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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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einmal befragte) ihre Bekanntschaft nicht vertieft hätten. »Sie hielt sich hauptsächlich an die jüngeren Gäste, während ich das Wochenende größtenteils mit Dickie verbrachte, der eher in meinem Alter ist.« Bestiguis Aussage präsentierte sich so unangreifbar wie ein Granitfels ohne Steigeisen.
    Nachdem Strike die Protokolle der Ereignisse in der Wohnung der Bestiguis gelesen hatte, ergänzte er seine eigenen Notizen um mehrere Anmerkungen. Ihn interessierten vor allem die Kokainspur auf dem Badewannenrand und noch mehr die Sekunden, nachdem Tansy gesehen hatte, wie Lula Landry strampelnd an ihrem Fenster vorbeigestürzt war. Natürlich würde viel vom Grundriss der Wohnung der Bestiguis abhängen (in dem Ordner waren weder Skizzen noch Angaben dazu zu finden), aber ein Punkt in Tansys ansonsten so wandelbaren Ausführungen irritierte Strike: Sie hatte stets darauf beharrt, dass ihr Mann während Lulas Sturz im Bett gelegen habe. Er sah sie wieder vor sich, wie sie vorgab, ihr Haar zu ordnen, um ihr Gesicht zu verbergen, als er bei diesem Punkt nachgebohrt hatte. Insgesamt hielt Strike den Aufenthaltsort beider Bestiguis zu dem Zeitpunkt, als Lula Landry vom Balkon gestürzt war, entgegen den polizeilichen Ermittlungen keineswegs für erwiesen.
    Er widmete sich der weiteren systematischen Durchsicht der Akte. Evan Duffields Aussage bestätigte im Großen und Ganzen das, was Wardle ihm erzählt hatte. Duffield gab zu, dass er versucht habe, seine Freundin am Verlassen des Uzi zu hindern, und dass er sie dabei an den Oberarmen gepackt habe. Sie habe sich losgerissen und sei gegangen; er sei ihr wenig später gefolgt. Nur in einem einzigen Satz wurde, in der emotionslosen Sprache des vernehmenden Polizeibeamten, die Wolfsmaske erwähnt: »Ich trage den Wolfskopf für gewöhnlich, wenn ich nicht von Fotografen belästigt werden möchte.« Die knappe Aussage des Fahrers, mit dem Duffield von dem Club weggefahren war, bestätigte dessen Schilderung, der zufolge sie erst in die Kentigern Gardens und von dort aus weiter in die D’Arblay Street gefahren seien. Dort habe er seinen Passagier abgesetzt und sei dann weitergefahren. In der knappen, sachlichen Niederschrift der Polizei, die dem Fahrer zur Gegenzeichnung vorgelegt worden war, war nichts von der Antipathie zu spüren, die er laut Wardle gegenüber Duffield empfunden hatte.
    Auch die nächsten beiden Aussagen stützten Duffields Darstellung: Die eine stammte von einer Frau, die behauptete, ihn auf der Treppe zu der Wohnung seines Dealers gesehen zu haben, die zweite von Duffields Dealer Whycliff persönlich. Strike musste an Wardles Einschätzung denken, dass Whycliff für Duffield lügen würde. Die Frau vom Stockwerk darunter konnte ebenfalls bestochen worden sein. Alle anderen Zeugen, die erklärt hatten, Duffield in den Straßen von London beobachtet zu haben, konnten guten Gewissens lediglich versichern, dass sie einen Mann mit Wolfsmaske gesehen hatten.
    Strike zündete sich eine Zigarette an und ging Duffields Aussage ein zweites Mal durch. Duffield war leicht erregbar und hatte zugegeben, dass er Lula bedrängt hatte, länger im Club zu bleiben. Die Hämatome an ihren Oberarmen waren höchstwahrscheinlich sein Werk gewesen. Falls er allerdings mit Whycliff zusammen Heroin genommen hatte, verringerte das die Wahrscheinlichkeit, dass er noch in der Lage gewesen wäre, in ihre Wohnung in den Kentigern Gardens 18 einzudringen, geschweige denn sich in einen Mordrausch zu steigern, so viel war Strike klar. Er wusste nur zu gut, wie sich Heroinabhängige verhielten; in dem letzten besetzten Haus, in dem seine Mutter gelebt hatte, hatte er mehr als genug davon kennengelernt. Diese Droge machte ihre Sklaven passiv und handzahm, zur Antithese der brüllenden, gewalttätigen Alkoholiker oder der hypernervösen, paranoiden Kokskonsumenten. Strike hatte in seinem Leben viele Arten von Süchtigen getroffen, in der Army ebenso wie im Privatleben. Dass die Medien Duffields Sucht derart glorifizierten, fand er verwerflich. An Heroin war nichts Glorreiches. Strikes eigene Mutter war auf einer schmutzigen Matratze in der Ecke eines dreckstrotzenden Zimmers verendet, und sechs Stunden lang hatte niemand bemerkt, dass sie tot war.
    Er stand auf, durchquerte das Büro, riss das dunkle, regenbenetzte Fenster auf, und sofort war das Wummern der Bassgitarre aus dem 12 Bar Café lauter denn je zu hören. Mit der brennenden Zigarette in der Hand blickte er hinüber zur Charing

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