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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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vorstellen, dass denen was entgangen ist.«
    »Vielleicht haben sie nicht nach dem Richtigen gesucht«, sagte Strike, »und selbst wenn sie etwas gefunden haben, haben sie es vielleicht nicht erkannt. Offenbar haben sie sich vor allem für ihre letzten E-Mails interessiert, und die habe ich schon gelesen.«
    »Und wonach soll ich dann suchen?«
    »Mich interessieren alle Aktivitäten kurz vor dem achten Januar. Die Online-Suchhistorie, solche Sachen. Das Passwort habe ich nicht, und ich will lieber nicht noch mal zur Polizei gehen und danach fragen.«
    »Das sollte kein Problem sein«, erwiderte Spanner. Er schrieb sich die Anweisungen nicht auf, sondern tippte sie in sein Smartphone; Spanner war zehn Jahre jünger als Strike und nahm freiwillig keinen Stift zur Hand. »Wem hat die Kiste überhaupt gehört?«
    Als Strike es ihm sagte, meinte Spanner: »Dem Model? Wow«, auch wenn er sich deutlich weniger für andere Menschen, selbst wenn sie berühmt und tot waren, interessierte als für seltene Comics, technische Neuerungen und Bands, von denen Strike noch nie gehört hatte. Nach ein paar Löffeln Suppe durchbrach Spanner noch einmal das Schweigen, um sich gut gelaunt zu erkundigen, wie viel Strike ihm für die Arbeit zu zahlen gedachte.
    Nachdem Spanner mit dem rosaroten Laptop unter dem Arm abgezogen war, humpelte Strike in sein Büro zurück. Er wusch sorgfältig den Stumpf seines rechten Beins und trug Salbe auf das gereizte und gerötete Narbengewebe auf. Zum ersten Mal seit vielen Monaten nahm er sogar ein paar Schmerztabletten, ehe er sich in seinen Schlafsack schob. Und während er noch wach dalag und darauf wartete, dass der grelle Schmerz endlich nachließ, fragte er sich, ob er vielleicht einen Termin bei seinem zuständigen Reha-Facharzt ausmachen sollte. Wiederholt waren ihm die Symptome eines beginnenden Druckgeschwürs beschrieben worden, der Nemesis jedes Amputierten: nässende, eiternde Wunden und Schwellungen. Möglicherweise zeigte er ja schon die ersten Anzeichen, aber es graute ihm davor, in die nach Desinfektionsmittel stinkenden Korridore zurückzukehren; zu den gleichgültigen Ärzten, die sich ausschließlich für diesen einen kleinen verstümmelten Teil seines Körpers interessierten; vor erneuten Anpassungen seiner Prothese, die weitere Besuche in jener abgeschlossenen Weißkittelwelt erfordern würden, in die er nie mehr zurückkehren wollte. Er fürchtete den Rat, das Bein ruhen zu lassen, nicht mehr so viel herumzulaufen; die erzwungene Rückkehr zu den Krücken, die Blicke der Passanten auf sein hochgeschlagenes leeres Hosenbein und die gellenden Fragen kleiner Kinder.
    Sein Handy, das wie üblich neben der Campingliege am Ladekabel hing, zeigte mit einem Summen an, dass eine SMS eingegangen war. Dankbar für jede noch so kleine Ablenkung, tastete sich Strike durch die Dunkelheit, bis er es gefunden hatte.
    Kannst du bitte kurz anrufen, wenn es dir passt? Charlotte
    Obwohl Strike nicht an Hellseherei oder Telepathie glaubte, durchzuckte ihn unverzüglich der irrationale Gedanke, dass Charlotte irgendwie gespürt hatte, was er Spanner eben erzählt hatte; dass er, indem er ihre Trennung offiziell gemacht hatte, an jenem straff gespannten unsichtbaren Draht gezupft hatte, der sie immer noch verband.
    Er starrte die Nachricht an, als sähe er in ihr Gesicht, als könnte er in dem kleinen grauen Display ihre Miene lesen.
    Bitte. (Mir ist klar, dass du nicht musst; ich bitte dich ganz freundlich darum.) Kurz anrufen. (Es gibt einen legitimen Grund für meinen Wunsch, mit dir zu sprechen, und wir werden ihn zügig und freundschaftlich klären, ohne Streit.) Wenn es dir passt. (Ich nehme selbstverständlich an, dass du auch ohne mich gesellschaftliche Verpflichtungen hast.)
    Oder aber: Bitte. (Nur ein Schwein würde mir das verweigern, Strike, und du hast mich schon genug verletzt.) Kurz anrufen. (Ich weiß, dass du denkst, ich mache dir eine Szene; aber keine Angst, nach dem letzten Streit, bei dem du dich so unglaublich beschissen aufgeführt hast, bin ich endgültig fertig mit dir.) Wenn es dir passt. (Denn seien wir mal ehrlich: Du hattest doch nie Zeit für mich, weil dir die Army und jeder andere Scheiß wichtiger waren.)
    Passte es jetzt?, fragte er sich und lauschte dem Schmerz, zu dem die Tabletten noch nicht vorgedrungen waren. Er sah auf die Uhr: zehn nach elf. Offenkundig war sie noch wach.
    Er legte das Handy wieder auf den Boden, wo es in aller Stille auflud, und hob den langen,

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