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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Arm und drückte sie fest an sich.
    »Wir Menschen haben gar nichts beschlossen«, sagte Birwain traurig. »Die bösen Geister sind es, die uns zu alldem treiben. Und momentan sieht es so aus, als seien die D’anba noch stärker, als wir befürchtet haben.«
    Emma strich sich mit der Hand über die Augen. Dieses ewige Gerede von den bösen Geistern – sie konnte es nicht mehr hören! Wegen dieser Schreckgespenster fand eine Wanderung statt, die dem Clan bisher nichts eingebracht hatte als Schlepperei und wunde Füße. Purlimil war immer noch schwermütig, Carl immer noch verschwunden, und sogar Dayindi war fort. Und nun, als Krönung, legte Birwain ihr nahe, den Clan mit John zu verlassen.
    Gedanken und Gefühle wirbelten in Emma durcheinander. Sie hatte keine Ahnung, ob sie Birwains Vorschlag als letzten Anstoß begreifen sollte, endlich in ein passenderes, leichteres Dasein zu flüchten, weit weg von Wildnis, Aberglauben und mysteriösen Aufgaben. Oder ob sie, wenn sie dem Clan und ihrer Arbeit als Forscherin den Rücken kehrte, unwiderruflich die falsche Abzweigung auf ihrem Lebensweg wählte.
    Warwick würde ihr eine Verschnaufpause bieten, dachte Emma. Ein paar Tage ohne die Eingeborenen, ohne das Baby, das sie ständig auf Trab hielt, und vor allem ohne Geister: Das würde ihr guttun. Außerdem konnte Emma bei dieser Gelegenheit Nahrung für Belle kaufen, was sie ja sowieso vorgehabt hatte.
    Sie gab sich einen Ruck.
    »In Ordnung, John. Lass uns zusammen nach Warwick gehen.«

30
    T rotz der Schönheit ihrer Umgebung, die sich unter sahneweißen Schäfchenwolken vor ihnen erstreckte, konnte Emma den Ritt nach Warwick nicht genießen. Zu ungewiss war ihre Zukunft, zu trübe kamen ihr sämtliche Möglichkeiten vor, die sich ihr boten, als dass sie Sinn für die Natur um sich herum gehabt hätte.
    Außerdem beunruhigte es sie, dass sie sich seit Birwains Vorstoß so seltsam benommen fühlte. Sie war müde, fast wie betäubt, als habe sich all das in ihr zum Schlafen zurückgezogen, was sie einmal ausgemacht hatte: ihre Neugierde und ihre Lust am Widerspruch, ihr Mut und ihr Kampfgeist. Und ihr Vertrauen darauf, dass sich schlussendlich alles zum Besten fügen würde, auf welche Weise auch immer.
    Alles erstickte in einem dichten inneren Nebel.
    Ernst blickte Emma über Princess’ Ohren und die strohige Mähne nach vorn. Normalerweise hätte sie die sanft gewellte Landschaft schön gefunden: Sandhügel und Steine, Ameisenhaufen und kleine Wäldchen durchsetzten unspektakulär, aber gefällig das hohe Gras. Kängurus blickten ihnen reglos entgegen, um ohne Eile davonzuhoppeln, sobald die Pferde ihnen zu nahe kamen. Zwei- oder dreimal flatterten große, schwerfällige Vögel vor ihnen auf, die Emma an Truthühner erinnerten. Allerdings war die australische Variante weit auffälliger gefärbt: Auf einem schwarz befiederten Körper saß ein knallroter Kopf, den eine gelbe Halsmanschette zierte.
    Doch nicht einmal diese spaßig aussehenden Tiere konnten Emmas Stimmung aufhellen. Wie konnte sie auch über wilde Hühner lachen, wenn ihr eigenes freies Leben aller Voraussicht nach nur allzu bald ein Ende finden würde? Birwain hatte Emma zwar nicht ausdrücklich aus dem Clan geworfen, wie er es mit John getan hatte. Aber er hatte ihr doch nahegelegt, zu ihresgleichen zurückzukehren. Mehr noch: Plötzlich schien Birwain der Meinung zu sein, dass Emma niemals wirklich zu ihnen gehört hatte und dass ihre Anwesenheit im Clan niemandem etwas nützte.
    Zwar war Emma nie begeistert davon gewesen, von Baumgeistern, an die sie nicht glaubte, eine Aufgabe übertragen bekommen zu haben. Jetzt, da sie dieser Aufgabe offiziell ledig war, musste sie sich jedoch eingestehen, dass es noch viel schlimmer war, als störender Zaungast betrachtet zu werden.
    Sie biss die Zähne zusammen. Es half ja nichts. Wenn das Leben, das sie sich mit Carl aufgebaut hatte, tatsächlich vorbei war, dann, in Gottes Namen, sollte es eben so sein.
    Die Pferde trabten unlustig durch die Wildnis, schwer beladen mit Reitern und dem gesamten Gepäck. Emma und John hatten alles mitnehmen müssen, da die Schwarzen natürlich nicht auf sie warten, sondern weiterwandern würden. Birwain hatte Emma informiert, dass der Clan dem Lauf des Flusses Condamine folgen wollte, immer in Richtung seiner Quelle. Da er auf diese Weise kaum zu verfehlen war, würde Emma dem Clan nach ihrer Auszeit in Warwick einfach entlang des Flusses nachreiten.
    Dass John sie dabei

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