Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
Jonathans Blick auf sich ruhen. Mit einem Wink bedeutete er Jonathan, ihm vor die Tür zu folgen. Scott Fergusen rief er ebenfalls zu sich.
Jonathan erhob sich geräuschlos, wobei ein kurzer Blick ihm bestätigte, dass ohnehin keiner von ihm Notiz nahm oder seine Abwesenheit bemerken würde. Die Meskalno und Sca’rith waren wieder einmal beim Streiten und Präsidentin Tyler sowie Ratsmitglied Saran bemühten sich um Schlichtung.
Jonathan schlich vor die Tür, die hinter ihm von einem ROCKETS-Soldaten geschlossen wurde. Coltor, Fergusen und Foulder hatten sich bereits versammelt und steckten verschwörerisch die Köpfe zusammen. Die Gesichter aller drei Männer spiegelten tiefe Besorgnis wider.
»Es gab einen Zwischenfall«, begann David Coltor ohne Umschweife. »Es hat einen Toten gegeben.«
»Welche Art Zwischenfall?«, fragte Jonathan, nun ebenfalls besorgt. Sie konnten sich keine Störungen dieser Art erlauben.
»Wissen wir noch nicht«, fuhr Coltor fort. »Man hat eine Leiche gefunden. Gehen Sie der Sache nach. Augenblicklich. Falls die Delegierten davon erfahren …«
Der MAD-Offizier ließ den Satz vielsagend ausklingen und Jonathan nickte verstehend. In dieser Phase der Verhandlungen würden vor allem die Meskalno einen Zwischenfall dieser Art dazu benutzen, die Konferenz zusätzlich zu verschleppen. Möglicherweise brachen sie die auch einfach ab.
»Nehmen Sie Fergusen und Foulder mit.« Als beide ROCKETS den Mund öffneten, um zu protestieren, kam Coltor ihnen zuvor. »Ihre Leute dürften auch ohne Ihre Anwesenheit für den Schutz der Präsidentin sorgen können. Ich will Sie beide bei dieser Ermittlung haben. Sie müssen herausfinden, ob der Tod dieses Mannes etwas mit dieser Konferenz zu tun hat.«
»Und falls ja?«, fragte Jonathan.
»Dann finden Sie die Person, die dafür verantwortlich ist, und schalten sie aus.«
Das Gebäude, das Jonathan und seine zwei Begleiter kurz darauf betraten, war nur zwei Blocks entfernt von dem Hotel, in dem die Konferenz stattfand. Das allein war schon recht besorgniserregend. Es handelte sich um ein sechs Stockwerke hohes Gebäude, in dem sich ausschließlich Privatwohnungen befanden. Solche Gebäude gab es in dieser Gegend zuhauf. Jonathan fand es schon ziemlich merkwürdig, solche Gebäude in einem häufig frequentierten Kongresszentrum zu finden. Bis man ihm erklärte, dass in diesen Gebäuden die Angestellten der Hotels wohnten. Und dieses Gebäude, in dem er sich gerade befand, gehörte ausgerechnet dem Hotel, in dem die Delegierten im Moment so leidenschaftlich diskutierten. Das bereitete ihm noch mehr Magenschmerzen.
Das Trio begab sich ohne Umschweife in den dritten Stock. Dort wimmelte es bereits nur so vor hektischer Aktivität. MAD-Offiziere hatten das gesamte Stockwerk abgesperrt. Niemand kam herein, niemand hinaus. Es war eine frustrierende Erfahrung für alle Beteiligten.
Jonathan betrat eine eher unscheinbar wirkende Wohnung.
Es war auf den ersten Blick erkennbar, dass, wer immer hier lebte, nicht über ein hohes Einkommen verfügen konnte.
Ein Pathologe und einige seiner Assistenten waren bereits anwesend und ließen der auf dem Boden liegenden Leiche eine eingehende Begutachtung zukommen. Der Mann lag auf dem Rücken, unter ihm breitete sich eine Blutlache aus und tränkte den billigen Teppich.
Jonathans kundiger Blick erkannte sofort, dass der Mann auf der Vorderseite keinerlei Wunden aufwies. Der Mörder musste ihn nach getaner Arbeit umgedreht haben. Im ersten Moment fragte er sich, wieso sich jemand solche Mühen machen sollte. Doch dann streifte sein Blick das Gesicht des Mannes und unwillkürlich stieg ihm vor Ekel Magensäure in die Kehle.
Die Augen des Mannes fehlten. Wo sie früher gewesen waren, starrten ihm nur die leeren Höhlen entgegen. Aus beiden Augenwinkeln war Blut das Gesicht herabgeflossen, um sich mit der Blutlache unter dem armen Kerl zu vereinen. Das inzwischen getrocknete Blut ließ diesen aussehen, als würde er blutige Tränen weinen.
Bei Jonathans Eintreten sah der Pathologe desinteressiert über den Rand seiner Brille auf, nur um sich gleich wieder der Leiche zuzuwenden. Das war ihm nur recht. Die Leiche auf dem Boden zu untersuchen, war ohnehin viel wichtiger.
Er wartete noch einige Minuten, um dem Arzt die Zeit zu geben, die dieser benötigte, doch irgendwann hielt Jonathan es nicht mehr länger aus.
»Und, Doc? Wie sieht’s aus?«
»Er ist tot«, erwiderte der Pathologe lapidar.
»Sehr geistreich,
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