Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
Ausgestoßene zu sein, und ich kam mir umschwärmt und auserwählt vor. Da war dieser attraktive, zuvorkommende, charismatische Mann , der sich mit mir abgab, und auch wenn ich wusste, dass es dumm von mir war, verliebte ich mich jeden Tag mehr in Gregor.
Der allerdings gab sich lediglich als mein Beschützer. Jeden
Tag versuchte ich, mir meine Schwärmerei auszureden . Gregor ist nicht nur tausend Jahre zu alt für dich, er hat wahrscheinlich auch noch an jedem Finger eine andere Frau. Cannelle zeigt ja mehr als deutlich, dass sie auf ihn steht, aber er beachtet sie gar nicht, obwohl sie eine solche Schönheit ist. Wie schlecht stehen dann erst deine Chancen?
Ich war schon zu der Überzeugung gelangt, dass ich mir meine Hoffnungen aus dem Kopf schlagen musste, auch wenn ich mich insgeheim doch nach ihm verzehrte, da nahm er mich mit ins Kino, wo wir uns Der Englische Patient ansehen wollten. Nach einem Crashkurs war mein Französisch zumindest so gut, dass ich nicht alle Untertitel lesen musste, um die Handlung zu verstehen, und gewisse Szenen bedurften keiner Übersetzung.
Die weibliche Hauptfigur hieß Catherine. Zu hören, wie mein Name während der erotischen Szenen gestöhnt wurde, ließ meine geheimen Fantasien offenbar werden. Überdeutlich war mir bewusst, wie Gregors Knie meines berührte, wie sein Arm auf der Lehne des Kinosessels lag, und wie groß seine ganze Gestalt darin wirkte. Ich spürte Hitze in mir aufsteigen, murmelte hastig, dass ich zur Toilette musste, und sprang auf.
Ich schaffte es nicht bis zu den Örtlichkeiten. Im Korridor wurde ich von Gregor gepackt, der mich blitzschnell zu sich herumdrehte und an sich zog. Überrascht öffnete ich den Mund, da legte sich auch schon seiner darauf, schockierte mich mit seiner eindringenden Zunge. Er griff mir ins Haar und hielt meinen Kopf fest, während er mich küsste.
Das Gefühl war gleichzeitig verzehrend, beängstigend und gut. So wie er mich gepackt hatte, konnte ich mich nicht bewegen, und atmen konnte ich auch nicht, weil er mich so leidenschaftlich küsste. Anscheinend bemerkte er irgendwann
meine wild fuchtelnden Hände und ließ von mir ab. Ich wäre fast zusammengesackt und war froh über die Wand, die meinen Sturz verhinderte. Mein Herz schlug so laut, dass er bestimmt Kopfschmerzen davon bekam.
»Dein erster Kuss?«, fragte Gregor mit belegter Stimme und warf einem Pärchen, das stehen geblieben war, um zu gaffen, einen bösen Blick zu.
Ich wollte es nicht zugeben, aber er schien immer zu wissen, wann ich log.
»Ja.« Wie erbärmlich. Ich war sechzehn, die Hälfte meiner Klassenkameraden hatte bereits Sex gehabt.
Ein Lächeln kräuselte seine Lippen. »Genau die Antwort, die ich hören wollte. Du machst das sehr gut.« Er legte die Arme um mich, sodass ich – die Wand im Rücken – mich nicht entziehen konnte. »Mal sehen, wie du dich bei den anderen Vergnügungen anstellst, mit denen ich dich vertraut machen werde.«
Ich sah ihn mit großen Augen an und dachte, ich hätte ihn missverstanden. Er verhielt sich plötzlich so anders als sonst, dass ich nicht mehr mitkam. »Du meinst also, du willst, äh , Sex mit mir haben?«
Auf mein verblüfftes Flüstern reagierte er, indem er mich an sich riss. »Warum, glaubst du, dass du hier bist? Warum, glaubst du, habe ich dich bei mir aufgenommen, dich in schöne Kleider gesteckt und Tag und Nacht mit dir verbracht? Ich habe abgewartet, bis du dich an dein neues Zuhause gewöhnt hast, und ich bin sehr geduldig gewesen, oui ? Aber meine Geduld ist bald zu Ende. Du gehörst mir, Catherine, und bald werde ich dich ganz in Besitz nehmen. Sehr bald.«
Mir fehlten die Worte. Natürlich war ich schwer in Gregor verliebt, aber ich hatte nicht geplant, mit ihm ins Bett zu hüpfen.
Zaghaft lächelte ich. »Du machst Witze, oder?«
Sofort wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Er zog die Brauen zusammen, sodass sich die Narbe an seiner Schläfe dehnte, und machte ein finsteres Gesicht.
»Du verspottest mich? Ich will dir geben, wofür Cannelle töten würde, und du kicherst nur dumm. Vielleicht sollte ich meine Zeit lieber mit einer Frau als mit einem törichten Kind verbringen.«
Tränen traten mir in die Augen. Ich brauchte mich nicht umzusehen, um zu wissen, dass die Leute uns im Vorbeigehen angafften.
»Es tut mir leid. Ich habe das nicht so gemeint …«, begann ich.
»Nein, du hast das nicht so gemeint «, schnitt er mir das Wort ab, seine Stimme troff vor Hohn. »Du
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