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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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nicht einmal auf ihre Hochzeit eingeladen.« Es klang gekränkt.
    »Kennen Sie den Grund?«, wollte Reithöfer wissen.
    »Nein. Kurt war damals deswegen ziemlich ungehalten, aber ich habe ihn gebeten, es dabei zu belassen.«
    Menkhoff nickte Reithöfer zu und stand auf. »Gut, das war es fürs Erste. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Herr Dr. Wiebking. Dann werden wir jetzt mal Frau Rossbach einen Besuch abstatten.«
    Gerade hatte sich auch Reithöfer erhoben, als die Tür mit Schwung aufging und ein blonder Mann hereinkam. Menkhoff schätzte ihn auf Mitte dreißig, er war von sportlicher Statur, und sein Gesicht verriet deutlich seine Herkunft. Als er die beiden Besucher sah, stockte er. »Darf ich Ihnen meinen Sohn Jörg vorstellen?«, sagte Wiebking. Ohne erkennbare Regung machte Jörg Wiebking zwei Schritte und reichte erst Reithöfer und dann Menkhoff die Hand. »Guten Tag. Sie sind wegen Inge hier?«
    »Ja, wir wollten eigentlich zu Frau Rossbach. Arbeiten Sie auch hier?«
    »Ja, ich …«
    »Mein Sohn ist hier als leitender Ingenieur tätig«, antwortete Wiebking für seinen Sohn. »Er wurde noch von Kurt Rossbach persönlich eingestellt.«
    »Kannten Sie Inge Glöckner?«, fragte Reithöfer, woraufhin Jörg Wiebking erst einen schnellen Blick zu seinem Vater warf und dann die Schultern hob. »Ja, aber ich habe sie schon eine Zeitlang nicht mehr gesehen.«
    »Wie ich schon sagte, wir haben keinen Kontakt zu diesem Zweig der Familie Rossbach«, betonte Wiebking.
    »Dann wollen wir mal los«, beendete Menkhoff das Gespräch, und an Jörg Wiebking gewandt: »Sind Sie in den nächsten Tagen zu erreichen?«
    »Ehm … ja, sicher.«
    »Gut, wir melden uns bei Ihnen.«
    Als sie auf das Pförtnerhäuschen zugingen, fragte Reithöfer: »Na, was hältst du von dem alten Wiebking?«
    »Ich glaube, er ist ein Schauspieler. Interessant fand ich auch seinen Sohn.«
    »Warum?«
    »Er hat gesagt, er hat Inge Glöckner schon
eine Zeitlang
nicht mehr gesehen. Vor neun Jahren hat sie geheiratet. Würdest du acht Jahre – oder vielleicht sogar mehr – als
eine Zeitlang
bezeichnen?«
    »Nein.«
    »Eben. Wir werden uns mal mit Herrn Wiebking junior ohne seinen vorlauten Vater unterhalten müssen.«

10
    Eva war aufgewühlt. Seit Wiebke eine halbe Stunde zuvor gegangen war, machte sie sich Vorwürfe, dass sie so harsch reagiert hatte. Sie hatte ihre einzige Freundin quasi rausgeworfen. Und das, obwohl die ihr bestimmt nur helfen wollte. Aber warum war Wiebke nur mit diesem Psychiater angekommen? Hatte sie sie die ganze Zeit über etwa nur angelogen und in Wahrheit schon lange gedacht, dass ihre angebliche Freundin Eva verrückt war? Nein, das konnte sie einfach nicht glauben. Andererseits, wozu sonst schickt man jemanden zu einem Psychiater?
    Sie hielt wieder das Telefon in der Hand. Bestimmt fünfmal hatte sie es nun schon in der Hand gehabt und wieder weggelegt, einmal hatte sie sogar schon die Taste gedrückt, unter der Wiebkes Nummer gespeichert war, dann aber sofort wieder aufgelegt. Sie wusste einfach nicht, was sie tun sollte. Bevor sie sich entscheiden konnte, klingelte es an der Haustür. Mit einer Ahnung, wer draußen stand, legte sie das Telefon zur Seite und ging zur Tür, und ihr war alles andere als wohl dabei. Hubert Wiebking hatte sie kurz zuvor angerufen und darüber informiert, dass zwei Kripobeamte auf dem Weg zu ihr waren.
    Den Mann, der vor ihrer Tür stand, schätzte Eva auf Anfang fünfzig. Seine pechschwarzen Haare waren von silbernen Fäden durchzogen, die wohl bald die Oberhand gewinnen würden. Er hatte ein scharf geschnittenes, sehr maskulines und leicht gebräuntes Gesicht, das Eva ein wenig an das eines Indianers erinnerte. Seine Begleiterin war deutlich jünger, sie durfte ungefähr so alt sein wie sie selbst, war aber zierlicher als Eva. Die blonden Haare fielen ihr bis auf den Rücken, das Blau ihrer Augen war von einer Intensität, die Eva selten gesehen hatte.
    »Guten Tag«, sagte der Mann und hielt ihr seine Marke entgegen. »Menkhoff, Kripo Köln. Das ist meine Kollegin Reithöfer. Frau Rossbach?«
    »Ja, die bin ich«, sagte Eva und machte einen Schritt zur Seite. »Bitte, kommen Sie herein, ich habe damit gerechnet, dass Sie zu mir kommen, nachdem ich das heute Morgen in der Zeitung gelesen habe.« Die beiden folgten ihr ins Wohnzimmer, nahmen aber nicht auf der Couch, sondern am Esstisch Platz, der auf der anderen Seite des großen Raums vor einem Panoramafenster

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