Der Ruul-Konflikt 2: Nahende Finsternis
Angehörigen dieses Volkes getroffen, der Angst vor dem Tod gehabt hätte. Wie bewog man also jemanden zur Mitarbeit, den man nicht mit Drohungen gefügig machen konnte? Wut vielleicht? Oder vielmehr das Gefühl der eigenen Überlegenheit? Beide Möglichkeiten waren eine Überlegung wert.
»Wie ist dein Name, Slug?«
Wie er erwartet hatte, verengte der Gefangene bei der Erwähnung, des unter Menschen allgemein gebräuchlichen Schimpfworts für Ruul, die Augen zu zornigen Schlitzen.
»Mein Name geht dich überhaupt nichts an, Mensch.«
Ohne Vorwarnung trat Scott auf den Ruul zu und schlug ihm den Kolben des Gewehrs ins Gesicht. Mit einem überraschten Ächzen stürzte der Slug hintenüber in den Staub. Hasserfüllt sah er zu seinem Peiniger auf.
»Ich werde zusehen, wie du stirbst, Mensch. « Der Ruul schaffte es, das Wort Mensch wie eine Beleidigung klingen zu lassen.
Scott holte aus und versetzte dem am Boden liegenden noch einen wuchtigen Tritt gegen die Hüfte. Der Ruul zischte einige Worte, die der Chip jedoch nicht übersetzen konnte. Es war nicht viel Phantasie notwendig, um sich auszumalen, dass er gerade aufs Übelste beschimpft wurde.
»Wenn man euch gefangen nimmt – und das wird man –, werde ich mit dem größten Vergnügen eurer Folterung beiwohnen.«
»Passiert das dort drin?« Scott deutete über die Schulter auf das Gebäude. »Werden die Asalti dort drin gefoltert?«
Der Ruul stieß ein gackerndes Lachen aus. »Du hast keine Ahnung, was das für eine Einrichtung ist, nicht wahr?! Und du würdest sie gern einmal von innen sehen. Habe ich recht?«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet.« Scott wurde langsam ungeduldig.
»Richtig. Habe ich nicht.« Der Ruul fletschte seine Zähne zu einem unheilverkündenden Lächeln. »Was kümmert dich das Schicksal der Asalti?« Er warf Mansu einen geringschätzigen Blick zu. Als würde er ein Insekt betrachten, das evolutionär weit unter ihm stand. Scott war froh, dass der Asalti über keinen Chip verfügte und somit die Worte des Slug nicht verstanden hatte. Der Widerstandsführer durchbohrte den Gefangenen mit Blicken, die nichts Gutes verheißen würden, falls die zwei je allein waren. Hätte der Asalti die Worte des Ruul verstanden, wäre er vermutlich auf den größeren Gegner losgegangen.
»Wir sind Freunde der Asalti.«
»Ist das so?«, nickte der Ruul. »Also schön. Wenn du unsere Einrichtung besichtigen willst, werde ich sie dir zeigen. Jetzt sofort.«
Scott glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. Es ging ihm sogar der Gedanke durch den Kopf, der Chip könnte beschädigt und die Übersetzung fehlerhaft sein. Nur die Blicke seiner Kameraden ließen darauf schließen, dass sie genau das Gleiche gehört hatten.
»Einfach so?«
»Einfach so.«
Die plötzliche Kooperationsbereitschaft des Ruul machte ihn weit nervöser, als es zuvor dessen Weigerung geschafft hatte. Scott kannte sich mit der Mimik eines durchschnittlichen Ruul nicht so gut aus, aber selbst dem untalentiertesten Laien musste der berechnende Ausdruck in den bösartigen, aber beunruhigend intelligenten Augen auffallen. Der Slug plante etwas. Das war offensichtlich. Andererseits bot sich ihnen durch die Kooperation des Ruul eine Möglichkeit, vorläufig ungesehen in das Gebäude einzudringen. Bis der Ruul seinen Plan umsetzte. Woraus auch immer dieser bestehen mochte. Trotzdem, eine zweite Chance würden sie vielleicht nicht bekommen.
Der Ruul hatte ganz bestimmt vor, sie zu benutzen, um zurück zu seinen Leuten zu kommen. Scott war sich sicher, dass ihr Gefangener sich eine Chance zur Flucht erhoffte, wenn sie erst mal in dem Areal waren. Aber bis der Ruul seinen Fluchtversuch unternahm, konnten sie seine Hilfsbereitschaft ausnutzen, um mehr zu erfahren. Die Ruul hatten ein harmloses und vor allem wehrloses Volk angegriffen. Aus einem unersichtlichen Grund brauchten sie die Asalti oder sahen sie zumindest als leichte Opfer an. Und was auch immer für die Ruul gut war, konnte für den Rest der Milchstraße nur schlecht sein.
»Also gut«, entschied Scott und ignorierte Lauras warnenden Blick und die schockierten Mienen der übrigen Kommandosoldaten. »Dann zeig es uns.«
Kapitel 12
»Das war schon alles?«
Matts Frage spiegelte ihrer aller Verwirrung wider. Ihr Gefangener hatte sie zu einem unbewachten Seiteneingang auf der Südseite des Gebäudes geführt. Knapp außerhalb des nahen Raumhafens. Trotz fehlender Patrouillen oder Wachposten wurde
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