Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
plauderte angeregt über die Vergangenheit, das Elend der modernen Welt, seine Lieblingspräsidenten und die Veränderungen in Louisiana. Er war ein wandelndes Lexikon. Schon erstaunlich, was ein Geist so alles mitbekam. Zum Beispiel, dass es in letzter Zeit jede Menge Ghule von auswärts nach New Orleans zog. Dass sie heimliche Treffen abhielten. Bei denen tauchte immer wieder Gregors Name in Zusammenhang mit Gerüchten über eine Bedrohung für die gesamte Spezies der Ghule auf.
»Gregor und Ghule, hm?«, hakte Bones nach. »Was haben sie noch gesagt?«
Fabian warf ihm einen listigen Blick zu. »Ich habe es satt, vergessen zu werden.«
»Versteh ich«, pflichtete Bones ihm bei. »Ich habe ein super Gedächtnis, ich werde mich ewig an dich erinnern.«
»So hat er das nicht gemeint.«
Das war eins der wenigen Male, die ich mich in die Unterhaltung der beiden einmischte. Ich konnte schließlich schlecht mitreden, wenn es darum ging, wie man zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gelebt hatte, und ich wusste auch nicht, wie traurig es gewesen war, mit anzusehen, dass Autos die Pferde ersetzten, oder wie die Luft vor Einführung der fossilen Brennstoffe gerochen hatte. Aber in diesem Punkt kannte ich mich aus.
»Fabian wünscht sich Gesellschaft«, sagte ich. »Er ist einsam. Stimmt doch, oder?«
»Ja.« Vielleicht lag es nur am Lichteinfall, aber ich meinte, Tränen in den Augen des Gespenstes zu sehen. »Ich wünsche mir ein Zuhause. Oh, ich weiß, dass ich keine echte Familie mehr haben kann, aber ich will wieder irgendwo dazugehören.«
Manches ändert sich nie. Die Sehnsucht nach Gesellschaft hält sogar bis in den Tod beziehungsweise die Unsterblichkeit an.
Bones machte ein ergebenes Gesicht. »Nimmst du dich jetzt der Heimatlosen an, Kätzchen? Aber erst werden ein paar Regeln aufgestellt. Ein Verstoß dagegen, Fabian, und du handelst dir einen sofortigen Exorzismus durch den besten Geisterjäger ein, den ich auftreiben kann, alles klar?«
»Ich höre.« Fabian gab sich Mühe, gleichgültig dreinzublicken, aber er bebte fast vor Erwartung.
»Erstens gibst du keine Informationen über mich, meine Frau oder meine Leute an irgendwelche Lebenden, Toten, Untoten oder sonst wen weiter. Klar?«
Fabian nickte. »Einverstanden.«
»Du hast unsere Privatsphäre zu respektieren wie jeder andere auch, mein Freund. Wenn du glaubst, nur weil du ein Geist bist, kannst du den Voyeur spielen, irrst du dich.«
Ein empörtes Schnauben. »Ich erlaube mir, diese Fehleinschätzung meines Charakters auf die in der heutigen Zeit so verbreitete Sittenlosigkeit zurückzuführen.«
»Ist das ein Ja?«, fragte ich lachend.
»Ja.«
»Alles klar.« Bones ließ die Fingerknöchel knacken. »Und zu guter Letzt wirst du nicht mit deinem Status angeben. Ich will nicht, dass mir auf Schritt und Tritt heimatlose Gespenster nachrennen. Kein verdammtes Wort, kapiert?«
»Selbstverständlich.«
»Dann sind wir uns einig, Fabian du Brac.«
Ein glücklicheres Lächeln als das auf dem Gesicht des Geistes hatte ich noch selten gesehen. Bones erhob sich. Ich nahm noch einen letzten Schluck aus meinem Glas und tat es ihm nach.
»Also schön, Fabian, du bist jetzt einer von meinen Leuten. Könnte nicht behaupten, dass das der beste Deal ist, den du je gemacht hast, aber ich verspreche dir, wenn du dich an unsere Abmachung hältst, wirst du nie mehr heimatlos sein.«
Wir verließen die Bar und gingen zum Haus zurück, der Geist immer hinter uns, eine Hand auf meiner Schulter.
7
Bones meinte, ich sollte Stiefel anziehen. Erst dachte ich, um darin Waffen zu verstecken, aber in die neuen Lederstiefel kamen nur meine Füße. Mein restliches Outfit bestand aus einer mitternachtsblauen Hose und einer weißen Bluse. Bis auf meinen Verlobungsring trug ich keinen Schmuck. Liza wollte mir die Haare machen, aber ich lehnte ab. Schließlich ging ich nicht zu einer Party. Sondern zu einem höflichen Schlagabtausch.
Als unser Begleiter eingetroffen war, machten wir uns auf den Weg. Der Mann hieß Jacques und war ein Ghul, hatte tiefdunkle Haut und strahlte eine verhaltene, aber starke Energie aus. Bones hatte erwirkt, dass er bis zu einem bestimmten Punkt auch mitkommen durfte. Danach würde Jacques mir den Weg weisen. Ich war unbewaffnet und kam mir irgendwie nackt vor. Meine Messer fehlten mir. Sie hatten etwas Vertrautes und Tröstliches an sich. Was vermutlich zeigte, dass ich einen echten Knall hatte.
Bones ging neben mir her und hielt
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