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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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sie: »Wo wohnst du?«, während sie ihre seidenweiche Wange katzengleich an seiner rieb.
    »Ich schlafe auf einer Campingliege in meinem Büro.«
    Ciara kicherte wieder. Sie war eindeutig beschwipst.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja.«
    »Dann gehen wir zu mir, okay?«
    Ihre Zunge war kühl und süß und schmeckte nach Pernod.
    »Hast du mit meinem Vater geschlafen?«, brachte Strike heraus, als ihre vollen Lippen einmal nicht auf seinen lagen.
    »Nein … Gott, nein!« Ein kleines Kichern. »Er färbt sich die Haare … Aus der Nähe sind sie, also, fast lila … Ich hab ihn immer die rockende Pflaume genannt …«
    Und dann, zehn Minuten später, drängte die Stimme der Vernunft ihn, sich nicht von Begierde in eine demütigende Situation bringen zu lassen. Er tauchte gerade lange genug auf, um Luft zu holen und zu murmeln: »Ich hab nur ein Bein.«
    »Red keinen Unsinn!«
    »Es ist aber wahr … hab’s in Afghanistan verloren.«
    »Armes Baby …«, flüsterte sie. »Ich will’s reiben, damit es besser wird.«
    »Ähem … nur ist das nicht mein Bein … Aber es hilft …«

9
    Robin lief die scheppernden Eisenstufen in den flachen schwarzen Schuhen hinauf, die sie schon am Vortag getragen hatte. Weil ihr das Wort »Galoschen« nicht mehr aus dem Kopf gegangen war, hatte sie vor vierundzwanzig Stunden ihr unelegantestes Paar ausgewählt, um damit den Tag über unterwegs zu sein. Angesichts all der Dinge, die sie in den alten Schuhen erreicht hatte, hatten sie inzwischen den Glanz von Aschenputtels Glaspumps angenommen. Weil sie es kaum erwarten konnte, Strike zu berichten, was sie herausgefunden hatte, war sie die Denmark Street mit ihren sonnenbeschienenen Aushubbergen fast entlanggerannt. Bestimmt würde selbst das letzte bisschen Verlegenheit wegen Strikes betrunkener Eskapaden von vorgestern der gemeinsamen Aufregung über ihre tollen Entdeckungen weichen.
    Aber dann machte sie auf dem Treppenabsatz halt. Die Glastür war abgesperrt, das Büro dahinter dunkel und still.
    Sie schloss auf und kontrollierte rasch die Beweislage. Die Zwischentür zu seinem Büro stand offen. Die Campingliege war ordentlich zusammengeklappt. Der Papierkorb enthielt keine Reste eines Abendessens. Der Bildschirm war ausgeschaltet, der Wasserkocher kalt. Daraus musste Robin schließen, dass Strike die Nacht nicht (wie sie es für sich selbst ausdrückte) zu Hause verbracht hatte.
    Sie hängte ihren Mantel auf, dann zog sie ein kleines Notizbuch aus ihrer Handtasche, schaltete den Computer ein und fing an – nachdem sie einige Minuten lang hoffnungsvoll, aber vergebens gewartet hatte –, eine Zusammenfassung ihrer Ermittlungsergebnisse vom Vortag zu tippen. Sie hatte kaum geschlafen, so aufgeregt war sie bei dem Gedanken gewesen, Strike alles persönlich berichten zu können. Es jetzt niederschreiben zu müssen war eine bittere Enttäuschung. Wo zum Teufel steckte er?
    Während ihre Finger über die Tastatur flogen, bot sich ihr eine Antwort an, die ihr nicht sonderlich gefiel. Die Nachricht von der Verlobung seiner Ex hatte ihn schwer getroffen – war es da nicht wahrscheinlich, dass er sie aufgesucht hatte, um sie zu beknien, diesen anderen Mann nicht zu heiraten? Hatte er auf der Charing Cross Road nicht lauthals verkündet, Charlotte liebe Jago Ross überhaupt nicht? Vielleicht stimmte das sogar; vielleicht hatte Charlotte sich Strike in die Arme geworfen, und die beiden waren mittlerweile wieder versöhnt und schliefen ineinander verschlungen in dem Haus oder in der Wohnung, aus der er vor vier Wochen ausgezogen war. Robin erinnerte sich an Lucys Fragen und Andeutungen über Charlotte und hatte den Verdacht, solch eine Versöhnung bedeute nichts Gutes für die Sicherheit ihres Jobs. Spielt keine Rolle mehr, sagte sie sich dann, während sie rasend und ungewöhnlich fehlerhaft weitertippte. In einer Woche bist du ohnehin weg. Aber dieser Gedanke brachte sie umso mehr auf.
    Alternativ konnte Strike natürlich zu Charlotte gegangen und abgewiesen worden sein. In diesem Fall warf die Frage, wo er sich gegenwärtig aufhielt, ein zwar weniger persönliches, dafür aber umso dringenderes Problem auf. Wenn er nun ausgegangen war – ungehindert und unbeschützt, aber fest entschlossen, sich wieder zu betrinken? Robins geschäftige Finger wurden langsamer, hörten mitten im Satz auf zu tippen. Sie drehte sich auf ihrem Bürostuhl leicht zur Seite, um das stumme Telefon anzustarren.
    Sie konnte ohne Weiteres der einzige Mensch sein, der

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