Der Ruul-Konflikt 6: Im Angesicht der Niederlage (German Edition)
schrillten die Alarmsirenen los. Zivilisten wurden angewiesen, soweit möglich, Schutzräume und Bunker aufzusuchen. Die Miliz rückte in voller Stärke aus, um TKA-Truppen und Marines auf dem ganzen Planeten und vor allem in und um Principal zu verstärken. Der Krieg hatte MacAllister erreicht.
Das MAD-Hauptquartier auf MacAllister entwickelte sich zum ruhenden Pol inmitten des Chaos. So gut wie jeder MAD-Offizier, der sich auf der Kolonie aufhielt, wurde gebraucht. Einige wurden zu Militäreinheiten transferiert, um als Berater zu fungieren, andere begaben sich in die militärische Kommandozentrale der Kolonie, um eingehende Daten sowie feindliche Taktiken zu analysieren und ihre Ergebnisse an die kämpfende Truppe weiterzugeben.
Eine der wenigen Ausnahmen war Jonathan Clarke. Er versuchte verzweifelt, Coltor zu kontaktieren, doch der General war unerreichbar. Darüber hinaus war Meredith von Bates zurückbeordert worden, um wieder ihren Platz als Personenschützerin der Präsidentin einzunehmen. Dies bedeutete, im Moment war er völlig auf sich allein gestellt, und das behagte ihm nicht. Er wollte sich angesichts einer bevorstehenden Invasion nützlich machen, wusste jedoch nicht wie. Im MAD-Hauptquartier waren vielleicht im Ganzen noch zwanzig oder dreißig Offiziere anwesend, die die Stellung hielten. Ihren Mienen nach wären sie im Augenblick auch lieber woanders.
In Ermangelung einer lohnenden Alternative entschied er, sich einer Kampfeinheit anzuschließen. Falls den Ruul tatsächlich die Landung auf MacAllister gelang – und es sah im Moment ganz danach aus –, würde jeder kampffähige Mann dringend gebraucht.
Er war gerade dabei, das Gebäude zu verlassen, als ihn ein Gefühl drohenden Unheils innehalten ließ. Was genau ihn veranlasste, sich umzudrehen, wusste er selbst nicht zu sagen. Vielleicht war es sein Instinkt, vielleicht hatte auch seine Erfahrung ihn auf einer unterbewussten Ebene alarmiert. Tatsache war, dass er sich umdrehte – und gerade noch einen Mann in einer weißen Flottenuniform erhaschte, der das MAD-Hauptquartier betrat. Es war Colin Grey – und er war nicht allein. In seiner Begleitung waren die beiden Offiziere der Kinder der Zukunft, mit denen er zuvor das Lagerhaus verlassen hatte. Beide trugen TKA-Uniformen.
Der Schweinehund hatte vielleicht Nerven! Er betrat eines der wichtigsten militärischen Gebäude des Planeten, als wäre nichts geschehen. Niemand hielt ihn auf. Wieso auch? Offiziell galt er weder als Verräter noch als Krimineller. Dass er zwei gesuchten Verbrechern Zugang verschaffte, war das Tüpfelchen auf dem i.
Grey wechselte einige Worte mit der Türwache. Diese winkte das Trio schnell hindurch. Grey hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Das MAD-Hauptquartier war so gut wie leer, alle waren nervös und aufgeregt wegen des ruulanischen Angriffs und niemand konnte damit rechnen, dass jemand hier eindrang, nicht jetzt und schon gar keine Menschen.
Jonathan eilte ihm hinterher. Er wollte ihn auf keinen Fall noch einmal entkommen lassen. Beinahe hätte er seinem ersten Impuls nachgegeben und Alarm geschlagen. Colin Grey in Ketten zu sehen, wäre das allemal wert gewesen. Doch Jonathan verfolgte höhere Ziele. Er wollte wissen, was den Verräter in das MAD-Hauptquartier führte. Immerhin stellte dies für den Mann ein unkalkulierbares Risiko dar.
Er folgte dem Trio vorsichtig die Treppe hoch in den ersten Stock. Sie steuerten offenbar das Büro eines hochrangigen Offiziers an. Die Männer verschwanden ohne Umschweife im Büro. Jonathan streifte das Namensschild neben der Tür mit einem flüchtigen Blick. Den Namen kannte er nicht.
Angestrengt beobachtete er durch das Fenster, wie sich Grey an dem Computer zu schaffen machte. Der Mann steckte einen Datenstick in die Vertiefung an der Seite des Computers. Sie wollten irgendwelche Daten herunterladen.
Jonathan konnte das nicht zulassen. Er musste etwas tun. Der MAD-Offizier sah sich eilig um – niemand in Reichweite. Nun bereute er es, keine Hilfe gerufen zu haben. Also gab es keinen anderen Weg, als selbst einzugreifen.
Er zog seine Dienstwaffe, lud sie durch und öffnete die Tür. Das Trio sah überrascht auf. Einer war so geistesgegenwärtig, nach seiner Waffe zu greifen, zögerte jedoch, als der Lauf von Jonathans Pistole in seine Richtung schwenkte.
»Keine Bewegung!«, herrschte Jonathan sie an. Der Mann hob langsam seine Hände.
»Wenn Sie wüssten, wie sehr ich mich darauf gefreut
Weitere Kostenlose Bücher