Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
doch auf diese Weise bestätigt zu werden, war trotzdem ungemein beruhigend. Sie wünschte nur, sie hätte ein Aufnahmegerät besessen, um Johns Geständnis für das Tribunal festzuhalten, sie bezweifelte jedoch insgeheim, dass John derart frei gesprochen hätte, wenn er sie im Verdacht gehabt hätte, einen Rekorder mit sich zu führen. Außerdem führte er bestimmt eine Art Störsender bei sich, der genau solche Aufnahmen zu verhindern wusste. Die Innere besaß einige solche ausgeklügelten Spielsachen. Und der Narbige – oder vielmehr John?! – hatte mit Sicherheit Zugang zu diesen Dingen.
Rachel war so in Gedanken versunken, dass ihr erst viel zu spät bewusst wurde, dass John den Tennisball nicht mehr in die Luft warf. Vielmehr musterte er sie aus berechnenden Augen und viel zu schnell, als dass sie hätte reagieren können, warf er ihr den Tennisball zu. Reflexartig fing sie diesen mit der rechten Hand. Verwirrt musterte sie das Sportutensil und legte es vorsichtig vor sich auf den Tisch. Sie war sich ziemlich sicher, dass keine Bombe darin war, sonst wäre John bestimmt nicht so ruhig geblieben. Er machte nicht den Eindruck, sie um den Preis seines eigenen Lebens töten zu wollen. Doch ihr war nicht entgangen, dass sein Lächeln bei ihrer Reaktion deutlich breiter geworden war. Und wenn sie tatsächlich etwas getan hatte, das John erfreute, dann hatte sie wohl allen Grund, sich Sorgen zu machen.
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch etwas Saft wollen? Er ist wirklich vorzüglich.«
»Nein, danke«, entgegnete sie bestimmt, in der Hoffnung, dass John ihre Gedanken nicht erriet. »Ich habe kein Interesse daran, von Feenstaub außer Gefecht gesetzt zu werden.«
Lächelnd musterte er sie aus zusammengekniffenen Augen. »Sehr clever. In der Tat.«
»Was man von Ihnen nicht behaupten kann. Einen örtlichen Drogendealer für Ihre Drecksarbeit zu benutzen. Das war dilettantisch. Viel zu leicht zurückzuverfolgen.«
»Allerdings, aber ich musste mich bei der Bewältigung meiner Aufgabe auf ein recht begrenztes Budget stützen. Dadurch blieb mir keine andere Wahl. Und das war auch der Grund, weshalb der gute Nerves so unschön aus dem Leben schied. Wirklich schade. Der Mann hatte Potenzial – und ich noch eine Menge Verwendung für ihn.«
»Mir blutet das Herz.«
»Sarkasmus steht Ihnen nicht.« Zum ersten Mal zeigte Johns Fassade Risse. Er zog behäbig die schwarzen Handschuhe aus und legte sie sich ordentlich über ein Knie. Die charmante, umgängliche Maske verrutschte für einen winzigen Moment. Einen Moment, in dem Rachel einen Blick auf den wirklichen John erhaschen konnte. Der Mann platzte fast vor unterdrückter Wut – und Hass. Hass auf sie. Außerdem besaß er offenkundig einen Hang zur Gewalt. Sie musste sich unbedingt vorsehen und durfte sich nicht durch sein Gehabe irritieren lassen. Seine Maske des Charmes und der Umgänglichkeit diente nur dazu, seine Gegner einzulullen, bis sie in ihrer Wachsamkeit nachließen. Und dann schlug er zu. Rachel hatte es bereits des Öfteren mit seinesgleichen zu tun gehabt. Nein, das war nicht ganz richtig. Sie hatte es des Öfteren mit Menschen zu tun gehabt, die sich des gleichen Tricks bedienten. Das war ein Unterschied. Sie bezweifelte, dass es auch nur einer ihrer früheren Gegenspieler an Gefährlichkeit mit John aufnehmen konnte.
Doch John war sehr versiert darin, eine Maske zu tragen, und ehe sie es sich versah, starrte sie wieder in das Antlitz personifizierten Charmes.
»Eines verstehe ich trotzdem noch nicht.«
»Und das wäre?«
»Warum stiehlt man eine Leiche?«
John lachte lauthals auf. Überraschenderweise klang es ehrlich amüsiert. »Wenn Sie das herausfinden, sind Sie der Wahrheit einen großen Schritt näher gekommen.«
»Sie werden es mir also nicht verraten.«
»Ich denke, ich habe Ihnen schon genug gesagt. Es wird Zeit, diese Unterredung zu beenden.«
»Einfach so?«
»Warum denn nicht?«
Sie stand von dem Sofa auf und sah auf den immer noch lächelnden John herab. »Dann wird es Zeit, die Sicherheit zu rufen.«
»Versuchen Sie es ruhig.«
Seine Gelassenheit war gelinde gesagt verwirrend. Sie ging rückwärts zur Tür, um ihn nicht aus den Augen zu lassen. Doch ihre Schritte wurden zunehmend wackliger.
»Geht es Ihnen nicht gut?« Sein Lächeln wurde breiter.
Ihr linkes Bein knickte unter ihr weg und sie war gerade noch imstande, den Sturz mit den Händen abzufangen. Die Sicht verschwamm ihr vor den Augen. Kalter Schweiß trat
Weitere Kostenlose Bücher