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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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auf vier runden aufrechten Scheiben; ihre glänzenden Hüllen spiegelten das Sonnenlicht. Gras gab es kaum. Der größte Teil des Bodens bestand aus glattem grauen Stein, der alles andere zu ersticken schien. Die Menschen jedoch wirkten froh und unbefangen.
    Warum sah Runa diese Dinge? Warum jetzt? Noch im selben Augenblick erkannte sie die Antwort: All diese seltsamen Dinge stammten aus einer anderen Zeit! Runa wusste nicht, aus welcher, wusste nur mit Sicherheit, dass in einer anderen Zeit dieses Dorf mit all seinen merkwürdigen Gebäuden, Bewohnern und Dingen an genau der Stelle auf der kargen Steppe stehen würde, an der sie sich jetzt befand. Sie konnte es fühlen.
    Die nächsten Bilder ließen Runa erschauern: Riesige Lichtblitze schossen vom Himmel herab und setzten die Gebäude in Brand. Ein heilloses Durcheinander brach aus. Die Menschen kamen aus den Gebäuden gerannt. Runa konnte ihre Schreie nicht hören, aber sie sah ihre von Entsetzen gezeichneten Gesichter. Grauen erfasste sie. Die Gebäude, die stark und fest aussahen, wurden von den riesigen Lichtblitzen geradezu zerschmettert. Dächer und Wände stürzten ein und fielen auf die Menschen, die verzweifelt versuchten, sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Dieser seltsame Angriff hatte die Bewohner vollkommen unvorbereitet getroffen. Keiner von ihnen war bewaffnet, und sie schienen keinen Anführer zu haben.
    Aber wer waren die Angreifer? Sie schienen über große Macht zu verfügen. Sie besaßen eine Art Waffe, die aus großer Entfernung benutzt werden konnte, so dass kein angreifender Krieger auf dem Schlachtfeld auftauchen musste.
    Staub und Rauch zog durch das fremdartige Dorf. Runa sah überall verletzte und tote Menschen: Mütter fielen zu Boden, schrien und weinten, die leblosen Körper ihrer Kinder in den Armen; Kinder standen verlassen zwischen den Trümmern, Tränen liefen über ihre entsetzten Gesichter, und sie wussten nicht, wohin sie sich wenden sollten. Neben ihnen lagen die toten und verstümmelten Körper ihrer Eltern, Großeltern und Geschwister. Niemand war da, der sich um sie kümmerte. Trotzdem hörte der Angriff nicht auf. Immer wieder und wieder fiel die gnadenlose Waffe der Angreifer über das Dorf her und verwandelte alles in Trümmer und Asche.
    Dann geschah etwas Seltsames: Runa sah nicht nur die Bilder der Zerstörung, sie sah sich selbst durch das brennende Dorf gehen. Dennoch schien sie nicht wirklich dort zu sein. Die verzweifelten Menschen bemerkten sie zwar und kamen hilfesuchend auf sie zu, aber Runa konnte nicht zu ihnen durchdringen. Sie sah ihre angsterfüllten Gesichter, hörte jedoch nicht ihre Stimmen. Sie sprach beruhigend auf die Menschen ein, aber die schienen sie auch nicht hören zu können. Eine unsichtbare Wand trennte sie voneinander. Runa konnte nichts anderes tun, als den Menschen zuzulächeln und zu versuchen, ihnen mit Gesten und Blicken zu vermitteln, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben sollten.
    Runas Gesicht war blass und angespannt. Dieses Dorf war dem Untergang geweiht. Und die Zerstörung war so endgültig, dass sie in allen Zeiten zu spüren war.
    Die Bilder verflüchtigten sich, und Runa sah wieder das Zeltlager vor sich.
    Erdis lenkte ihr Pferd neben Runas und sah ihre Freundin besorgt und forschend an.
    Runa erwiderte den Blick und schüttelte den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit, über die Bilder zu sprechen, die ihr gezeigt worden waren. Das würde warten müssen, bis sie unter sich waren.
    Ein Mann, der seinem Auftreten nach der Anführer des Dorfes sein musste, näherte sich ihnen. Die Reiter saßen ab, und der Mann, der vorher mit Runa und Erdis gesprochen hatte, wechselte einige Worte mit ihm.
    Runa musterte den Anführer genauer. Er trug dieselbe Kleidung wie seine Männer, jedoch in anderen Farben. Seine Hosen und Stiefel waren genauso schwarz wie sein langes, zu einem Zopf geflochtenes Haar. Die lose Jacke, die er mit einem schwarzen Gürtel um seinen schmalen, muskulösen Körper zusammengebunden hatte, dagegen war rot. Sein breites, langes Kupfermesser blitzte in der Morgensonne. Er strahlte Selbstbewusstsein, Stärke und Gelassenheit aus, daher nahm Runa an, dass es sich um einen erfahrenen Anführer handelte. Das Gesicht des Mannes war ausdruckslos, und seine dunklen Augen schauten ruhig, während er zuhörte. Als der andere geendet hatte, legte sich ein Lächeln auf das Gesicht des Anführers. Er begrüßte die drei jungen Mädchen herzlich und schickte sie, so schien es Runa,

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