Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
nervöse Blicke zuwarfen, erkannte David, dass er mit seiner Haltung nicht alleine dastand. Sogar die Til-Nara und Nerai wirkten unruhig, und bei denen eine Gefühlsregung festzustellen, war normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit.
Auch die Anwesenheit der beiden ROCKETS-Teams – eines im Raum, das andere vor der Tür – bewirkte keine große Entspannung unter den Delegierten. Im Gegenteil, die Anwesenheit der Elitesoldaten war eine ständige Erinnerung an das Bombenattentat und die Tatsache, dass die ROCKETS dieses nicht hatten verhindern können. Immerhin hatten sie selbst schwere Verluste erlitten.
Als sich alle gesetzt hatten, erhob sich Präsidentin Gabriele Tyler und begann, mit einem angenehmen Timbre in der Stimme zu sprechen, das allen sofort ein Gefühl des Vertrauens vermittelte. Coltor schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf.
Politiker , dachte er amüsiert.
»Ich freue mich, dass Sie sich dafür entschieden haben, die Konferenz fortzusetzen. Wenn wir dem Terror nachgeben, gewinnt der Feind. Und wenn der Feind gewinnt, verlieren wir alle.«
Der Oberste Theokrat Quel Thai gab ein Geräusch von sich, das in menschlichen Maßstäben vielleicht ein Schnauben sein mochte, sich für David jedoch anhörte, als würde jemand mit Fingernägeln über eine Schiefertafel kratzen.
»Diese Terroristen, von denen Sie sprechen, sind immerhin Menschen. Sie sind Ihr Problem – oder sollten es jedenfalls sein. Doch nun sind wir alle zu ihrer Zielscheibe geworden. Ich hätte gute Lust, mich auf mein Schiff zu begeben und nach Hause zu fliegen.«
»Jaaa«, zischte Sal’mon’dai. Der Sca’rith bleckte die spitzen Fangzähne. »Zieh deinen Schwanz ein und renn nach Hause. Zu mehr seid ihr sowieso nicht fähig. Überlasst das Kämpfen denjenigen, die etwas davon verstehen.«
»Damit meinst du doch wohl hoffentlich nicht dich und deine Bande heruntergekommener Banditen, Sal’mon’dai. Von Kampfgeist war jedenfalls nicht viel zu spüren, als ich das letzte Mal ein Sca’rith-Schiff zerstörte.«
Sal’mon’dai fauchte und sprang auf. Sein Schweif peitschte durch die Luft und stieß seinen Stuhl um, der achtlos auf den Boden klapperte. Sca’rith und Meskalno sprangen beiderseits des Tisches auf.
David stöhnte innerlich.
Nicht schon wieder!
Die ROCKETS im Saal waren aufs Äußerste alarmiert. Einige von ihnen schienen kurz davor, ihre Waffen zu ziehen.
»Meine Herren«, sprach Botschafter Pommeroy auf die Versammelten ein, in dem Bemühen, die Wogen zu glätten. »Wollen wir doch bitte nicht vergessen, wer hier der Feind ist.«
»Das vergesse ich zu keinem Zeitpunkt«, fauchte Sal’mon’dai. »Doch dieselbe Luft zu atmen wie dieses … dieses …«
»Pass auf, was du sagst«, zischte Quel Thai zurück.
»Oder was? Du blauhäutiges Häufchen Elend.«
Quel Thai stieß etwas Kreischendes in seiner eigenen Sprache aus, das die Übersetzungsimplantate der menschlichen Delegation nicht zu übersetzen imstande waren. Man musste kein Genie sein, um zu wissen, dass es sich nur um eine Beleidigung handeln konnte. Die Art und Weise, wie Sal’mon’dai darauf reagierte, zeigte, dass er wohl einiges von der Meskalno-Sprache verstand und vor allem diesen speziellen Begriff sehr wohl zu kennen schien.
Die Til-Nara und Nerai folgten der Auseinandersetzung gebannt und David beschlich das Gefühl, die Insektoiden waren von dem Verhalten der anderen Delegierten gleichermaßen fasziniert wie amüsiert.
»Wiederhole das noch einmal und ich schneide dir dein Herz heraus, falls du so was tatsächlich hast. Waffenstillstand hin oder her.«
Quel Thai öffnete die Mandibeln, die seinen Mund flankierten, doch bevor er etwas Dummes tun konnte, das vermutlich in Blutvergießen geendet hätte, ergriff Botschafter Pommeroy erneut das Wort. »Ich denke, das reicht jetzt. Bitte setzen Sie sich, und damit meine ich alle.« Überraschenderweise kamen sowohl Sca’rith als auch Meskalno der Aufforderung nach kurzem Zögern nach – wenn auch mit deutlichem Widerwillen.
»Danke, Botschafter Pommeroy«, sagte Tyler und setzte sich ebenfalls. »Vielleicht können wir nun unsere Diskussion wieder in gelassenem Ton aufnehmen.« Sie räusperte sich verhalten, bevor sie fortfuhr.
»Wie ich bereits letztes Mal ausführen wollte, ist es in unser aller Interesse, uns gegen die Ruul zusammenzuschließen. Bisher kämpfen vier Völker an vier Fronten gegen die Ruul. Fünf, wenn wir die Asalti mitrechnen. Menschen und Til-Nara haben bereits
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