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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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selbst es sich niemals hätte vorstellen können, eine solche Verbindung einzugehen, war es ihr doch nie in den Sinn gekommen, gegen das bloße Prinzip zu protestieren. Es war eben, wie es war. Hier wie dort.
    Emma stand auf. »Ich muss vor dem Essen noch zu Birwain. Carl hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass er uns sprechen will.«
    Purlimils Neugier war sofort geweckt. »Hat er gesagt, worum es geht?«
    »Nein. Nur, dass es immens wichtig sei.«
    »Oh, dann beeilst du dich besser. Aber erzähl mir nachher genau, was ihr besprochen habt!«
    Emma musste lachen. »Neugierig bist du ja gar nicht.«
    »Und du?«, gab Purlimil neckend zurück. »Wer fragt uns denn den lieben langen Tag Löcher in den Bauch?«
    Emma hob die Hände. »Gewonnen. Ich werde dir alles erzählen. Wort für Wort.«
    Die Freundin grinste. »Ich bin gespannt!«
    Birwain hatte sie in seiner Hütte empfangen, dann aber vorgeschlagen, ein wenig am Bach entlangzuwandern. So stapften Carl und Emma nun im Abendlicht hinter dem Schamanen her durchs Farndickicht, das Glucksen des Wassers im Ohr.
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte Emma, als ihr das Schweigen zu lang dauerte.
    Birwain blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
    »Nirgendwohin«, sagte er. »Ich wollte nur sichergehen, dass meine Entscheidung richtig ist.«
    Emma hob fragend die Augenbrauen.
    »Die Marmbeja«, erklärte Birwain feierlich. »Sie sitzen in den Bäumen. Und sie flüstern mir zu, dass ich recht habe.«
    Carl setzte seine neutrale Wissenschaftlermiene auf. »Das freut uns zu hören. Aber, Birwain, womit hast du recht?«
    Der Alte zögerte. Dann wandte er seinen Kopf zu Emma. »Es liegt etwas in der Luft. Und es hat mit dir zu tun, Emma. Die Marmbeja haben etwas mit dir vor, das wusste ich von Anfang an. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.« Er nickte bedächtig. »Und jetzt ist die Zeit gekommen. Ja, die Zeit ist endlich gekommen.«
    Die Geister hatten etwas mit ihr vor? Emma war sich nicht sicher, wie sie das finden sollte.
    Birwain betrachtete sie. »Worin deine Aufgabe besteht, das werden die Marmbeja beim nächsten Ritual der Frauen offenbaren.«
    »Das ist … schön zu hören«, sagte Emma lahm. Eigentlich hatte sie fürs Erste genug von Ritualen.
    »Das Problem ist nur«, fuhr Birwain bedächtig fort, »dass die Geister dich nicht benutzen können, wenn du von allen Vorbereitungen ausgeschlossen bleibst. So wie es für die Uneingeweihten üblich ist.«
    »Moooment!«, mischte Carl sich ein, und seine Stimme klang wie Donnergrollen. Emma warf ihm einen raschen Blick zu. Ihr Mann witterte offensichtlich Gefahr für sie, und das aktivierte seinen Beschützerinstinkt.
    »Birwain, es ist sehr großzügig von dir, dass du Emma das Vertrauen erweisen möchtest, dieses Ritual mit vorzubereiten«, sagte Carl fest. »Aber eines möchte ich klarstellen: Eure Geister werden nichts, und zwar absolut gar nichts, mit Emma anstellen! Emma wird nicht benutzt, für was auch immer. Zumal wir ja gar nicht an … ähm, zumal wir an andere Geister glauben als ihr. Das hier sind eure Geister, nicht unsere.«
    Der alte Schamane schüttelte nachsichtig den Kopf. »Mein lieber Carl, wenn du nicht an unsere Geister glaubst, dann können sie Emma auch nichts anhaben, oder? Und was die Frauen betrifft: Ich verspreche euch, dass keine von ihnen Emma auch nur berühren, geschweige denn ihr ein Leid antun wird.«
    Carl brummte etwas Unverständliches. Er sah nicht so aus, als fände er die Worte des Schamanen sonderlich beruhigend.
    Auch Emmas Gefühle waren gemischt. Sie dachte wieder an Birrinbirrin, und Furcht kroch ihre Wirbelsäule hinauf. Doch dann sagte sie sich, dass sie schließlich Forscherin war und Furcht einer solchen schlecht anstand; außerdem, beruhigte sie sich weiter, sollte sie am Ritual selbst ja gar nicht teilnehmen. Was konnte ihr bei ein paar harmlosen Vorbereitungen schon passieren?
    Ihre Neugier siegte. Entschlossen hob Emma das Kinn und sagte: »Ich helfe den Frauen gerne. Und, Birwain«, sie schenkte dem Alten ein Lächeln, »ich weiß diese Ehre sehr zu schätzen.«
    Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Carl die Kiefer aufeinanderpresste.
    Birwain hingegen erwiderte ihr Lächeln erleichtert. »Morgen geht es los«, sagte er, von Carls finsterer Miene gänzlich unbeeindruckt. »Ich danke dir, Emma, dass du mir vertraust. Mir und den Marmbeja.«
    Tue ich das?, schoss es ihr durch den Kopf.
    Aber nun war es entschieden.
    Carl stapfte stumm neben ihr her, als sie ohne Birwain

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