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Der Ruf des Satyrs

Der Ruf des Satyrs

Titel: Der Ruf des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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so nah zu ihr, dass nur sie ihn hören konnte. »Wirst du allein zurechtkommen?«
    »Natürlich«, antwortete sie überrascht. Bisher hatte noch nie einer ihrer Kunden einen Gedanken daran verschwendet, wie sie bei derartigen Veranstaltungen allein zurechtkäme.
    »Keine Anweisungen oder Ratschläge in letzter Minute?«, zog er sie auf.
    »Nur die, dass du höflich und charmant sein und die Kandidatinnen gut abwägen sollst. Denke daran: Du erwählst die … Mutter deiner Kinder.« Es war derselbe Rat, den sie all ihren männlichen Kunden gab, bevor sie sie losschickte, doch aus irgendeinem Grund stolperte sie diesmal über die Worte. Verlegen drehte sie ihren Arm ein wenig, und Dane ließ sie los.
    Doch – so töricht es auch war – als sie sich entfernte, wünschte sie, er hätte sie festgehalten.
     
    Eine behandschuhte Hand legte sich um Evas Handgelenk, als sie sich durch die Menge schlängelte. »Noch eine Venus«, erklang eine kultivierte männliche Stimme direkt hinter ihr. »Ich habe meine Schwester bereits davor gewarnt, dass sie sich in diesem Kostüm heute Nacht erheblicher Konkurrenz aussetzen würde.«
    Eva drehte sich um und sah Alexas Bruder, den sehr gutaussehenden, sehr reichen, sehr blonden und ziemlich unverheirateten Spross der Patrizzis. Seine Familie war von tadelloser Herkunft und gehörte seit mindestens einem Jahrhundert zu den führenden Familien hier in Rom. Er war etwa zehn Jahre älter als Eva, angesehen, solide und eine angemessene Wahl für sie. Anders als Dane.
    »Signor Patrizzi.« Eva riss sich in Gedanken von Dane los und brachte ein Lächeln und sogar einen kleinen Knicks für den Mann zustande, den sie sich als Ehemann auserkoren hatte. »Die Statue der kapitolinischen Venus hier inspiriert viele Frauen wie Ihre Schwester, ein solches Kostüm zu wählen. Wie Sie jedoch sicher bemerkt haben, trage ich gar kein Kostüm. Aber lassen Sie mich sehen …« Sie betrachtete ihn. »Sie tragen den Blitzstrahl. Sie sind Jupiter, der König der Götter?«
    »Genau der. Und als Herrscher der Himmel befehle ich Ihnen hiermit, mit mir zu tanzen!«, forderte er sie auf und bot ihr seinen Arm, während die Musiker das nächste Stück anstimmten.
    Er fühlte sich zu ihr hingezogen. Das war ihr schon seit einer Weile klar; doch da die Klatschmäuler immer auf der Lauer lagen, hatte er sie nur selten so unverhohlen vor aller Augen mit seiner Aufmerksamkeit bedacht. Und obwohl sie im Augenblick nichts lieber wollte, als ihn stehen zu lassen und sich in eine unauffällige Ecke zurückzuziehen, wo sie Dane aus der Ferne beobachten konnte, lächelte sie stattdessen, nahm seinen Arm und ließ sich von ihm in den Wirbel der anderen Tanzenden entführen.
    Sie hatte schon früher einmal mit ihm getanzt und fand seine unaufdringliche Berührung und seine ebenso unaufdringliche Aura sehr angenehm, doch eben jetzt wirkte beides irritierend auf sie. Warum nur? Nichts hatte sich verändert, außer … Ihr Blick fand Dane irgendwo im Saal. Eine hübsche Frau mit kastanienbraunem Haar flirtete gerade mit ihm, und ihre leuchtend pinkfarbene Aura streckte sich nach ihm aus, als wollte sie ihn als ihr persönliches Geschenkpäckchen einwickeln und mit einem bunten Band verschnüren. Sie fand ihn anziehend – sehr sogar. Doch wie bei allen anderen Frauen in seinem Umkreis rührte sich Danes silberne Aura auch für sie kein bisschen.
    Obwohl Eva sich egoistischerweise erleichtert fühlte, schenkte sie ihrem eigenen Tanzpartner ein blendendes Lächeln. Der Griff seiner Finger wurde fester, und er tanzte weiter in die dichte Menge der Tänzer, so dass sie Dane aus den Augen verlor. »Sie behalten diesen Herrn dort recht genau im Auge«, bemerkte er.
    Überrascht schaute sie ihn an. Er neigte seinen Kopf in Danes Richtung, um anzudeuten, von wem er sprach.
    »Dachten Sie, ich hätte es nicht bemerkt?«, fuhr er fort. »Ich bin an Ihnen interessiert, ist Ihnen das nicht aufgefallen? Verzeihen Sie, wenn ich ein wenig eifersüchtig bin.«
    Diese Erklärung hätte sie erfreuen sollen, doch stattdessen war sie nur ein wenig niedergeschlagen. »Das müssen Sie nicht«, erwiderte sie. »Wir sind nur flüchtige Bekannte. Er ist neu hier und hat die Absicht, sich zu verheiraten. Ich helfe ihm, eine geeignete Partnerin zu finden.«
    Signor Patrizzi lachte und zog damit die Aufmerksamkeit anderer auf sich. »Sie spielen Kupplerin?«
    Eva zuckte mit den Schultern, verärgert über die verunglimpfende Art, in der er das

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