Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
ein Rodeo abgehalten wurde. Nein, kein Witz. Es gab sogar einen leibhaftigen, schnaubenden Bullen. Jeder, der den verlangten Preis zahlte, etwas Erfahrung vorzuweisen hatte, mehrere Verzichterklärungen auf Schadenersatz unterschrieb und bekloppt genug war, konnte ihn reiten.
Bones und ich redeten noch immer kaum miteinander. Ich hatte ihm von den Gerüchten erzählt, denen zufolge ich eine Ghula werden wollte, aber das war schon alles. Auch sonst lief nichts, und das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Als wir nach einem ganzen Tag im Auto das Motel in Fort Worth erreicht hatten, schluckte ich die Pillen, die Don mir geschickt hatte, und fiel in Tiefschlaf. Am intimsten war noch der Augenblick, in dem ich mit Bones’ Handgelenk auf den Lippen erwachte. Ich schluckte sein Blut, verkündete, dass ich eine Dusche brauchte, und das war’s dann. Als ich aus dem Badezimmer kam, wartete er voll angezogen auf mich, kühl und distanziert, völlig emotionslos. Die unsichtbare Mauer zwischen uns war für mich schlimmer als jeder Streit.
In dem Nachtclub wollte Bones sich mit einem Ghul-Kontaktmann treffen. Ihm gefielen die Gerüchte um meine Person gar nicht, und er wollte erfahren, was an der Sache dran war. Spade würde auch kommen, da Hopscotch, Band-Aid und Liza fürs Erste kaltgestellt waren.
Fabian stellte seine Nützlichkeit unter Beweis, indem er sich zuerst in dem Club umsah und sicherstellte, dass wir nicht in einen Hinterhalt gelockt wurden. Nur zwei Dinge heiterten mich in meiner düsteren Stimmung etwas auf. Meine beste Freundin, Denise, lebte zur Zeit in Texas und würde auch kommen. Außerdem erwarteten wir Cooper, einen Freund und ehemaligen Teamgefährten von mir. Spade würde beide mitbringen.
Als sie den Club betraten, war ich so froh, sie zu sehen, dass ich mir fast mit physischer Gewalt einen Weg durch die Menge gebahnt hätte. Denise umarmte mich, allerdings weniger überschwänglich, und auch Cooper reagierte leicht verdutzt auf meine stürmische Begrüßung.
Dann trat Spade ein. Während er uns begrüßte, warf er
Bones und mir einen prüfenden Blick zu. Fragte sich wohl, wie schlimm unser Clinch war.
»Ich muss schon sagen, Crispin, wenn man den Sargdeckel über dir zunageln würde, hättest du einen fröhlicheren Ausdruck auf dem Gesicht«, stellte er fest. Leicht abschätzig ließ er den Blick durch das Etablissement schweifen. »Liegt bestimmt an dieser beschissenen Musik. Ich weiß wirklich nicht, warum Countrymusiker immer so deprimierendes Zeug spielen müssen.«
Denise lächelte. »Mir gefällt’s hier. Ist das ein Bulle?«
»Na klar.« Wie auf Befehl ließ das Tier ein unglückliches Schnauben hören. Dem konnte ich mich nur anschließen.
»Oh, den würde ich zu gern mal reiten«, meinte Denise.
Es war schön, Denise lächeln zu sehen. Ich hatte sie in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen.
Nach dem Tod ihres Mannes Randy war Denise für ein paar Wochen bei Bones und mir eingezogen. Dann war sie nach Virginia zurückgekehrt, weil sie, wie sie sagte, Abstand von allem Übernatürlichen brauchte.
Ich konnte es ihr nicht verübeln. Randy war während eines schwarzmagischen Angriffs ums Leben gekommen; da war es nur natürlich, dass Denise mit diesem Milieu nichts mehr zu tun haben wollte. Vor zwei Monaten war sie dann nach Texas gezogen, angeblich, weil ihre Mutter dann nicht dauernd versuchen konnte, sie zu verkuppeln. Denise hatte ihre Trauer noch nicht bewältigt, was ebenfalls verständlich war.
»Cooper, mein Freund, schön, dass du da bist«, sagte Bones. »Leiste den Damen Gesellschaft, Charles und ich sind mal kurz weg. Cat will bestimmt wissen, wie es ihrem alten Team so ergangen ist.«
Und damit war er auch schon verschwunden. Spade folgte ihm und ließ uns zu dritt vor der Rodeo-Arena zurück.
Verdammter Mist.
Ich war natürlich gern mit Denise und Cooper zusammen, aber bei dem, was Bones und Spade mit dem Ghul besprechen wollten, ging es um meinen Arsch. Da wäre es nur fair gewesen, mich mit einzubeziehen.
»… haben ein paar Umbauarbeiten vorgenommen, sodass … Hörst du mir zu, Commander?«
Erst da drangen Coopers Worte zu mir durch. »Äh, tut mir leid, Coop. Ich brauche einen Drink«, sagte ich und machte mich auf zur nächsten Bar.
Ich bestellte einen Gin, ohne Tonic, und leerte das Glas, bevor der Barmann es überhaupt auf den Tresen stellen konnte. Er warf mir einen komischen Blick zu, als ich das leere Glas auf ihn zuschob und einen zweiten Drink
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