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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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erwiderte ihr Lächeln mit dem ihm eigenen entwaffnenden Charme.
    »Sich einfühlen mit Herz und Seele, das klingt hübsch«, sagte Mr Roberts und ließ sich zwischen Emma und Nowalingu auf den Boden fallen. »Aber was ist mit dem Verstand? Anders gefragt, wo bleibt bei diesem Vorgehen die wissenschaftliche Objektivität, Mrs Scheerer?«
    Emma biss die Zähne zusammen, während sie nach einer klugen Antwort suchte. Dies hier war, trotz Mr Roberts’ Plauderton, kein nettes, oberflächliches Gespräch. Es war offensichtlich, dass Mr Roberts sie prüfen wollte. Und auch wenn er Wort gehalten und sich bisher sehr zurückhaltend gezeigt hatte, so war Emma doch klar, dass er in der Zwischenzeit einige Schlüsse über ihre Arbeitsweise gezogen haben musste.
    Zum Beispiel den, dass sie nicht fähig war, mit wissenschaftlicher Objektivität zu arbeiten?
    Emma mied seinen Blick, als sie sagte: »Die Objektivität, Mr Roberts, kommt später. Nämlich dann, wenn ich meine Berichte anfertige und das Erlebte analysiere.«
    »Aha.« Es klang zweifelnd.
    Nun schaute sie ihn doch an. »Mir ist bewusst, dass mein Mann und ich mit diesem Projekt etwas Ungewöhnliches angefangen haben. Dass wir Methoden anwenden, die sehr von den althergebrachten abweichen.«
    Sagt zumindest Carl.
    »Aber wir sind auf diese Weise zu ganz erstaunlichen Erkenntnissen gekommen. Sie haben unsere früheren Berichte doch gelesen, oder nicht?«
    Nowalingu stand auf und mischte sich unbekümmert in ihr Gespräch. »Fertig. Ich fange schon mal an zu backen. Bringst du mir nachher den Rest?«
    »Mach ich.«
    Emma nickte der jungen Frau zu, doch die beachtete sie schon gar nicht mehr. Erstaunt registrierte Emma, dass Nowalingus Blick fest mit dem von Mr Roberts verhakt war, bevor sie ihm ein letztes Lächeln schenkte, sich umdrehte und fortging.
    Mr Roberts schaute ihr versonnen nach.
    Was war denn hier im Gange?
    Spitz sagte Emma: »Ich störe Ihre Träumereien ja nur ungern, aber Sie sind mir eine Antwort schuldig, Mr Roberts.«
    »Was? Oh, natürlich. Verzeihen Sie. Ich war abgelenkt.«
    »Das war nicht zu übersehen.«
    Er grinste verlegen. »Wie auch immer: Was wollten Sie noch mal wissen?«
    »Ob Sie unsere früheren Berichte kennen. Denn dann müsste Ihnen klar sein, dass ich mit der Methode, die mein Mann und ich entwickelt haben, durchaus imstande bin, zu objektiven Erkenntnissen zu gelangen, die jeglichen wissenschaftlichen Anforderungen genügen.«
    »Die früheren Berichte kenne ich selbstverständlich, Mrs Scheerer. Und sie sind allesamt höchst überzeugend – wie bei einem Forscher vom Format Ihres Mannes nicht anders zu erwarten.«
    Emma sah ihn irritiert an. »Ja, mein Mann genießt einen ausgezeichneten Ruf. Ich bin auch sehr stolz auf ihn. Aber, Mr Roberts, die Berichte, von denen wir sprechen, stammen samt und sonders von uns beiden.«
    »Mag sein. Dennoch ist genau dies meine Aufgabe: zu prüfen, ob Mr Scheerers Anteil an Ihren Berichten nicht doch unverhältnismäßig groß war. Nicht dass ich Ihren Beitrag nicht würdigen würde, aber Sie sind doch immerhin eine Frau, Sie haben nicht studiert, und da liegt die Vermutung nahe, dass Ihr Mann …«
    »Mr Roberts!« Emmas Hände begannen zu zittern. »Ich habe einen eigenständigen Vertrag als Forscherin, und ich bitte Sie, das zu beachten! Ich möchte zwar nicht leugnen, dass Carl mir viel beigebracht hat, aber ich bin durchaus in der Lage, unsere Forschungen auch allein weiterzuführen!« Sie schluckte, dann fügte sie hinzu: »Jedenfalls so lange, bis Carl zurückkommt.«
    Stille folgte ihren Worten. »Er wird nicht zurückkommen«, sagte Mr Roberts’ Blick.
    Emma rang darum, ihm standzuhalten. Sie musste dem Engländer die Stirn bieten, musste auf ihren Fähigkeiten als Forscherin bestehen und darauf, dass ihr Mann nicht für immer fort sein würde. Verdammt, sie würde nicht zulassen, dass Mr Roberts ihr die Hoffnung raubte, die sie so verzweifelt zu bewahren versuchte!
    Zwei halbwüchsige Dingos fetzten an ihnen vorbei, jagten sich und bissen einander spielerisch in die Seiten. Direkt neben Belle purzelten sie im Eifer des Gefechts übereinander. Belle erschrak. Sie fing an zu weinen, und Emma nahm sie rasch auf den Arm.
    »Pschschsch, meine Süße, alles ist gut«, murmelte sie dem Baby zu. »Sind doch nur die Hunde. Sie tun dir nichts. Dir passiert nichts, meine Kleine, ich passe auf dich auf. Pschschsch, nicht weinen.«
    Sie spürte, dass Mr Roberts sie immer noch beobachtete, und

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