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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Nicht sofort, aber bald.«
    Beklommen schwieg sie.
    Statt ihrer ergriff John das Wort. »Ihr wollt mich also fortschicken. Nun, damit kann ich leben«, sagte er zu Birwain. Er schob seine Hände in die Hosentaschen, eine lässige Geste, die im Widerspruch zu dem kämpferischen Ausdruck in seinen Augen stand. »Aber Emma werde ich euch nicht überlassen. Sie braucht ihresgleichen, um nach dem Tod ihres Mannes wieder ins Leben zurückzufinden. Sie braucht die Gesellschaft von Weißen!«
    Emma runzelte die Stirn. Dass John über sie sprach, als sei sie weder anwesend noch mit einem eigenen Willen versehen, ärgerte sie. Doch bevor sie etwas sagen konnte, fiel Birwain ihr überraschend in den Rücken.
    »John hat recht«, sagte der Schamane tonlos.
    Beide Männer sahen sie nun an.
    »Schön, dass ihr euch da so einig seid!«, rief Emma aufgebracht. »Dann hat dieses kleine Treffen ja zu eitel Sonnenschein unter euch beiden geführt. Aber wisst ihr was? Wie es weitergeht, ob ich bleibe oder nicht, ob ich …«, John heirate, hatte sie sagen wollen, schluckte es aber im letzten Moment hinunter, »… ob ich mir auf die eine oder andere Weise eine neue Existenz aufbaue oder ob ich um mein Leben als Forscherin kämpfe«, sie holte tief Luft, »das ist einzig und allein meine Entscheidung!« Die letzten Worte hatte sie fast geschrien vor lauter Zorn.
    John zog belustigt die Augenbrauen hoch.
    »Niedlich«, hörte Emma ihn murmeln.
    Woraufhin sie ihm am liebsten einen Faustschlag verpasst hätte, vorzugsweise auf eine seiner Prellungen, die sich mittlerweile blaurot verfärbt hatten. Und die ihm hoffentlich noch sehr, sehr wehtaten.
    »Du solltest auf John hören«, krächzte der Schamane. »Überleg es dir zumindest.«
    »Aber Birwain!« In Emmas Ärger mischte sich Furcht. Wollte er denn wirklich und wahrhaftig, dass sie den Clan verließ? »Du hast doch immer gesagt, ich gehöre zu euch … wie kannst du mir da nahelegen, euch einfach so zu verlassen?«
    »Vielleicht habe ich mich getäuscht, und du gehörst nirgendwo anders hin als zu Menschen wie John Roberts.« Birwain klang resigniert. »Ich habe immer geglaubt, dass die Geister etwas von dir erwarten, und ich denke, deine Aufgabe steht dir noch bevor. Aber ich begreife nicht, worin sie besteht, sosehr ich mich auch bemühe.« Er zuckte mit den Schultern. »Also, wer sagt, dass ich mich nicht irre? Zeit meines Lebens habe ich, ohne nachzudenken, verstanden, was die Ahnen und Marmbeja mir sagen wollten, aber jetzt … jetzt herrscht nichts als Leere in mir. Vielleicht wird es Zeit, dass ich mir einen Nachfolger suche. Vielleicht passe ich nicht in diese neue Zeit. Ich weiß es nicht.« Verloren wiederholte er: »Ich weiß es nicht.«
    Plötzlich wünschte Emma, John würde nicht neben ihnen stehen. Sie wollte Birwain umarmen, wollte ihm Mut zusprechen, wollte alles tun, um die Hoffnungslosigkeit zu vertreiben, die so gar nicht zu dem alten Schamanen passte. Wenn nach Purlimil nun auch noch Birwain von Schwermut ergriffen würde … nicht auszudenken, was das für den Clan bedeutete! Kein law man mehr, kein Schamane, und dazu die Angst der Schwarzen vor den mächtigen, seelenraubenden D’anba. Möglich, dass der Clan diesem Druck standhielt. Viel wahrscheinlicher erschien es Emma jedoch, dass eine zerstörerische Orientierungslosigkeit um sich greifen würde.
    Unwillkürlich ballte sie die Fäuste. »Ich möchte euch nicht verlassen.«
    »Das musst du nicht sofort entscheiden«, mischte John sich ein, bevor Birwain ihr antworten konnte. »Denk in Ruhe darüber nach. Was hältst du davon, wenn wir beide einen Ausflug nach Warwick machen? Mit den Pferden sind wir im Nu dort.« Leiser fügte er hinzu: »Komm mit mir an einen Ort, wo du unter Weißen bist, Emma. Nur für ein paar Tage. Danach wirst du klarer sehen.«
    »Das ist eine gute Idee«, pflichtete Birwain dem Engländer mit versteinerter Miene bei. »Belle kannst du bei Gunur lassen, sie wird sich gerne um die Kleine kümmern.« Er sah John an. »Außerdem könnt ihr in Warwick Johns Rückkehr nach Sydney in die Wege leiten.«
    So schnell?
    »Ihr redet, als sei es bereits beschlossen, dass John gehen muss. Dass es am besten wäre, wenn ich mit ihm gehe und all das hier aufgebe.« Emma machte eine fahrige Armbewegung, die das Dornendickicht und das weite Grasland ebenso umschloss wie Birwain – und Belle, die keine Ahnung hatte, was sich über ihr zusammenbraute.
    Spontan bückte Emma sich, nahm Belle auf den

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