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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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die anderen: »Dann ist es also beschlossen?«
    »Nein«, knurrte Dayindi.
    »Ja!«, sagten Gunur und Yileen laut.
    Auch Emma nickte, wenngleich sie immer noch nicht recht begriff, was hier eigentlich vor sich ging. Gewiss, sie respektierte den Glauben der Eingeborenen; aber dass eine einzige schwermütige Frau den gesamten Clan aus dem Lager und auf Wanderschaft treiben konnte, das erstaunte sie.
    »Mein lieber Dayindi«, sagte Birwain fest, »mir scheint, du bist überstimmt.«
    Dayindi schnaubte bloß.
    »Wir müssen es den anderen sagen!«, rief Yileen aufgeregt.
    Erst da wurde Emma klar, was der Entschluss zu wandern für sie selbst bedeutete: Sie alle würden auf unbestimmte Zeit das Lager verlassen – und Carl, sollte er doch noch zurückkehren, würde nichts anderes mehr vorfinden als erloschene Feuer und verfallene Hütten.
    »Wie lange werden wir denn unterwegs sein?«, fragte sie mit plötzlicher Beklommenheit.
    »Viele Winterwochen lang«, antwortete Birwain feierlich.
    Sie senkte den Blick und schwieg.
    »Emma, es ist von höchster Wichtigkeit, die D’anba abzuwehren«, mischte Gunur sich ein. »Denn wenn sie einmal entfesselt sind, wenn sie Geschmack daran gefunden haben, die Seelen unseres Clans zu rauben, dann sind wir alle in höchster Gefahr!«
    »Oh ja. Wir alle«, hatte Birwain hinzugefügt. »Schwarze wie Weiße.«
    An diesem Punkt ihres Berichtes schaltete John sich ein.
    »Das mit der Gefahr und all den komischen Geistern ist natürlich Humbug. Aber ansonsten ist das Ganze doch eine tolle Sache! Denk nur, wie spannend das für dich wird. Also ich finde, wir sollten mitgehen.«
    Emmas Herz klopfte schneller. » Wir sollten mitgehen?«
    John zog die Brauen hoch. »Glaubst du etwa, ich lasse dich ganz allein durch die Wildnis ziehen, ohne jeden Schutz? Selbstverständlich begleite ich dich.«
    Emma war irritiert, wie sehr sie sich über seinen Entschluss freute, während die Begründung dieses Entschlusses sie gleichzeitig ärgerte.
    Schnippisch sagte sie: »Darf ich dich daran erinnern, lieber John, dass ich es vor deinem Auftauchen ziemlich lange ohne deinen Schutz ausgehalten habe?«
    »Und darf ich dich daran erinnern, liebe Emma, dass ich deine Arbeit noch eine Zeitlang beobachten möchte? Wir können uns also gar nicht trennen, schon aus beruflichen Gründen nicht.« Seine Stimme wurde weicher. »Abgesehen davon missfällt mir die Aussicht, dich gehen zu lassen. Wohin auch immer.«
    Überrascht schaute sie John in die Augen. Er erwiderte ihren Blick eine Spur verlegen, und Emma meinte, durch den leichtsinnigen Charme, den er aller Welt zeigte, etwas Tieferes durchblitzen zu sehen. Etwas, das nur ihr allein galt. Etwas wie …
    In diesem Moment scheute Sirius vor einem zurückschnellenden Ast, und der Augenblick war vorüber, ehe Emma auch nur halbwegs begriffen hatte, was sie gerade entdeckt hatte.
    Danach schwiegen sie beide, und damit war das Thema erledigt: John würde Emma und den Clan begleiten.
    Am Abend bat Emma Birwain um sein Einverständnis. Als er zögerte, gab sie zu bedenken, dass sie auf Johns positive Beurteilung angewiesen war, wollte sie auch zukünftig als Forscherin beim Clan bleiben.
    »Nun, so soll der junge Weiße eben mit uns kommen.« Birwain blickte nachdenklich in die Dämmerung. »Vielleicht ist es ja der Wille der Geister.«
    Auf jeden Fall ist es meiner , dachte Emma erleichtert.

16
    B irwain blieb allein in seiner dunklen Hütte zurück. Er war sich nicht sicher, ob seine Entscheidung, den arroganten Grünschnabel mitzunehmen, richtig gewesen war.
    Er war sich überhaupt keiner Sache mehr sicher.
    So groß sein Verständnis der irdischen und spirituellen Zusammenhänge früher gewesen war, so gering erschien es Birwain jetzt. Auch wenn er es gut vor den anderen verbarg: Er hatte das Vertrauen in sich selbst verloren, in seinen Verstand, seine Ahnungen und seine Fähigkeiten als Schamane. Warum hatte er die dunkle Anwesenheit der D’anba nicht bemerkt? Warum hatte er nicht verhindern können, dass sie Purlimils Seele geraubt hatten?
    Plötzlich kam dem Schamanen ein ungeheuerlicher Gedanke. Vielleicht waren sie ja an allem schuld! Vielleicht steckten die D’anba nicht nur hinter dem Seelenraub, sondern auch hinter Carls Verschwinden! War es Birwain nicht von Anfang an seltsam vorgekommen, dass seine Baumgeister, denen er ein Leben lang vertraut hatte, den Scheerers so übel mitgespielt haben sollten?
    Aufgeregt sprang Birwain auf und tigerte in seiner

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