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Der Ruf des Kookaburra

Der Ruf des Kookaburra

Titel: Der Ruf des Kookaburra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Wilder, der dich bedroht hat, und ich werde nicht zulassen, dass er seine Drohungen wahr macht.«
    »Also wirklich, John! Natürlich ist Dayindi nicht gerade mein Freund, aber so verrückt, wie du ihn darstellst, ist er nun auch wieder nicht. Er ist der law man , er wird sich nicht selbst um seine Stellung bringen, indem er mich hinterrücks meuchelt.«
    »Wer weiß? Was law men hier dürfen und was nicht, ist uns doch überhaupt nicht bekannt.«
    Emma rollte mit den Augen. Gleichzeitig sah sie ein, dass sie so nicht weiterkam.
    Also versuchte sie, die Situation mit einem flachen Scherz zu entkrampfen. »Kann es sein, dass du mich gar nicht beschützen, sondern nur weiter im trockenen Zelt schlafen willst?« Sie lachte halbherzig.
    Johns Blick ließ sie ihren Scherz sofort bereuen. Hintergründig und verführerisch blitzte es in den graugrünen Augen auf, und gegen ihren Willen geriet ihr Blut in Wallung.
    »Vielleicht möchte ich das«, sagte er. »Ich hatte sehr angenehme Träume heute Nacht.«
    Emma dachte an ihre eigenen Träume, und prompt wurde ihr noch heißer. Ärgerlich wies sie sich zurecht: Mit dem Thema Verführung war sie durch. Zumindest für den Moment. Und sie würde nicht zulassen, dass Johns Anzüglichkeiten sie um ihre innere Entschlossenheit brachten!
    »Angenehme Träume kann man auch unter Gottes schönem Sternenhimmel haben«, sagte Emma kühl. »Das wirst du mir morgen früh sicher bestätigen, wenn du eine erfrischende Nacht im Freien hinter dir hast. Und jetzt entschuldige mich bitte, Belle ist aufgewacht.«
    Tatsächlich ertönte aus dem Zelt ein verschlafenes Krähen. Froh, dass die unerfreuliche Diskussion dadurch ein Ende fand, wollte Emma gerade zurück ins Zelt schlüpfen, als sie aus den Augenwinkeln Birwain wahrnahm.
    »Meine lieben, lieben Freunde!«, sagte der alte Schamane in kummervollem Tonfall und trat auf sie und John zu.
    Das klang nun ganz anders als die barsche Zurechtweisung vom Vortag, und Emma richtete sich verwirrt wieder auf. »Was ist denn los, Birwain? Ist irgendetwas passiert?«
    Birwain schloss für einen Moment die Augen. »Dayindi ist verschwunden.«
    Sowohl Emma als auch John verschlug es die Sprache.
    »Es sieht ganz danach aus, als ob ihr recht hattet«, gestand der Schamane mit Grabesstimme. »Unser law man , dem wir vertraut haben, auch wenn wir um seine Fehler wussten, hat den Clan im Schutze der Nacht verlassen. Er lässt uns alle im Stich.«
    Das ist ja wunderbar!, lag es Emma begeistert auf der Zunge, aber sie schluckte die Worte herunter. Dayindis Verrat schien Birwain tief getroffen zu haben, also jubelte sie besser im Geheimen.
    Sie bemühte sich um einen mitfühlenden Ton.
    »Warum ist er denn gegangen? Weißt du etwas über seine Gründe, Birwain?«
    »Liegt das denn nicht auf der Hand?«, fragte er müde zurück. »Ihr lagt richtig mit euren Verdächtigungen. Er muss etwas mit dem Verschwinden deines Mannes zu tun haben, und nachdem du ihn damit konfrontiert hast, dass du ihn durchschaust, hat er Angst bekommen und das Weite gesucht. Auch wenn ich immer noch nicht verstehe, wie es möglich sein soll, dass er Carl … aber egal. Es ist, wie es ist.« Kopfschüttelnd fügte Birwain hinzu: »Ein Ältester und nicht einmal Manns genug, um mit Würde seine Bestrafung auf sich zu nehmen! Es ist eine Schande, meine Freunde. Eine Schande. Und ich muss mich bei euch entschuldigen, dass ich euch nicht geglaubt habe. Ich bin ein erbärmlicher Schamane.«
    »Ach was, schon vergessen«, sagte John großzügig. Mit einem Seitenblick auf Emma fügte er hinzu: »Ist es denn möglich, dass Dayindi zurückkommt? Zum Beispiel, um Emma etwas anzutun?«
    »Das wird er niemals wagen.« Birwain ballte die mageren Fäuste. »Wer den Clan in Schande verlässt, hat sein Recht verwirkt, jemals wieder aufgenommen zu werden. Sollte er sich trotzdem bei uns blicken lassen, werden ihn die Speere unserer Männer begrüßen.«
    »Das klingt gut!«, sagte John erfreut, und Emma stieß ihm für diesen Mangel an Diplomatie den Ellbogen in die Rippen.
    Die vernachlässigte Belle fing an zu weinen. Emma holte sie rasch aus dem Zelt und wiegte sie in ihren Armen. Sie hatte Hunger, und Emma würde sie sehr bald zu Purlimil zum Stillen bringen müssen; zuvor aber wollte sie unbedingt noch eine Frage loswerden.
    »Birwain, das alles tut uns sehr leid«, wandte sie sich vorsichtig an den Schamanen. »Aber was macht dich eigentlich so sicher, dass Dayindi nicht nur … auf der Jagd

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