Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
Vom Netzwerk:
Oskar mochte ein mächtiger D’anba sein, und vielleicht war es richtig, dass sie zu ihm gekommen waren. Vielleicht konnten sie ihn sogar töten. Aber er war nur einer von vielen.
    Ihr Kampf war aussichtslos.
    »Wie lange sollen wir denn noch hier herumstehen?«, grollte Birrinbirrin neben ihm leise. »Der D’anba ist hier, ich spüre es. Die Luft stinkt nach seiner Anwesenheit!«
    Seine Stimme durchdrang Birwains Schmerz und gemahnte ihn, nicht aufzugeben. Nicht, solange seine Freunde noch hofften.
    »Emma und John winken uns, zu ihnen zu kommen«, sagte Birrinbirrin mit zusammengekniffenen Augen. »Wahrscheinlich stellt Emma uns als ihre Diener vor.« Er spuckte aus.
    Ohne ein Wort zu sagen, setzte Birwain sich in Bewegung.

12
    E mma sah ihnen besorgt entgegen. Sie fragte sich, was geschehen sein mochte, während sie in Mrs Crusius’ Salon gesessen hatten.
    Birwain wirkte verändert, seine Mundwinkel hingen nach unten, sein stolzer Gang war zu einem Schleichen geworden.
    Ob er etwas Schlimmes erfahren hatte?
    »Dort drüben sind die Häuser, in denen unsere Arbeiter schlafen«, plapperte Mrs Crusius neben ihr, und Emma richtete ihre Konzentration wieder auf die Anlage der Station. Wenn Carl hier irgendwo war, dann musste und würde sie ihn finden, koste es, was es wolle.
    Mit Birwain würde sie sich später befassen.
    Sie blickte auf die graubraunen, von der Sonne ausgebleichten Häuschen.
    »Beschäftigen Sie denn immer gleich viele Leute?«, fragte sie Mrs Crusius, um einen lockeren Plauderton bemüht. »Oder stehen manche Häuser leer, wenn einmal nicht so viel Arbeit anfällt?«
    »Oh nein, leer steht hier nichts.« Mrs Crusius lächelte. »Wir sind ja keine Unmenschen, meine Liebe. Wenn wir weniger Männer haben, gestatten wir es ihnen natürlich, sich in den Häusern auszubreiten und es sich so richtig gemütlich zu machen.«
    »Sehr lobenswert«, sagte John glatt.
    Er wies auf Birwain und Birrinbirrin, die in einigen Schritten Abstand stehen geblieben waren.
    »Übrigens, Mrs Crusius, die beiden Herren sind unsere Führer durch die Wildnis. Ohne sie wären wir auf unserer Abenteuerreise so manches Mal verloren gewesen.«
    Er lächelte, und Emma wunderte sich, wie gut er log.
    »Ach.«
    Mrs Crusius runzelte die Stirn. Ihr missbilligender Blick glitt über die Schwarzen, die sich aufgrund der Frühlingswärme ihrer Fellumhänge entledigt hatten. Immerhin, dachte Emma unruhig, waren sie nicht völlig nackt, sondern hatten sich die Felle um die Hüften geschlungen. Gegen die voll bekleideten Schwarzen, die auf Oskars Station arbeiteten, wirkten sie dennoch seltsam bloß und ungeschützt.
    »Nun, Ihre Führer dürfen uns begleiten, wenn es sein muss«, sagte Mrs Crusius schließlich. »Ich bitte jedoch sehr darum, dass sie mir nicht zu nahe kommen. Mit der Körperpflege haben diese Menschen es ja nicht so, und meine Nase ist empfindlich.«
    Emma zuckte zusammen. Selbst John schien sich vor den Schwarzen zu schämen. Er warf ihnen einen entschuldigenden Blick zu, den Birrinbirrin wütend, Birwain vollkommen regungslos erwiderte.
    Mrs Crusius schritt bereits weiter durch ihr Reich. »Dort wohnt unser Aufseher, Mr Brown«, fuhr sie fort, »und wenn man diesen Weg hier weitergeht, kommt man zu den Ställen. Nein, nicht zu denen für die Hühner und Schweine, die sind näher beim Haus, sondern zu den Pferdeställen. Mein Gatte liebt Pferde, er ist ein sehr guter Reiter.« Besitzerstolz schwang in ihrer Stimme mit.
    Emma zwang sich, etwas Lobendes von sich zu geben, und fragte sich dabei, ob Mrs Crusius und sie tatsächlich über denselben Mann sprachen. Der Oskar, den Emma kannte, war ein von Neid zerfressenes Ungeheuer; Mrs Crusius’ Gatte aber schien mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Hatte ein solcher Mann es nötig, sich an Menschen zu rächen, die längst Vergangenheit für ihn waren?
    » … und hier sind sie also: die Pferde.«
    Mrs Crusius öffnete eine knarrende Stalltür, trat vor John und Emma ins Halbdunkel und winkte ihnen, ihr zu folgen. Es roch nach Heu, Pferdeäpfeln und warmen Tierkörpern.
    »Ich sage ja, mein Mann hat ein Händchen für Tiere und für Pferde ganz besonders. Sehen Sie nur diesen prächtigen Hengst! Unsere beiden storekeepers haben ihn gefunden, einfach zugelaufen ist er ihnen. Kaum zu glauben, was? Als habe er geahnt, wie gut er es hier haben würde.«
    Sie lachte und zeigte auf ein ungeduldig mit den Hufen scharrendes Pferd.
    Emma starrte den Hengst an, und alle Zweifel

Weitere Kostenlose Bücher