Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
»bei Weitem nicht.«
»Ich halte diese Diskussion für sinnlos«, meinte Präsidentin Tyler. »Das Terranische Konglomerat wird von den Asalti auf keinen Fall verlangen, ihre Schiffe abzuziehen. So leid es mir tut, aber das ist mein letztes Wort.«
»Und mein letztes Wort ist«, erwiderte Quel Thai, »dass entweder alle bis auf sieben Asalti-Kriegsschiffe das System verlassen oder unsere Delegation sofort abreisen wird. Wir bestehen auf die Einhaltung aller Vereinbarungen. Falls wir uns auf ein Bündnis mit den Menschen einlassen, müssen wir uns darauf verlassen, dass diese auch ihr Wort halten. Und dies wäre die beste Gelegenheit, Ihre Vertrauenswürdigkeit unter Beweis zu stellen.« Die Zangen des Meskalno klickten. Für Jonathan hörte sich dieser Laut entschieden zu schadenfroh an.
Präsidentin Tyler legte ihre Stirn in ärgerliche Falten. Es gefiel ihr absolut nicht, dermaßen unter Druck gesetzt zu werden. Jonathans Gedanken gingen sogar noch weiter. Der Meskalno erpresste sie, und das nicht zu knapp.
Die Präsidentin sah sich Hilfe suchend unter den Delegierten um. Sie hoffte wohl auf Unterstützung. Doch diese sahen nur nichtssagend auf ihre Hände, auf den Tisch oder starrten einfach Löcher in die Luft. Die Botschaft dahinter war eindeutig.
Sollen Meskalno und Menschen das unter sich aus machen.
Jonathan war auf Anhieb klar, dass die Präsidentin keine Unterstützung in dieser Frage finden würde. Selbst der Til-Nara-Delegierte rührte sich nicht. Nach allem, was er über Tyler gehört hatte, gehörte sie nicht zu der Sorte Menschen, die sich von Drohungen einschüchtern ließ. Das verhieß nichts Gutes für den Fortgang der Konferenz. Die Präsidentin öffnete den Mund, um etwas Wütendes zu erwidern.
»Wir geben nach«, kam ihr eine Stimme von der Seite zuvor. Alle Augen wandten sich überrascht Ratsmitglied Saran zu. Selbst Mansu.
»Das kann nicht Ihr Ernst sein«, wisperte der Asalti-Oberbefehlshaber dem Ratsmitglied zu, jedoch so laut, dass es jeder am Tisch verstand.
Saran lächelte nachsichtig. »Falls wir nicht nachgeben, ist die Konferenz gescheitert, und zwar noch bevor sie richtig beginnt. Wir haben keine Wahl. Außerdem hat mein verehrter Amtskollege der Meskalno recht.« Saran nickte in dessen Richtung, erntete dafür jedoch nur eine weitere verächtliche Geste Quel Thais. »Jede Delegation darf für die Dauer der Konferenz nur sieben Schiffe im System unterhalten. Und das schließt uns mit ein.«
Mansu wollte noch etwas sagen, doch Saran kam ihm zuvor. »Die Konferenz muss unter allen Umständen weitergehen.«
Mansu schloss den Mund wieder und senkte geschlagen den Kopf. »Dann werde ich den Befehl geben«, erklärte der kleine Asalti und erhob sich von seinem Platz.
Jonathan folgte Mansu mit den Blicken, als dieser den Saal verließ. Er fühlte aufkeimendes Mitleid mit dem Offizier. Die Asalti hatten in der Vergangenheit einiges durchgemacht; sie auf diese Weise zu zwingen, ihre Schiffe abzuziehen, grenzte an eine beabsichtigte Demütigung vonseiten der Meskalno. Und alles nur, um den Meskalno eine bessere Position zu verschaffen. Jonathan schürzte abfällig die Lippen. Er kannte die Meskalno erst seit Kurzem, konnte sie aber bereits jetzt nicht leiden.
Mansu öffnete die Tür des Konferenzsaales, jedoch nicht, ohne noch einige Worte mit David Coltor zu wechseln. Jonathan war nicht in der Lage, das kurze Gespräch zu verstehen, doch selbst auf diese Entfernung bemerkte er, wie sich Mansus Schnabel zu einem erfreuten Lächeln teilte.
Philipp Nitao schleppte sich todmüde durch die Tür seiner Wohnung. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich zum letzten Mal so zerschlagen gefühlt hatte. Philipp war einer der handverlesenen Kellner, die auserwählt wurden, die Delegierten im Konferenzsaal zu bedienen. Der Job war beileibe nicht schlecht. Und darüber hinaus wurde er auch noch hervorragend bezahlt – vor allem verglichen mit seiner eher langweiligen Arbeit in einem exklusiven Hotel am Rand des Kongresszentrums. Der Ansturm auf diese Arbeit war groß gewesen und Philipp hatte sein Glück kaum fassen können, als man ihn ausgewählt hatte.
Doch dieses Glück hatte auch seine Schattenseiten.
Nicht nur, dass MAD und SES im Vorfeld der Konferenz seine komplette Hintergrundgeschichte auf den Kopf gestellt hatten. Er musste auch noch vor und nach jedem Arbeitstag mehrere Sicherheitsschleusen und Checkpoints passieren. Dies bedeutete: bei jedem Checkpoint Ausweis
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