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Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)

Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)

Titel: Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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gekuschelt auf der Matratze. Beinahe hätte er sie geweckt und gebeten, ihn zu begleiten, doch er entschied sich dagegen. Wenn er schon gegen Befehle verstieß, wollte er sie nicht auch noch mit hineinziehen.
    Jonathan seufzte. Es blieb also wieder mal alles an ihm hängen.
    Wie üblich.
    Er griff sich seine Dienstwaffe und verließ das Zimmer. Es gab viel zu tun und er befürchtete, der Tag könne nicht genug Stunden haben, um alles zu erledigen.
      
    Commodore Vincent DiCarlo steckte bis zum Hals in Papierkram: Personaltransfers, Materialanforderungen, Wartungsberichte. Er hatte sich von dieser Mission sicherlich nicht allzu viel versprochen. Taxidienste für einen Haufen Diplomaten waren nie besonders aufregend; er hatte jedoch gehofft, zumindest eine kleine Weile von Papierkram verschont zu werden. Eine Hoffnung, die sich nicht erfüllte.
    Es klopfte an der Tür zu seinem Arbeitszimmer.
    »Herein!«, forderte er geistesabwesend auf, während er einen weiteren, trockenen, endlos scheinenden Bericht durchlas. Als er endlich aufblickte, stand sein XO vor ihm, der sich nur mit Mühe ein Lächeln verkniff.
    »Vasili«, begrüßte Vincent seinen Ersten Offizier. »Ich hoffe, du hast mehr für mich als nur ein trockenes Grinsen und irgendeinen blöden Spruch.« Die Worte waren rauer als eigentlich beabsichtigt, doch Vasili Ivanov nahm sie so, wie sie gemeint waren: als Frotzelei unter Gleichgestellten.
    »Ich bin nur froh, dass ich das nicht alles machen muss.«
    Vincent sah nachdenklich auf. »Als Kommandant könnte ich doch eigentlich etwas davon in deine Richtung delegieren.«
    Vasili riss die Augen in gespieltem Schock auf und hob abwehrend die Hände. »Bloß nicht.«
    »Eines Tages wirst du dein eigenes Schiff kommandieren und dann erinnere ich dich an dieses Gespräch«, erwiderte Vincent in versöhnlicherem Tonfall. Das Gespräch erinnerte ihn so sehr an seinen alten XO Hassan Salazzar, dass es fast das Herz in seiner Brust vor Schmerz zerriss. Die Schlacht von Negren’Tai war bereits seit über einem Jahrzehnt vorbei, doch die Trauer um seinen alten Freund war ungebrochen.
    Vincent legte den Bericht beiseite und musterte seinen neuen XO. Vasili Ivanov hatte sich seit damals gut entwickelt. Nichts erinnerte mehr an den frustrierten, zornigen Offizier, der er gewesen war, als Vincent zum ersten Mal seinen Fuß auf die Lydia gesetzt hatte. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dieser Mann würde irgendwann Captain werden und sein eigenes Schiff befehligen. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Bei Vincents Bemerkung begannen Ivanovs Augen zu funkeln, erfreut über das Kompliment und den zu erwartenden Karrieresprung in einigen Jahren.
    »Du bist aber sicher nicht gekommen, um mich aufzuziehen?!«, lenkte Vincent das Gespräch zurück auf die Pflicht.
    »Sicher nicht«, antwortete Ivanov und übergab seinem Kommandanten einen Sensorbericht. Vincent überflog ihn.
    »Und was sehe ich mir da an?«
    »Seltsame Werte, die wir immer wieder auffangen.«
    »Seit wann?«
    »Mit Unterbrechungen seit etwa einer Stunde. Sie scheinen alle aus Richtung Sonne zu kommen.«
    Vincent sah mit erhobener Augenbraue auf. »Natürliche Interferenzen?«
    »Dachte ich zuerst auch, aber sieh dir mal diese Energiespitzen an.« Er deutete auf einige der Werte.
    Vincent nickte langsam. »Ich verstehe, was du meinst. Da steckt ein Muster dahinter. Es sieht beinahe so aus, als nutze jemand die Hintergrundstrahlung, um versteckte Nachrichten nach MacAllister zu schicken.«
    »Genau dasselbe dachte ich auch. Gibt es dort möglicherweise eine Geheimdienstoperation? Vom MAD vielleicht? Oder dem SES?«
    »Während einer wichtigen Konferenz? Ohne unser Wissen? Kann ich mir nicht vorstellen.«
    Ivanov kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Und unsere Verbündeten? Oder besser gesagt: unsere zukünftigen Verbündeten?«
    »Du meinst, dass die dort Schiffe versteckt halten? Kann ich mir auch nicht vorstellen. Wieso auch?«
    »Sie trauen uns vielleicht nicht.«
    Vincent wirkte von den angebotenen Erklärungen nicht überzeugt. Diese Übertragungen beunruhigten ihn mehr, als er zuzugeben bereit war. Er reichte den Sensorbericht an seinen XO zurück.
    »Am besten, wir führen eine gründliche Sensorabtastung des Systems durch, vor allem in der Nähe der Sonne.«
    »Das wird nicht einfach. Die Korona …«
    »… schwächt Sensoren ab … Schon klar.«
    »Wir könnten näher ran. Unsere Ergebnisse wären erheblich genauer.«
    Vincent überlegte.

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