Der Ruf des Kookaburra
das ist so furchtbar nett von dir!«, stammelte Emma. »So aufmerksam, so großzügig, so …«
»Schon gut«, grinste er und hob abwehrend die Hände. »Wenn du so weitermachst, werde ich noch rot.«
Voller Zuneigung erwiderte sie sein Lächeln. »Also dann, ganz schlicht: Tausend Dank, John.«
»Gern geschehen.« Er machte eine kleine, höfliche Verbeugung. Im Plauderton fügte er hinzu: »Ja, es ist schon erstaunlich, nicht wahr? Was ein Mann nicht alles tut, um das Herz eines schönen Mädchens zu gewinnen.«
Um das Herz eines …?
Augenblicklich rief Emma sich zur Ordnung und versicherte sich, dass sie sich verhört haben musste. Oder hatte sie John schlicht und einfach falsch verstanden? Er konnte doch nicht wirklich gemeint haben … nein! Ausgeschlossen. So etwas gestand man sich nicht morgens vor dem Zelt, mit einem sabbernden Baby zu seinen Füßen.
Andererseits musste Emma sich eingestehen, dass John sie gerade auf eine äußerst beunruhigende Art anschaute. Sein Blick war eine einzige lockende Verheißung – graugrüne, seidenkühle Tiefe unter schweren Lidern und langen, schwarzen Wimpern.
In Emmas Körper regte sich etwas, das sie viel zu lange nicht gespürt hatte. Etwas, das sie beinahe vergessen hätte, das ihr nun aber mit Macht die Hitze in die Wangen trieb.
John lächelte, ging in die Knie und nahm Belle auf den Arm. »Na, du kleine Schönheit, schenkst du mir dein Herz? Jetzt, wo ich dir so niedliche Kleider mitgebracht habe?«
Belle patschte mit ihren Händchen links und rechts auf Johns stoppelige braun gebrannte Wangen, und Emma stieß ruckartig die Luft aus.
»Das werte ich einfach mal als Ja«, sagte John und lachte.
Während er mit Belle schäkerte, saß Emma stocksteif daneben. Sie kämpfte darum, nicht nur ihren wild herumturnenden Magen zu beruhigen, sondern auch ihr Herz. Verheißung, von wegen! John hatte seine Bemerkung in aller freundschaftlichen Unschuld auf das Baby bezogen. Warum unterstellte sie ihm bloß immer, dass er an ihr, Emma, interessiert sein könnte?
Weil ich diesen Mann begehre, verdammt noch mal!
Zutiefst erschrocken schüttelte Emma den Kopf. Schluss mit dem Unsinn. Sofort!
Sie sprang auf und brachte ein paar Schritte Abstand zwischen sich und John, um es sich zu erleichtern, aus dieser verrückten Stimmung herauszufinden, in die seine Rückkehr und das großzügige Geschenk sie gebracht hatten. Emma wandte sich ab, nahm einige tiefe Atemzüge der frischen, kalten Winterluft und suchte dabei fieberhaft nach einem unverfänglichen, aber passenden Gesprächsthema. Wenn nötig, dachte sie mit einem Anflug von Verzweiflung, würde sie mit John sogar über das Wetter reden, wenn es ihr nur half, die Hitze in ihrem Körper wieder loszuwerden.
Schließlich entschied sie sich für die sachliche Frage: »Wie viel Geld bekommst du eigentlich von mir? Die Babyausstattung sieht mir nach guter Qualität aus. Sie war bestimmt sehr teuer.«
John winkte ab, während er weiter das Baby bespaßte. »Ach was, der Verkäufer wollte es loswerden. Er hat mir einen guten Preis gemacht, ich hab schon wieder vergessen, wie viel er wollte. Gib mir das Geld einfach irgendwann, es eilt nicht.«
Er hatte es vergessen? Das konnte glauben, wer wollte.
»Du brauchst mir nichts zu schenken, John.«
»Tue ich nicht!«, sagte er etwas zu schnell.
Die Kleider waren also tatsächlich teuer. Und jetzt will er mir den Großteil des Geldes, das ich ihm dafür schulde, erlassen … ohne dass ich auch nur um seine Großzügigkeit wissen soll.
Sie schaute verwirrt auf ihn hinab. Er mied ihren Blick, spielte stattdessen mit Belle auf den Knien hingebungsvoll den guten Onkel. Aber vielleicht, dachte sie, spielte er seine Rolle ja auch gar nicht. Vielleicht war ihm das Baby ans Herz gewachsen, und er hatte für Belle eingekauft, weil er sie liebgewonnen hatte. Diese Vorstellung erfüllte Emma mit Zärtlichkeit.
Zärtlichkeit?!
Verbissen kämpfte sie auch dieses Gefühl nieder. Es war ihr ebenso unwillkommen wie die hitzigen, lustvollen Anwandlungen kurz vorher, und sie ärgerte sich über sich selbst. Verflixt, ihr Begehren und ihre Zärtlichkeit gehörten Carl! Niemandem sonst, nur Carl allein, für immer!
Aber wenn es wahr ist, was sie alle sagen? Wenn Carl tot ist … würde er dann wollen, dass ich für den Rest meiner Tage allein bleibe?
Sie kannte die Antwort, noch bevor sie die Frage zu Ende gedacht hatte.
Wenn Carl wirklich tot war, dann würde er wollen, dass Emma ihr
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