Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
gewöhnt, vor Publikum zu mampfen, und hatte keinerlei Hemmungen.
Nachdem ich eine Weile stumm vor mich hin gekaut hatte, legte ich eine Pause ein. »Das Lamm ist echt gut. Magst du wirklich nicht mal probieren?«
»Ich esse bald.«
Etwas an seiner Stimme ließ mich mit der Gabel in der Luft erstarren, bevor ich den nächsten Bissen aufspießen konnte. Vlad machte nicht den Eindruck, als würde er sich auf das Festmahl auf dem Tisch beziehen.
»Sagst du das jetzt nur so, oder willst du mich schon mal vorbereiten?«
»Ich will sehen, wie du reagierst.« Er legte den Kopf schief. »Deine Augen sind heute schon weniger geschwollen. Und du wirkst auch nicht mehr so niedergeschlagen. Bedeutet das, du hast dich endlich damit abgefunden, dass Bones dich verlassen hat?«
Es war in den vier Tagen das erste Mal, dass er seinen Namen erwähnte. Ich für meinen Teil hätte noch länger darauf verzichten können.
»Keine Angst, du musst mich nicht noch einmal davor bewahren, mich von einem Felsvorsprung zu stürzen.«
»Wie schön.«
Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und fing wieder an, mit seinem Weinglas zu spielen.
»Seit deiner Ankunft hast du weder mit Spade noch mit sonst jemandem Kontakt aufgenommen. Willst du nicht wissen, ob irgendwer mit Bones gesprochen hat?«
Ich legte meine Gabel weg. Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte, aber Vlad tat nichts einfach nur so.
»Was ist los, Kumpel? Versuchst du, mein Blut in Wallung zu bringen? Willst du mich weich kochen, bevor du reinhaust? Nein, ich habe noch mit niemandem gesprochen, und ich will es auch nicht. Ich muss keine weiteren ekelhaften Details wissen.«
»Wie zum Beispiel, ob er gerade jetzt eine andere Frau berührt? Sie an sich drückt, sie küsst … sie nackt in den Armen hält?«
Ich schleuderte meinen Teller quer durch den Raum, er zerschellte an der Steinwand. Dabei verfluchte ich mich, Vlad und vor allem Bones.
»Wolltest bloß sehen, wie schnell ich die Fassung verliere, nicht wahr? Du willst wissen, wie ich reagiere ? Na ja, wie du siehst, bin ich ein wenig gereizt, du musst also schon entschuldigen. «
Ich schnappte mir meine Leinenserviette und wollte mich schon auf den Weg zu dem zerdepperten Teller machen, um die Sauerei zu beseitigen, die ich angerichtet hatte, aber Vlad war schneller. Noch im Sitzen riss er mich an sich.
»Was soll das?«, zischte ich.
Sein Griff wurde fester, bis er mir fast wehtat. »Ich fordere meinen Lohn ein.«
Ich hatte gerade noch Zeit zusammenzufahren, bevor Vlads Lippen sich an meine Kehle hefteten und er die Fänge hineinschlug.
Ich schrie auf, aber nicht vor Schmerz. Vlad saugte stärker, nahm sich mehr von meinem Blut. Pulsierende Wärme
breitete sich mit jedem Saugen in mir aus. Vampirgift . Nicht schädlich, aber in der Lage, ein trügerisches, äußerst angenehmes Hitzegefühl in einem auszulösen.
»Vlad, das reicht…«
»Nein.« Seine Stimme klang gedämpft. »Mehr.«
Er zog mich enger an sich. Jetzt lehnte ich halb zusammengesunken an ihm, ich spürte sein kräftiges Saugen bis ins Rückenmark.
Vlad fuhr mir mit den Händen über die Arme. Ich keuchte. Sie waren heiß, ganz anders als bei Vampiren üblich. Kam wohl von seinen pyrokinetischen Fähigkeiten. Mein Blut konnte sie nicht so schnell erhitzt haben.
So schnell, wie er mich gepackt hatte, ließ Vlad mich auch schon wieder los. Ich stützte mich am Tisch ab, plötzlich hatte ich ganz weiche Knie.
»Das wird dich ein wenig ablenken«, verkündete er.
»Wird es nicht«, antwortete ich in resigniertem Tonfall. Mit einem Mal fing ich an zu weinen. »Ich liebe ihn noch immer, Vlad! Ich hasse ihn auch, vielleicht, aber … Ich liebe ihn immer noch.«
Er sah mich unverwandt an. »Du wirst darüber hinwegkommen. «
Werde ich das?
Das sagte ich nicht laut, obwohl es im Grunde egal gewesen wäre. Vlad konnte schließlich meine Gedanken hören.
»Ich habe keinen Appetit mehr«, erklärte ich und verließ das Speisezimmer.
In der Nacht, ich war gerade eingeschlafen, spürte ich eine Bewegung im Bett. Erschrocken öffnete ich die Augen, dann legte sich ein Finger auf meine Lippen.
»Ich bin’s nur. Ich will mit dir reden.«
Jetzt war ich wach. Für gewöhnlich hatten die Leute nicht
vor, mit einem zu reden, wenn sie zu einem ins Bett stiegen, was Vlad gerade getan hatte.
»Ach was?« Meine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du brauchst dich nicht ins Laken zu verkrallen, Cat. Ich habe nicht vor,
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