Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
zentrale Gefängnis von Principal«, erklärte der MAD-Offizier seinen beiden Begleitern. »Unter schwerer Bewachung.«
»Dann kann ich mir schon denken, wohin wir jetzt gehen«, erwiderte Scott nachdenklich.
Jonathan nickte. »Hat jemand etwas gegen einen kleinen Ausflug ins Gefängnis einzuwenden?«
Das Zentralgefängnis von Principal befand sich auf einer kleinen Anhöhe etwa fünfundzwanzig Kilometer nördlich des Kongresszentrums. Die drei Offiziere waren angekündigt worden und wurden bereits erwartet. Eigens für den Gefangenen, den man einerseits als äußerst gefährlich, andererseits aber auch als sehr wichtig einstufte, war ein ganzer Flügel geräumt worden, um den Mann von allen anderen Gefangenen zu isolieren.
Jonathan und die beiden ROCKETS wurden ohne Umschweife in den Hochsicherheitstrakt geführt, wo sie durchsucht wurden und ihre Waffen abgeben mussten. Jonathan ließ die ärgerliche, aber notwendige Prozedur ohne erkennbare Gefühlsregung über sich ergehen. Die beiden ROCKETS stellten jedoch einen erheblichen Widerwillen zur Schau, besonders als man sie anwies, ihre Waffen dem Wachpersonal zu übergeben. Doch auf einen ungeduldigen Wink Jonathans fügten sie sich.
Anschließend wurden sie von zwei Wachen durch mehrere Gänge voller leerer Zellen geführt. Die Stille, die sie umgab, war gleichzeitig ungewohnt und beklemmend.
Scott beugte sich verschwörerisch zu Alan und sagte: »Na? Da werden bei dir doch sicher Erinnerungen wach …«
»Blödmann«, erwiderte Alan. Sein Grinsen strafte jedoch die Ernsthaftigkeit seiner Worte Lügen.
Trotz der ernsten Situation stahl sich angesichts der Frotzelei der beiden Soldaten in seiner Begleitung ein schmales Lächeln auf Jonathans Lippen. Alan Foulders schillernde Vergangenheit und dessen Zeit auf Lost Hope waren ihm durchaus geläufig. Seit dieser Zeit hatte sich der Offizier aber einen Namen gemacht. Seine Leute zählten inzwischen zu den erfolgreichsten ROCKETS und man holte sie für Aufgaben, die gemeinhin als unmöglich angesehen wurden.
Sie erreichten endlich einen Befragungsraum. Eine der Wachen öffnete die Tür, ließ die drei Soldaten hindurch und schloss sie lautstark hinter dem Trio.
Am einzigen Tisch im Raum saß ein Mann, den man in jeder Hinsicht nur als Schläger bezeichnen konnte. Er war groß und grobschlächtig. Seine Nase war in der Vergangenheit bereits mehrfach gebrochen worden. Seine Hände waren an den Tisch und seine Fußgelenke an den Boden gekettet, sodass er sich kaum bewegen, geschweige denn einen Fluchtversuch oder einen Angriff unternehmen konnte.
Bei dem Anblick schnaubte Alan kurz auf. Der Laut klang erstaunlich enttäuscht. Jonathan vermutete, es wäre dem Elitesoldaten sehr recht gewesen, falls der Mann vor ihnen tatsächlich so dumm gewesen wäre, sie anzugreifen.
Die ROCKETS hatten einen speziellen Begriff für solche Gelegenheiten: Training.
Jonathan setzte sich auf die Tischkante, knapp außerhalb der durch die Ketten ohnehin eng begrenzten Reichweite der gewaltigen Pranken des Gefangenen. Alan Foulder postierte sich rechts hinter ihm, Scott Fergusen wie ein Spiegel Alans auf der gegenüberliegenden Seite. Beide verschränkten die Hände hinter dem Rücken, während sie den Gefangenen keine Sekunde lang aus den Augen ließen.
»Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sie ganz genau wissen, weshalb Sie hier sind, nicht wahr?«, begann Jonathan ohne Umschweife.
Der Mann starrte ihn zur Antwort lediglich hasserfüllt an. Eine weitere Antwort war auch gar nicht nötig. Jonathan sah das unausgesprochene Ja in den Augen seines Gegenübers.
»Verraten Sie mir Ihren Namen?«
Der Mann verzog lediglich höhnisch die Mundwinkel.
Jonathan zuckte leichtfertig mit den Achseln. »Das hatte ich auch nicht erwartet.«
Der MAD-Offizier musterte den Gefangenen mehrere Minuten lang schweigend. »Ihre verstockte Haltung wird Sie nicht weiterbringen. Bei all dem, was wir gegen Sie vorbringen können, ist Ihre größte Hoffnung, für immer in einem dunklen Loch weggeschlossen zu werden. Sie sollten sich also gut überlegen, ob sie meine Fragen tatsächlich nicht beantworten wollen. Falls Sie Ihre Situation wenigstens ein wenig verbessern wollen, dann haben Sie jetzt die beste – nein, die einzige – Gelegenheit.«
Die Hände des Mannes verkrampften sich um die Ketten, die seine Gliedmaßen fixierten. Jonathan wurde bewusst, dass sich der Gefangene gerade vorstellte, die Hände würden sich um seinen Hals
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