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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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lösten sich in Luft auf. Das Pferd warf den Kopf hoch, erkannte Emma und wieherte leise zur Begrüßung.
    Es war Orlando.

13
    S ie weiß nichts von der dunklen Seite ihres Mannes.« Hektisch blickte Emma auf das Wohnhaus, in dem Mrs Crusius verschwunden war. »Entweder ist Carl noch hier, oder Oskar hat ihn umgebracht. Orlando ist der Beweis. Aber Mrs Crusius hätte uns nicht so freundlich willkommen geheißen und herumgeführt, wenn sie wüsste, wer ich bin und dass ihr Ehemann meinen Mann auf dem Gewissen hat.«
    Johns Miene war undurchdringlich. »Was hast du vor?«
    »Ich möchte mit Birwain und Birrinbirrin zum Warenlager reiten.«
    Ihr Blick flog zu den Männern, die grimmig nickten.
    »Mrs Crusius hat gesagt, dass es die storekeepers waren, die Orlando gefunden haben«, fuhr Emma fort. »Sie könnten also mit Oskar unter einer Decke stecken.« Sie leckte sich aufgeregt über die Lippen. »John, storekeepers sind doch die Männer, die für die Lagerung der Wolle zuständig sind, oder?«
    »Unter anderem. Sie nehmen auch den Fuhrmännern, die alle paar Wochen auf den Stationen aufkreuzen, Lebensmittel und Gerätschaften ab. Diese Vorräte schaffen sie dann ins Warenlager und geben den Fuhrmännern dafür die Wolle mit, die für den europäischen Markt verschifft werden soll.«
    »Also betritt niemand diese Warenlager, außer den storekeepers und ihrem Herrn? «
    »Niemand.«
    »Dann ist es das perfekte Versteck!« Emma war kaum imstande, ihre Erregung im Zaum zu halten. »Rasch, lass uns zurück ins Haus gehen. Wir trinken Tee mit Oskars Frau, und du lässt Mrs Crusius ihre storekeepers rufen. Erzähl ihr, du interessiertest dich für ihre Arbeit, du trügest dich selbst mit dem Gedanken, es mit der Schafzucht zu versuchen … ach … irgendwas. Sobald die Männer im Anmarsch sind, gebe ich vor, ich bräuchte noch ein wenig frische Luft. Sie wird keinen Verdacht schöpfen, sondern mir glauben. Schließlich hatte ich vorhin im Stall einen Schwächeanfall. Nachdem ich Orlando gesehen habe.«
    Zweifelnd sah John auf ihr gerötetes Gesicht. »Ehrlich gesagt, du siehst schon wieder recht gesund und rosig aus.«
    »Ich werde leidend dreinblicken.« Ungeduldig wedelte sie mit der Hand. »Bitte, John, wir müssen es probieren! Ich will zu diesem Warenlager, vielleicht ist Carl dort! Aber ich kann es nur durchsuchen, wenn du mir hilfst, indem du mir die storekeepers vom Leibe hältst.«
    Ein Ochsenkarren rumpelte vorbei und wirbelte ihnen Staub ins Gesicht. Der Fahrer nickte ihnen zu, und Emma grüßte flüchtig zurück. John beachtete ihn gar nicht, sein Blick ruhte unverwandt auf Emma.
    »Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dich ganz allein losreiten zu lassen.«
    »Ich bin nicht allein. Ich habe doch Birrinbirrin und Birwain.« Eindringlich setzte sie hinzu: »Noch ist Oskar fort; mein Risiko ist gering. Bitte, John!«
    Seine Augen waren dunkel vor Sorge. Widerwillig sagte er: »Eine Stunde und keine Minute länger. Dann komme ich zu dir.«
    Emma atmete auf. John griff nach ihrer Hand, und sie erwiderte dankbar den Druck seiner Finger. Zuneigung durchflutete sie, bittersüß vermischt mit der Angst, ihn zu verlieren.
    »Also dann.« Emma zwang sich zu einem Lächeln und entzog ihm ihre Hand.
    Keine Stunde später trabte Emma auf Princess in Richtung Warenlager.
    Alles hatte so funktioniert, wie sie es geplant hatte: Die storekeepers , ungehobelte Männer mit dreckigen Stiefeln, waren zum Teetrinken abkommandiert worden, und John hatte im Handumdrehen aus ihnen herausgekitzelt, wo sich das Warenlager befand: nördlich vom Gehöft, etwa eine Meile entfernt.
    »Ungewöhnlich, eine solch große Distanz zu den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden«, hatte John gesagt und interessiert, aber dabei ganz locker in die Runde geblickt.
    »Nun, Mr Roberts, mein Vater ist ein kluger Mann«, hatte Mrs Crusius arglos geantwortet. »Er wollte das Warenlager nicht in unmittelbarer Nähe des Hauses erbauen, da er fürchtete, sonst bei einem Brand alles zu verlieren. Sie wissen ja, wie heiß und trocken es im Sommer sein kann. Zudem wäre es nicht das erste Mal, dass die Wilden mit ihrer Unsitte, sämtliches Gras abzufackeln, eine Station in Brand gesetzt hätten.«
    »Wir haben genug Karren«, hatte einer der storekeepers gebrummt, »um ohne Probleme Wolle und Lebensmittel zwischen Lager, Haus und Scherbereich hin und her zu transportieren. Außerdem schaut Mr Crusius jeden Tag höchstpersönlich nach dem Rechten. Ist schon alles gut

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