlich packte er sie mit einer Bewegung, die man normalerweise für eine besonders herzliche Umarmung gehalten hätte, und hob sie selbst ins Boot. Wir anderen starrten ihn mit offenem Mund an. Ich rückte näher an Lance heran und machte zwischen mir und Dante für Sabine Platz, die ich jetzt zu mir winkte. Sie sah mich nur eine Sekunde lang an und schloss dann die Augen. Ihre Hände, die sie sittsam im Schoß gefaltet hatte, zitterten. Connor übernahm das Steuer, der Motor sprang stotternd an und dröhnte. Dann ging es los, wir schossen über die algenbedeckte Oberfläche dahin, kühler Wind strich über unsere Haut, und Wasser spritzte.
    Sabine sah so aus, als würde ihr etwas wehtun. Sie hielt die Augen noch immer geschlossen und

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