Der Ruul-Konflikt 3: In dunkelster Stunde
Die Umweltbedingungen auf dieser Welt waren nun extrem feindlich. Überleben konnte man nur in einer der unterirdischen Anlagen und selbst dann war es nicht gerade ein komfortables Leben, das man führte.
Es war der perfekte Standort für das strengste Hochsicherheits-Militärgefängnis, das es in dem von Menschen besiedelten Weltraum gab. Beide Nullgrenzen des Systems und die dazugehörigen Sprungpunkte waren durch Verteidigungssatelliten und automatische Abwehrstellungen gesichert. Passieren konnte nur, wer einen gültigen Code vorwies. Und der Code änderte sich wöchentlich.
Sobald man in den Orbit einschwenkte, wurde man von bodengestützten Raumabwehrwaffen erfasst, die das jeweilige Schiff nicht mehr aus der Zielerfassung ließen, bis es den Orbit wieder verließ. In der dünnen Lufthülle von Lost Hope patrouillierten regelmäßig Jagdstaffeln, die in der Lage waren, jeden Eindringling abzufangen, der es wagte, unangemeldet zu erscheinen. Oder – sollte es zu einem Gefangenenaufstand kommen – jedes nicht autorisierte Schiff, das abhob.
Die Wachmannschaft wurde von einer privaten Sicherheitsfirma gestellt. Also Söldner. Jedoch die besten, die es für Geld zu mieten gab. Ihre Stärke belief sich auf mehrere Tausend und sie ließen sich ihre Dienste gut entlohnen. Dennoch war es weit billiger, als eine reguläre Militäreinheit in derselben Stärke hier zu stationieren. Lediglich eine einzelne TKA-Kompanie war hier untergebracht, deren Befehlshaber sozusagen als Verbindungsmann zwischen der Sicherheitsfirma und dem Militär diente. Mit anderen Worten: eine Alibi-Kompanie.
In diesem Gefängnis saß der übelste Abschaum. Jeder Einzelne war ein Killer, Vergewaltiger, Drogenhändler, Mörder oder Sadist. Und darüber hinaus war jeder Einzelne auch noch Soldat. Die Männer und Frauen, die hier einsaßen, verkörperten alles, was am Militär faul war. Und man schickte sie hierher, damit die Menschheit vergessen konnte, dass es sie gab.
Lost Hope war die Endstation. Von hier gab es kein Entkommen. Hier erhielt man keine Bewährung wegen guter Führung. Und Freigang schon gar nicht. Eine Verlegung nach Lost Hope war so gut wie ein Todesurteil. Und trotzdem war er nun hier, um einem dieser Männer ein Angebot zu machen, bei dem ihm selbst die Galle hochkam. Doch er hatte keine andere Wahl.
Auf dem Flug fort von der Waterloo beobachtete der Admiral, wie ein Konvoi den Planeten erreichte. Insgesamt acht Schiffe. Sechs davon waren Großraumtransporter. Begleitet von zwei kleinen Zerstörern. Frischfleisch für das Straflager. Nogujama schüttelte bekümmert den Kopf. Vor dem Krieg wäre ein Konvoi diese Größe mindestens von Leichten oder sogar Schweren Kreuzern eskortiert worden. Nun war dies nicht mehr möglich. Die Anforderungen des Konvoidienstes mussten den Anforderungen des Krieges weichen. Alle größeren Kampfschiffe wurden dringend an der Front gebraucht.
Als das Shuttle tiefer in die Atmosphäre hinabstieß, bemerkte Nogujama einige Schatten in den Wolken unter ihnen, die ihnen folgten. Noch bevor er sich fragen konnte, was das war, schälten sich vier schnittige Arrow-Abfangjäger elegant aus dem dichten Wolkenvorhang.
»Personenshuttle XP-8801«, funkte der Staffelführer sie an. »Hier ist die Wachstaffel der Lost-Hope-Basis für diesen Quadranten. Folgen Sie uns. Wir eskortieren Sie zu Ihren Landekoordinaten.«
»Verstanden, Wachstaffel«, bestätigte sein Pilot ein wenig nervös.
Nogujama verfolgte die Jäger, so gut er es von seinem Sitz aus vermochte. Zwei der Arrows positionierten sich links und rechts des Shuttles. Die beiden anderen direkt dahinter. Bei dieser Art Aufmerksamkeit konnte er dem Piloten seine Nervosität nicht verdenken. Die Jäger würden, ohne zu zögern, schießen, sollten sie sich in irgendeiner Form verdächtig verhalten oder die Piloten sich bedroht fühlen. Lost Hope war definitiv keine Welt, auf der man uneingeladen erscheinen sollte.
Der Flug dauerte noch über eine halbe Stunde. Eine unangenehm lange Zeitspanne, wenn einem ständig bewusst wird, dass das eigene Leben von der Gnade zweier Piloten abhing, die nur einmal kurz mit dem Zeigefinger zucken mussten, um das eigene Schiff in eine Staubwolke zu verwandeln. Doch seine Ängste erwiesen sich als unbegründet und sie landeten planmäßig in einem kleinen Hangar in der nördlichen Hemisphäre des Planeten.
Die Rampe wurde herabgelassen und Nogujama betrat das Gefängnis. Es war seltsam. In seiner ganzen
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