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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Seine japanische Übersetzerin muss für die Anime-Verfilmungen der Bücher die exakten Titel und das genaue Alter der Figuren wissen, und der Produzent einer amerikanischen Fernsehgesellschaft möchte eine neue Idee mit ihm diskutieren. Ganz unten im Poststapel liegt ein gewöhnlicher Briefumschlag ohne Absender. Die Schrift sieht aus, als hätte ein Kind Reidars Adresse geschrieben.
    Er weiß nicht, warum sein Herz bereits schneller schlägt, bevor er den Umschlag aufgerissen hat und den Zettel liest.
    Felicia schläft im Moment. Ich bin vor einem Jahr in die Straße Kvastmakarbacken 1B gezogen. Felicia war hier schon viel länger. Ich habe es satt, sie mit Essen und Wasser zu versorgen. Wenn Sie wollen, können Sie sie zurückhaben.
    Reidar steht auf und ruft mit zitternden Händen Joona an, dessen Handy jedoch ausgeschaltet ist. Reidar geht in den Flur. Er weiß natürlich nur zu gut, dass es sich auch diesmal um einen Betrüger handeln könnte, muss aber dennoch hinfahren, und zwar sofort. Er nimmt die Autoschlüssel aus der Schale auf dem Tisch im Flur, vergewissert sich, dass sein Nitroglyzerinspray in der Manteltasche liegt, und rennt hinaus.
    Während er nach Stockholm fährt, versucht er noch einmal, Joona anzurufen, und findet dann die Nummer seiner Kollegin Magdalena Ronander in seinem Adressbuch.
    »Ich weiß, wo Felicia ist«, schreit er. »Sie ist im Stadtteil Södermalm, in einer Wohnung im Kvastmakarbacken.«
    »Sind Sie das, Reidar?«, fragt sie.
    »Warum ist es so verdammt schwierig, jemanden zu erreichen?«, fährt Reidar sie an.
    »Sie sagen, dass Sie wissen, wo Felicia ist?«, fragt Magdalena Ronander.
    »Die Adresse ist Kvastmakarbacken 1B«, antwortet Reidar und versucht, gefasst und deutlich zu klingen. »Ich habe heute Morgen einen Brief bekommen.«
    »Diesen Brief würden wir uns gerne ansehen und …«
    »Ich muss mit Joona Linna sprechen«, schneidet Reidar ihr das Wort ab und verliert das Handy.
    Es fällt klappernd neben den Fahrersitz, und er flucht und schlägt gestresst aufs Lenkrad, als er einen grauen Lastwagen überholt. Schmutziger Schnee wird auf seine Windschutzscheibe gespritzt, und der Fahrtwind zerrt am Auto.

141
    Reidar fährt halb auf den Bürgersteig und lässt den Wagen mit offener Fahrertür vor dem roten Zaun zum Kvastmakarbacken stehen. Das Handy klingelt unter seinem Sitz, aber er lässt es liegen. Als er über den Zaun klettert, durch den tiefen Schnee auf die freigeschaufelte Einfahrt läuft, zittern seine Beine.
    Nummer 1B ist ein altes Steinhaus, das alleine auf einem Hügel steht. Hinter ihm gibt es nur Durchfahrtsstraßen und Industriegebäude. Reidar rutscht auf der steilen Steintreppe aus und schlägt so hart mit dem Knie auf, dass er aufschreit.
    Er versucht, ruhig zu atmen, humpelt weiter und stöhnt vor Schmerz.
    Auf das gusseiserne Geländer gestützt, zerrt er an der abgeschlossenen Tür und spürt, dass sein Knie unter der Hose blutet.
    Im Hauseingang leuchtet trübgelb eine Lampe mit der Adresse 1B.
    Reidar klopft so fest an die Tür, wie er nur kann, bis das Fenster neben ihm knarrend aufgestoßen wird.
    »Was tun Sie denn da?«, fragt ein alter, glatzköpfiger Mann durch den Spalt hindurch.
    »Machen Sie auf«, keucht Reidar. »Meine Tochter ist in dem Haus …«
    »So, so«, murmelt der alte Mann und zieht das Fenster wieder zu.
    Reidar klopft wieder an die Tür, die im nächsten Moment aufgeschlossen wird. Er reißt sie auf, betritt das Haus und ruft im Treppenhaus:
    »Felicia! Felicia!«
    Der alte Mann wirkt ängstlich und weicht zu seiner Wohnungstür zurück. Reidar folgt ihm.
    »Waren Sie das?«, fragt er. »Haben Sie mir den Brief geschrieben?«
    »Ich bin nur …«
    Reidar zwängt sich an dem Mann vorbei in seine Wohnung. Links liegt eine enge Küche mit einem Tisch und einem Stuhl. Als Reidar in das zweite Zimmer geht, bleibt der Mann in der Tür stehen. Vor einer roten Couch mit ein paar Decken steht auf einem Ständer ein kleiner Fernseher. Reidars Schuhe hinterlassen auf dem Kunststoffboden feuchte Spuren. Er reißt den Kleiderschrank auf und wühlt zwischen den darin hängenden Kleidern.
    »Felicia!«, ruft Reidar und schaut ins Badezimmer.
    Als der alte Mann Reidar auf sich zukommen sieht, weicht er ins Treppenhaus zurück.
    »Machen Sie den Keller auf!«
    »Nein, ich …«
    Reidar folgt ihm. Sein Blick schweift hektisch über die Wände, die Türen und die abgetretene Steintreppe, die hinunterführt.
    »Aufmachen!«, schreit

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