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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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richtigen Worten.
    Myra und Chad sahen sie gespannt an.
    »Dann klingelte Morris’ Handy«, fuhr Meghali fort. »Er entschuldigte sich und sagte, es wäre zu laut im Café, und ging nach draußen. Ich hatte meine Handtasche im Wagen liegen lassen und dachte, das war eine gute Gelegenheit, sie zu holen. Als ich durch die Tür nach draußen trat, hörte ich Morris’ Stimme. Er bemerkte mich nicht. Ich wäre wahrscheinlich an ihm vorbei zum Parkplatz gegangen, aber dann hörte ich meinen Namen und wurde aufmerksam.«
    Myra wollte etwas sagen, aber Meghali hob abwehrend die Hand.
    »Jetzt kommt der unheimliche Teil: Ich habe gehört, wie Morris seinem Gesprächspartner versichert hat, dass er sich um mein zwanzig Jahre jüngeres Ich kümmern würde.«
    Myra schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
    »Es kommt noch besser: Morris hat gesagt, er würde am nächsten Morgen nach Squalath fahren und eine endgültige Entscheidung wegen Myra Blue Knife treffen. Dann schwieg er, wohl weil die Person am anderen Ende der Leitung etwas sagte, und schließlich meinte Morris, er würde nicht zulassen, dass Myra und ich uns zwanzig Jahre früher treffen würden.« Sie seufzte.
    »Ich habe im Laufe meines Lebens schon einige merkwürdige Sachen erlebt, und ich habe gelernt, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir uns nicht erklären können. Und was ich aus Morris’ Worten geschlossen habe, ist, dass er eine Möglichkeit hat, zwanzig Jahre zurückzugehen und Geschehnisse von damals zu ändern. Er ist ein skrupelloser Mensch, mit dem man nicht spaßt. Darum habe ich mich entschlossen, ihm nach Squalath zu folgen und euch zu warnen.«
    Myra und Chad wechselten einen wissenden Blick.
    »Es ist aber so, dass Morris nicht wissen konnte, dass wir nach Squalath unterwegs waren«, sagte Chad.
    »Zu dem Zeitpunkt, als er mit dir gesprochen hat, hatten wir noch nicht einmal den Entschluss gefasst, dorthin zu fahren«, fügte Myra hinzu.
    »Sehr seltsam«, murmelte Meghali.
    Schweigend fuhren sie weiter. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    Myra dachte immer wieder an Emma. Sie versuchte noch einige Male, ihre Tochter per Handy zu erreichen, konnte aber keine Verbindung bekommen. Als sie endlich das Haus erreicht hatten, in dem Emmas Freundin Kate mit ihrer Familie lebte, sprang Myra sofort aus dem Wagen, hastete zur Haustür und läutete Sturm. Chad folgte ihr, so schnell es seine verletzte Schulter zuließ.
    Die Tür wurde geöffnet, und Kates Mutter sah sie erstaunt an.
    »Mrs Blue Knife! Ich dachte, Sie und Ihr Mann wären im Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus?« Myras Kehle schnürte sich zusammen. »Wir wollen Emma abholen«, brachte sie mühsam heraus. »Können Sie sie bitte rufen?«
    »Emma ist schon abgeholt worden«, erwiderte Kates Mutter erstaunt. »Es ist noch keine zehn Minuten her.«
    »Von wem?«
    »Ein Mann, groß, schlank, schwarzer Anzug, zurückgekämmte Haare. Er sagte, Sie hätten Mr Blue Knife ins Krankenhaus begleiten müssen und ihn gebeten, Emma zu Ihnen zu bringen.«
    Myra blieb das Herz stehen.
    »Das würde sie niemals tun!«, rief sie leise. »Ich meine, sie würde niemals mit einem fremden Mann im Auto davonfahren … Wie konnten Sie das zulassen?«, fuhr sie Kates Mutter an.
    Kates Mutter hob die Schultern.
    »Der Mann war sehr höflich, er hat sich korrekt vorgestellt und sich als Polizeibeamter ausgewiesen. Emma hat versucht, Sie übers Handy anzurufen, konnte Sie aber nicht erreichen. Es tut mir sehr leid …«
    »Ist schon gut«, mischte Chad sich ein, als er in das ängstliche Gesicht von Kates Mutter sah. »Machen Sie sich keine Vorwürfe.« Dann wandte er sich an Myra: »Komm, Meghali wartet.«
    Wie betäubt ließ Myra sich von Chad zurück zum Wagen führen. Meghali sah sie fragend an.
    »Er hat sie entführt«, hauchte Myra.
    Meghalis Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie wollte helfen, aber es gab nichts, was sie hätte tun können. Sie war machtlos. Sie alle waren es. Emmas Schicksal lag in Morris’ Händen.
    »Lass uns nach Hause fahren, dort sind wir erreichbar«, erklärte Chad mit erstickter Stimme. »Morris will bestimmt etwas aushandeln.«
    Er wandte sich seiner Frau zu. Sie saß neben ihm und war plötzlich in einem viel schlimmeren Zustand als er selbst. Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren, und sie starrte teilnahmslos aus dem Fenster. Als er sie ansprach, reagierte sie nicht.
    »Ist mit Myra alles in Ordnung?«, fragte Meghali, als sie wieder losfuhren.
    Chad schüttelte den

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