Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)
ab.
»Hab ich’s Ihnen nicht gesagt?«, flüsterte Ciara Strike zu. »Er ist total fertig.«
»Ich weiß nicht recht. Er scheint doch die Kurve gekriegt zu haben. Hat seit fünf Wochen kein Heroin mehr genommen.«
»Ich weiß, und ich will nicht, dass er rückfällig wird.«
»Bei einem Polizeiverhör geht es anders zu. Wir sprechen doch ganz höflich miteinander.«
»Aber Sie machen dabei so ein schreckliches Gesicht! Wirklich. Na ja, streng , und als würden Sie ihm kein Wort glauben.«
»Denken Sie, dass er zurückkommt?«
»Ja, natürlich. Bitte seien Sie ein bisschen netter zu ihm …«
Als Duffield wieder hereinkam, lehnte sie sich schnell wieder auf der Couch zurück; er wirkte grimmig entschlossen, und sein tänzelnder Gang schien leicht verhalten. Er ließ sich in den Sessel fallen, in dem er zuvor gesessen hatte, und sagte zu Strike: »Mir sind die Kippen ausgegangen. Kann ich noch eine von deinen haben?«
Widerstrebend, weil er nur noch drei übrig hatte, rückte Strike eine heraus, gab ihm Feuer und sagte dann: »In Ordnung, wenn wir weiterreden?«
»Über Lula? Du kannst über sie reden, wenn du willst. Ich weiß nicht, was ich dir noch erzählen sollte. Ich hab keine weiteren Informationen.«
»Warum hatten Sie sich getrennt? Beim ersten Mal, meine ich; wieso sie im Uzi mit Ihnen Schluss gemacht hat, ist mir klar.«
Aus dem Augenwinkel sah er Ciara eine empörte kleine Handbewegung machen; offenbar fiel dies nicht unter den Begriff »netter«.
»Scheiße, was hat das damit zu tun?«
»Alles ist wichtig«, erklärte Strike. »Es geht mir um das Gesamtbild; wie’s in ihrem Leben ausgesehen hat. Es hilft zu erklären, weshalb sie sich umgebracht haben könnte.«
»Ich dachte, du fahndest nach einem Mörder?«
»Ich suche die Wahrheit. Warum also hatten Sie sich beim ersten Mal getrennt?«
»Verdammt, warum ist dieser Scheiß wichtig?«, explodierte Duffield. Wie Strike vermutet hatte, war er jähzornig und leicht reizbar. »Scheiße, willst du’s so hindrehen, als wär ich schuld daran, dass sie vom Balkon gesprungen ist? Wie kann unsere erste Trennung was damit zu tun gehabt haben, Blödmann? Die war zwei beschissene Monate vor ihrem Tod! Scheiße, ich könnt mich auch Detektiv nennen und ’nen Haufen dämlicher Fragen stellen. Die Kohle stimmt vermutlich, was, wenn man irgendeinen bekloppten reichen Auftraggeber findet?«
»Evan, nicht!«, sagte Ciara betrübt. »Du hast gesagt, du wolltest helfen …«
»Klar will ich das, aber ist dieser Scheiß fair?«
»Sie sind nicht verpflichtet, zu antworten«, sagte Strike.
»Ich hab nichts zu verbergen, aber dieser Scheiß ist persönlich, kapiert? Getrennt haben wir uns«, plärrte er los, »wegen meiner Drogen und weil ihre Familie und ihre Freunde einen Scheiß über mich verbreitet haben und weil sie wegen dieser Drecksmedien keinem Menschen mehr vertraut hat. Wegen all dem Druck !«
Duffield wölbte seine Hände zu zitternden Klauen und drückte sie wie Kopfhörer auf seine Ohren.
»Druck, gottverdammter Druck, deswegen haben wir uns getrennt.«
»Sie haben damals häufig Drogen konsumiert?«
»Ja.«
»Und Lula mochte das nicht?«
»Na ja, die Leute um sie herum haben ihr eingeredet, dass sie das nicht mag, klar?«
»Wer zum Beispiel?«
»Zum Beispiel ihre Familie, zum Beispiel Guy Somé, diese beschissene kleine Schwuchtel!«
»Was genau meinten Sie, als Sie sagten, dass sie wegen der Medien niemandem mehr vertraut hat?«
»Scheiße, ist das nicht arschklar? Weißt du das nicht längst von deinem Alten?«
»Ich weiß ’nen Scheiß über meinen Vater«, sagte Strike kühl.
»Ey, sie haben ihr Scheiß handy abgehört, und das ist ein Scheiß gefühl, hast du denn gar keine Fantasie? Sie ist total paranoid geworden und hat Leute verdächtigt, Zeug über sie zu verbreiten. Hat versucht, sich zu merken, was sie am Telefon gesagt hatte und was nicht – und wer den Zeitungen Material geliefert haben könnte. Das hat sie total verunsichert.«
»Hat sie Ihnen vorgeworfen, Storys zu verkaufen?«
»Nein«, knurrte Duffield, um dann genauso vehement fortzufahren: »Ja, manchmal. › Woher wussten sie, dass du kommen würdest? Woher wussten sie, dass ich zu dir gesagt habe‹ , blablabla … Ich hab ihr erklärt, dass dieser ganze Scheiß zum Berühmtsein dazugehört, okay? Aber sie dachte, sie könnt alles für sich behalten.«
»Aber Sie haben der Presse nie Storys über sie verkauft?«
Er hörte Ciara geräuschvoll
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