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Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition)

Titel: Der Ruf des Kuckucks: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Galbraith
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unbestimmte Gefühl, dass sich ihm erst allmählich die ganze Bandbreite der Begabungen seiner Aushilfssekretärin erschloss.
    Robin hatte Waren im Wert von mehr als zehntausend Pfund mit in die Kabine genommen, wobei allein der Paillettenmantel die Hälfte kostete. Unter anderen Umständen hätte sie sich so etwas bestimmt nicht getraut, doch heute war sie wie verwandelt: furchtlos und draufgängerisch; so als müsste sie sich selbst, Matthew und sogar Strike etwas beweisen. Umschwirrt von den drei Verkäuferinnen, die um sie herum Kleider aufhängten und die schweren Falten des Mantels ausstrichen, spürte Robin nicht den leisesten Anflug eines Gewissensbisses, obwohl sie sich nicht einmal den billigsten der Gürtel leisten konnte, die jetzt über dem Ellenbogen der tätowierten Rothaarigen baumelten, und keines der Mädchen je eine Umsatzbeteiligung einstreichen würde, um die sie sichtlich wetteiferten. Sie gestattete sogar der Verkäuferin mit den pinken Haaren loszuziehen und ein goldenes Jäckchen zu beschaffen, das Robin »fantastisch stehen« werde und »ganz wunderbar zu dem grünen Kleid« passe, das sie sich ausgesucht hatte.
    Robin war größer als jede der Verkäuferinnen, die bewundernd zu gurren und zu seufzen begannen, sobald Robin ihren Trenchcoat gegen den Paillettenmantel getauscht hatte.
    »Den muss ich meinem Bruder zeigen«, erklärte sie, nachdem sie sich kritisch im Spiegel betrachtet hatte. »Der Mantel ist nämlich gar nicht für mich, sondern für seine Frau.«
    Und damit marschierte sie aus der Garderobe, dicht gefolgt von den drei Verkäuferinnen. Die reichen Mädchen an den Kleiderstangen drehten sich wie auf Kommando um und fixierten Robin mit zusammengekniffenen Augen, während sie Strike nonchalant fragte: »Wie findest du ihn?«
    Strike musste zugeben, dass der Mantel, den er eben noch für hässlich gehalten hatte, an Robin wesentlich besser aussah als an der Schaufensterpuppe. Sie drehte eine kleine Pirouette für ihn, und das Ding glitzerte wie Eidechsenhaut.
    »Nicht schlecht«, kommentierte er mit typisch männlicher Vorsicht, und die Verkäuferinnen lächelten nachsichtig. »Doch, wirklich ganz nett. Wie teuer ist er?«
    »Für deine Verhältnisse gar nicht so teuer.« Robin warf ihren Zofen einen verschmitzten Blick zu. »Und Sandra würde ihn lieben «, erklärte sie Strike, der so überrumpelt war, dass er lächeln musste. »Außerdem ist es ihr Vierzigster. «
    »Zu dem Mantel passt einfach alles«, versicherte ihm das Zuckerwattemädchen diensteifrig. »Er ist wirklich unglaublich vielseitig.«
    »Ich probiere mal das Cavalli-Kleid an«, verkündete Robin munter und kehrte in ihre Kabine zurück.
    »Sandra hat mich angefleht, ihn zu begleiten«, erklärte sie den drei Verkäuferinnen, während die ihr aus dem Mantel halfen und den Reißverschluss des Kleids öffneten, auf das sie gezeigt hatte. »Damit er nicht wieder irgendwelchen Mist kauft. Zu ihrem Dreißigsten hat er ihr die hässlichsten Ohrringe geschenkt, die man sich nur vorstellen kann! Sie haben ein Vermögen gekostet, trotzdem hat sie sie noch kein einziges Mal aus dem Safe geholt.«
    Robin hätte nicht sagen können, woher ihr dieser Einfall zugeflogen war; sie fühlte sich wie auf einer Bühne. Sie legte ihren Pullover und den Rock ab und wand sich in ein hautenges giftgrünes Kleid. Je länger sie über Sandra sprach, desto realer wurde sie: Ein bisschen zu verwöhnt und ziemlich gelangweilt hatte sie ihrer Schwägerin anvertraut, dass ihr Bruder (in Robins Fantasie ein Banker, obwohl Strike eigentlich nicht ihrer Vorstellung von einem Banker entsprach) absolut keinen Geschmack besaß.
    »Also hat sie zu mir gesagt, geh mit ihm zu Vashti und bring ihn dazu, sein Portemonnaie zu öffnen. Oh ja, das ist wirklich hübsch.«
    Es war mehr als nur hübsch. Robin starrte ihr Spiegelbild an; noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so Schönes angehabt. Das grüne Kleid war so geschnitten, dass es ihre Taille auf magische Weise zusammenschnurren ließ, dabei ihre Figur in fließende Kurven modellierte und den hellen Hals noch länger machte. Sie hatte sich in eine Schlangengöttin in glitzerndem Viridiangrün verwandelt, der die Verkäuferinnen ehrfürchtig leise seufzend huldigten.
    »Wie viel?«, fragte Robin die Rothaarige.
    »Zweitausendachthundertneunundneunzig«, antwortete die Verkäuferin.
    »Ein Klacks für ihn«, sagte Robin leichthin und trat durch den Vorhang, um das Kleid vorzuführen. Strike war gerade

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