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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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schmutzigen Grau ausgeblichen. Die Absätze hatte Emma in vielen Wanderstunden schiefgetreten, und die Sohlen würden auch nicht mehr lange halten. Diese neuen, hübschen, glänzend schwarzen Stiefel hingegen … Emma seufzte. Sie betrachtete die Stiefel sehnsüchtig. Sie waren ordentlich genäht, sahen solide und dennoch elegant aus. Obwohl der Schuhmacher ihr unsympathisch war und eindeutig nur ein gutes Geschäft im Sinn hatte, schien er sein Handwerk zu verstehen.
    Sie knetete ihre Hände. »John … du hast nicht zufällig einen Teil meines Lohnes dabei?«
    Der Schuhmacher sah neugierig zwischen ihnen hin und her. »Ach, die Herrschaften sin’ gar nich’ verheiratet?«
    »Jedenfalls nicht miteinander«, beschied John ihm kühl, bevor er sich an Emma wandte. »Zieh die Stiefel an. Wenn sie passen, werde ich sie bezahlen. Abrechnen können wir später, wenn wir allein sind.«
    Mit brennenden Wangen nickte sie. Der Schuhmacher musste denken, dass sie sich von John aushalten ließ – eine erniedrigende Vorstellung.
    Ohne einen der Männer anzusehen, griff Emma nach den Stiefeln, um in einer ruhigen Ecke des Ladens hineinzuschlüpfen. Dabei nahm sie sich vor, nie wieder ohne eigenes Geld einen Laden zu betreten.
    Es war eindeutig an der Zeit, sich Gedanken über ihre finanzielle Lage zu machen.
    Die neuen Stiefel an den Füßen, schlenderte Emma im rotgoldenen Abendlicht durch Warwick. John hatte die Rolle des Führers übernommen und zeigte ihr eifrig jede noch so unbedeutende Einrichtung: den Schneider, dessen feine, bunte Stoffe Emma sofort verlockten, noch mehr Geld auszugeben. Die beiden Schmieden, die sich, wollte man Johns Klatschgeschichte Glauben schenken, verbissen Konkurrenz machten. Den chinesischen Schweinezüchter, dessen halber Viehbestand beim letzten Sturzregen ausgebrochen war und sich in die Wildnis davongemacht hatte. Die Wirtshäuser, den Sattler, die Volksschule. Auch eine Post gab es und sogar eine Art lokalen Gerichtshof, der für kleinere Vergehen und Streitigkeiten zuständig war. An der Polizei ging Emma schneller vorüber, zu sehr erinnerte das ausgebleichte Holzhäuschen sie an ihren traurigen Besuch in Ipswich. Dafür blieb sie vor jedem einzelnen der drei Kaufläden lange stehen und spähte neugierig hinein.
    »Brauchst du etwas? Dann lass uns doch reingehen«, schlug John beim dritten Laden vor, aber Emma schüttelte den Kopf. Kein Geld, keine Besorgungen.
    »Einkaufen kann ich auch morgen noch. Aber Hunger hätte ich«, gab sie zu. »Wie wäre es mit einem Besuch in einem der Wirtshäuser? Dann können wir gleich über meinen Lohn sprechen. Und darüber, wie es nun weitergeht.«
    Sofort warf John ihr einen aufmerksamen Blick zu. Wie Emma sich ihre Zukunft vorstellte, schien auch ihn brennend zu interessieren. Gleichzeitig glaubte Emma, eine Spur schlechten Gewissens in seinen Augen zu entdecken. Merkwürdig.
    Johns Stimme jedoch klang entspannt, als er sagte: »Ich habe eine bessere Idee. Ganz in der Nähe gibt es ein Café, dessen Besitzer ebenso wie du aus Württemberg stammt. Wie sieht es aus: Hättest du Lust auf ein bisschen Plauderei in deiner Muttersprache?«
    Freudig überrascht stimmte sie seinem Vorschlag zu. Deutsch hatte sie nicht mehr gehört und nicht mehr gesprochen, seit Carl verschwunden war. Wahrscheinlich, dachte sie aufgeregt, würden sich lauter englische Wörter in ihre Konversation mischen, sprach sie doch seit Monaten nur noch Englisch oder die Sprache der Eingeborenen.
    »Gibt es hier noch mehr Deutsche?«, erkundigte sie sich.
    John nickte. »Der Sattler ist deutsch, der Wagner, einer der Kaufleute, außerdem etliche Farmbesitzer. In Warwick versuchen viele Deutsche ihr Glück.«
    »Fraglich, ob sie es finden«, rutschte es Emma heraus.
    Nachdenklich sah John sie an. »Hast du es gefunden?«
    Emma ließ sich Zeit mit der Antwort. Schließlich sagte sie: »Das dachte ich einmal. Aber wenn es so war, ist mir das Glück ziemlich schnell entglitten.«
    »Du könntest es wieder einfangen.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Er griff nach ihrer Hand. »Emma, wenn du mich …«
    »Ich habe seit Ewigkeiten keinen Bohnenkaffee mehr getrunken«, unterbrach sie ihn hastig – ein wenig geschickter Versuch, das Gespräch in unverfänglichere Bahnen zu lenken. »Nach dem ständigen englischen Tee wird das eine richtige Wohltat sein!«
    John ließ ihre Hand los und atmete tief durch. Dann hatte er seine übliche Nonchalance wiedergefunden. Lediglich sein

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