Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Antwort. »Hier ist Major Rachel Kepshaw. Ich benötige dringend Hilfe. Bitte. Hört mich jemand? Irgendjemand?«
Wieder keine Antwort. Sie probierte es noch zweimal, bevor sie ihre Bemühungen aufgab. Die Entfernung war vermutlich zu groß. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Mannschaften oder irgendjemand auf Central gerade den einen Kanal abhörte, auf dem sie senden konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand sie durch Zufall entdeckte, war verschwindend gering. Auch, wenn um Serena sehr viel Betrieb und noch mehr Verkehr herrschte, so war der Weltraum doch einfach viel zu verdammt groß.
Sie entschied, ihren Restsauerstoff zu sparen und nicht für sinnlose Kommunikationsversuche zu verschwenden.
Ein kurzer Piepton.
Sie hob den rechten Arm; am Display dort leuchtete die Reservelampe auf. Noch etwa zehn Minuten, bis ihr der Sauerstoff ausging. Sie verfluchte ihr Schicksal, das sie in eine solche Lage gebracht hatte.
Sie verfluchte den Narbigen, schließlich war dies bereits sein dritter Versuch, sie aus dem Weg zu räumen – diesmal mit blendenden Erfolgsaussichten, wie sie leider zugeben musste … Sollte sie durch irgendeinen glücklichen Umstand dennoch überleben, würde sie ihm eigenhändig den Hals umdrehen.
Andererseits, wie hatte er gesagt? Ihr stünden sämtliche Informationen zur Verfügung, um daraus ein Gesamtbild zu formen. Sie müsse die Puzzleteile nur in der richtigen Reihenfolge anordnen. Auf irgendeine perverse Art war er der Schlüssel zu dem Ganzen …
… und ihre beste Möglichkeit, um an Maxwell heranzukommen. Der war sicher einer der Drahtzieher und wusste vermutlich mehr darüber als die meisten anderen Mitglieder der Verschwörung. Und dass es sich um eine Verschwörung handelte, das sagte ihr ihr Bauchgefühl; sie hatte gelernt, dass sie darauf vertrauen konnte.
Sie vermochte nur noch nicht, Maxwells Rolle in dieser Schmierenkomödie richtig einzuordnen.
Dass Maxwell allein hinter alledem steckte, das glaubte sie allerdings nicht mal einen Augenblick lang. Dafür war der Typ nicht clever genug. Verschlagen genug ja, aber bei Weitem nicht clever genug.
Ihre Gedanken wanderten weiter. Sie ließ sie schweifen, statt sie bewusst zu steuern. Diese Methode war ihr von ihren Ausbildern eingebläut worden. Auf diese Weise kam das Unterbewusstsein zum Zug und manches sickerte an die Oberfläche, was selbst einem geübten Beobachter auf den ersten Blick eventuell entgangen war.
Sie dachte an den Pathologen. Der Mann war umgebracht worden, weil er etwas wusste. Klarer Fall. Doch was hätte Randolph wissen können, das seinen Tod unabdingbar machte? Und warum eine Leiche stehlen? Was war an dieser Leiche so furchtbar wichtig, dass man sie stehlen musste?
Was zum Geier war an einer Leiche wichtig?
Sie keuchte auf. Ihr Atem ging nur noch stoßweise. Die Scheibe ihres Helms beschlug von innen. Sie fühlte sich seltsam schwindlig. Verdammt, nicht jetzt …
Irgendetwas hatte sie bisher übersehen. Etwas Wichtiges. Aber was?
Dr. Randolph war doch bloß ein Handlanger innerhalb der ganzen Verschwörung gewesen. Also warum ihn umbringen? Und warum Bensons Leiche stehlen? Das ergab doch alles keinen Sinn. Sie überlegte. Es sei denn …
In plötzlichem Erschrecken riss sie die Augen auf.
Das ist es!
Woher auch immer dieser unvermittelte Geistesblitz kam, mit ihm kam das Wissen, warum Bensons Leiche gestohlen worden war. Mit ihm kam ebenso die Erkenntnis, wer Benson wirklich umgebracht hatte und wieso Randolphs Tod unabdingbar geworden war.
Manche Dinge erschienen ihr weiter sinnfrei, doch zumindest war nun eines glasklar: David war unschuldig. Und sie konnte es beweisen! Er war wirklich unschuldig. Sie hatte zu keinem Zeitpunkt daran gezweifelt, trotzdem war es schön, Gewissheit zu haben. Und diese ganze Erkenntnis … half ihr keinen Schritt bei der Bewältigung ihres jetzigen Problems. Rachel war weiterhin dem Tod geweiht.
Selbst flaches Atmen wurde zunehmend schwerer. So ein verdammter Mist, sie durfte jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt, da sie zumindest in Ansätzen begriff, was hier überhaupt vor sich ging. Wenn sie starb, war Davids Schicksal besiegelt. Es würde keine Rettung in letzter Sekunde für ihn geben. Die Sicht verschwamm ihr vor den Augen und es wurde langsam trübe. Kurz bevor sie wegdämmerte, glaubte sie, ein riesiges schwarzes Maul auf sich zukommen zu sehen. Mit ihrem letzten bewussten Gedanken fragte sie sich, ob dies der Übergang zum Leben nach dem
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