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Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Der Ruf des weißen Raben (German Edition)

Titel: Der Ruf des weißen Raben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanna Seven Deers
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retten!«
    Die alte Dame sah sie verwundert an.
    »Wenn Heather euch nicht sagen kann, wie oder wo der Talisman zu finden ist, und wenn deine Frau es nicht herausfinden kann, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ihr ihn nicht finden werdet«, stellte die alte Dame bestimmt fest und sah Chad eindringlich an. »Der Talisman steht im Zusammenhang mit vielen alten Geschichten über einige der mächtigsten Schamanen unseres Stammes. Jemand mit geringeren Fähigkeiten wird den Talisman niemals finden können. Er ist mächtiger als der mächtigste Schamane, sagen die alten Geschichten. Deshalb ist er so gut verborgen. Nur eine sehr weise Person kann den Talisman besitzen. Man muss ihn weise gebrauchen. Tut man das nicht, wird der Talisman Schlimmes anrichten auf der Welt.«
    Sie warf einen Blick auf Myra.
    »Und um ehrlich zu sein, deine Frau macht im Augenblick nicht den Eindruck einer weisen, mächtigen Schamanin.«
    Myras Gesicht war rot vor Empörung. Chad und Meghali hatten Mühe, sie aus dem Versammlungsraum zu führen und zum Auto zurückzubringen.
    »Es ist die Vergangenheit, Myra. Sie allein hält den Schlüssel zur Lösung unseres Problems bereit!«, rief Chad und packte sie fest an den Schultern, um sie zur Besinnung zu bringen.
    »Ich hätte besser zuhören sollen, damals, als Heather mir das erste Mal von der Legende erzählt hat«, stieß Myra hysterisch hervor. »Nun muss ich für meinen Fehler bitterlich bezahlen!«
    »Kann das wirklich der einzige Grund dafür sein, dass all diese Dinge jetzt geschehen? Glaubst du das wirklich?«, rief Chad verzweifelt aus. »Wann wirst du Meghali und mir endlich zuhören und unseren Überlegungen Glauben schenken? Nur so wirst du den Talisman finden und Emma zurückbekommen!«
    Myra warf Chad und Meghali, die sich bisher ganz aus dem Gespräch herausgehalten hatte, einen solch verzweifelten Blick zu, dass es ihnen Angst machte.
    »Ich weiß, dass irgendetwas verkehrt läuft«, brachte Myra unter Tränen hervor. »Ganz und gar verkehrt. Ich spüre es! Aber mein Kopf ist leer, ich kann nicht denken! Ich kann den Talisman nicht finden, ich fühle es! Und Morris wird Emma …«
    »Sag es nicht!«, fiel Meghali ihr harsch ins Wort. »Worte sind mächtiger, als du es dir vorstellen kannst. Du beschwörst ein Unglück herauf, wenn du den Satz zu Ende führst!«
    »Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir Emma auch ohne den Talisman zurückbekommen können«, warf Chad plötzlich ein.
    »Wirklich?« Myra schniefte.
    »Es ist ein bisschen gewagt, aber ich sehe keinen anderen Weg, um …«
    »Nein, Chad!«, stieß Myra aus und klammerte sich an ihn. »Ich will nicht riskieren, dass auch dir etwas zustößt!«
    Aber Chad hörte nicht auf sie, sondern drückte sie stumm auf den Beifahrersitz.
    »Komm, Meghali«, sagte er zu der Inderin, »wir müssen uns ein ruhiges Plätzchen suchen, wo wir uns eine Strategie zurechtlegen können.«
    Myra schenkte seinen Worten kein Gehör. Ein seltsames Ziehen hatte von ihrem Körper Besitz ergriffen … als versuche etwas, sie aus ihrem Körper herauszuziehen, weit, weit fort – fort von ihrem Selbst.

K APITEL 23

Umzingelt
    D as warme Licht des frühen Abends fiel auf den Weg, den Myra im Dickicht gefunden hatte, und auf die Bäume rings um sie herum. Stille lag über der Wildnis. Nur ab und zu wurde sie durch Vogelgezwitscher oder den Schrei eines Raubvogels unterbrochen.
    Aber Chad, der wachsam zuhörte, vernahm noch viele andere Geräusche. Er hörte die Streifenhörnchen in den Bäumen umherspringen und den Wind in den großen Zedern, er vernahm einen Bären, der in einiger Entfernung durch den Wald streifte und das Unterholz knacken ließ, und das Fauchen eines Berglöwen.
    Es waren jedoch ganz andere Geräusche, auf die er wartete. Er hoffte auf ein Zeichen von Myras Rückkehr, auf ihre Schritte, auf ihre Stimme. Und er konzentrierte sich auf Morris, der sich womöglich leise näherte.
    »Chad, haben wir irgendwo noch etwas Essbares?«, hörte er Meghalis warme Stimme. »Heather und ich könnten eine kleine Stärkung gebrauchen.«
    Chad sah im Rucksack nach und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, es ist nichts mehr da.«
    »Ich hoffe, Myra kommt bald zurück«, meinte Meghali leise. »Ich habe kein gutes Gefühl.«
    »Wir müssen hier auf sie warten«, wiederholte Chad. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Sonst wird Myra uns nicht finden, wenn sie zurückkommt.« Er blickte sich suchend um. »Aber es wäre vielleicht besser, wenn

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