Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
zerstört, aber du hast deine Entschlossenheit zurück; du bist nämlich stärker, als du denkst.«
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Sollte ich es riskieren, mir noch einmal auf der Seele herumtrampeln zu lassen, um herauszufinden, ob das nur wieder so ein blödes
Machtspielchen unter Vampiren war? Und wenn ja, könnte ich es ihm verzeihen? Würde ich das wollen?
So oder so würde ich Gewissheit erhalten, was immer noch besser war, als mich verrückt zu machen, indem ich mich an diesen kleinen Rest von Zweifel klammerte.
Vlad hatte wohl meine Gedanken gelesen, denn er nickte. »Morgen früh rufe ich Spade an und vereinbare für dich ein Treffen mit Bones. Er wird sich nicht weigern, dich zu empfangen, egal, was er vorhat. Dann weißt du, ob es zwischen euch endgültig aus ist.«
Blut- und Schlafmangel trugen dazu bei, dass ich mich ziemlich überfordert fühlte. Mit einem Seufzer legte ich mich wieder hin; meine Verlegenheit darüber, dass ich das Bett mit Vlad teilte, war vergessen.
Vlad machte es sich neben mir bequem.
»Ähem.« Ich räusperte mich. »Hatten wir uns nicht gerade darauf geeinigt, dass wir nur Freunde sind?«
»Ich will keinen Sex mit dir. Es ist nur schon so lange her, dass ich neben einer Frau geschlafen habe, die mir etwas bedeutet. «
»Oh. Na ja.« Eine Schlummerparty mit Dracula? In Anbetracht der Umstände, warum nicht? »Okay, aber ich schnarche. «
Er grinste. »Ich lebe seit einer Woche mit dir unter einem Dach, das ist mir also durchaus schon aufgefallen.«
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, aber dann reckte ich mich, wie ich es für gewöhnlich vor dem Einschlafen tat.
Vlad nahm mich in die Arme, den Kopf auf mein Kissen gelegt. Ich hätte es peinlich finden müssen, mit ihm im Bett zu liegen, insbesondere da sein Oberkörper nackt war und ich nur ein langes Shirt über meinem Höschen trug, aber es war mir nicht peinlich. Es war ein schönes Gefühl, wieder neben
jemandem einschlafen zu können, auch wenn er nicht derjenige war, den ich vermisste.
»Gute Nacht, Cat«, sagte er, obwohl es schon fast dämmerte.
Ich gähnte und schloss die Augen.
»Gute Nacht, Vlad.«
Das Klopfen an der Tür weckte mich nicht. War wohl zu leise und zaghaft gewesen. Erst als Vlad in nicht gerade freundlichem Ton »Herein« sagte, wurde ich wach. Gott, er hatte recht. Meine Reflexe waren grottenschlecht.
Shrapnel steckte den Kopf zur Tür herein. Per Gedankenübertragung machte ich Vlad Vorwürfe, weil er mir nicht die Chance gegeben hatte, ins Badezimmer zu verschwinden. Das wirkte ja jetzt sehr verfänglich.
»Verzeihung, Herr, aber der Anrufer sagt, es ist dringend. Darf ich Ihnen das Telefon geben?«
Er hielt es dicht bei sich, offensichtlich nervös. Vielleicht war Vlad nach dem Aufwachen immer schlecht gelaunt.
Vlad machte eine Handbewegung. »In Ordnung, gib her.«
Shrapnel reichte ihm blitzschnell den Apparat, und machte, dass er wegkam, wobei er die Tür hinter sich schloss.
»Mit wem spreche ich?«, bellte Vlad in den Hörer.
Spades Stimme schallte ihm so laut entgegen, dass ich mich kerzengerade aufrichtete.
»Wenn du Cat diesmal nicht drangehen lässt, schmore ich dich bei lebendigem Leib in deinem eigenen Saft…«
Ich riss ihm das Telefon aus der Hand. »Was gibt’s? Ich bin hier, was ist passiert?«
Einen Augenblick lang herrschte bleierne Stille. Zu spät wurde mir klar, was ich getan hatte. Vlad zog eine Schulter hoch, als wollte er sagen: Jetzt steckst du ganz schön in der Klemme.
»Man hat mir gesagt, Vlad dürfe nicht gestört werden, weil er im Bett liege.« Jedes Wort war eine erbitterte Anklage. »Er wäre gerade äußerst indisponiert . Luzifers Klöten noch mal, hast du deshalb nicht auf meine Anrufe reagiert?«
»I …i …ich habe nicht …« Grundgütiger, jetzt stotterte ich auch noch.
»Doch!«
»Untersteh dich!« Mein Zorn kam mir zu Hilfe. »Wenn etwas Schlimmes passiert ist, sag’s mir, aber wenn du bloß Pussypolizei spielen willst, kannst du bei deinem besten Freund anfangen. Der steckt nämlich bestimmt gerade bis zur Nasenspitze in einer.«
»Der steckt bis zum Hals in der Scheiße, falls es dich noch interessiert«, war Spades eisige Antwort.
Meine Feindseligkeit war mit einem Mal wie weggeblasen. Spade neigte nicht zu hysterischen Übertreibungen. Ich umklammerte das Telefon, als wäre es glitschig.
»Was ist passiert?«
Vielleicht klang ich so ängstlich, wie ich mich fühlte, denn Spades Stimme verlor etwas von ihrem
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