Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
Vom Netzwerk:
müssen, wäre all das real gewesen. Oder … Gott, der Gedanke war ja noch viel schlimmer als alles andere: Träumte sie vielleicht jetzt? War der Sarg die Realität, und sie war bewusstlos geworden und träumte jetzt, sie sei zu Hause, in ihrem Badezimmer, frei, während ihr Körper in Wahrheit in diesem Sarg lag, lebendig begraben, und starb? Ihre Gedanken überschlugen sich, sie hatte das Gefühl, nicht mehr richtig denken zu können. Alles schien falsch, nichts ergab einen Sinn, und es schien keinen Weg zu geben, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Oder doch? Gab es eine Chance? Vielleicht …
    Eva erhob sich, zaghaft erst und darauf gefasst, dass ihre Beine sie nicht tragen würden. Sie stand zwar etwas wackelig, aber es ging besser, als sie erwartet hatte. Sie wankte ins Wohnzimmer, griff sich ein Telefon und drückte auf eine Kurzwahltaste. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sich Wiebke. Eva atmete durch und sagte: »Wiebke, ich möchte … Ich … Kannst du einen Termin für mich bei … bei deinem Freund machen, bitte? Bald?« Dann verabschiedete sie sich schnell und legte wieder auf.

14
    Er lag auf dem Bett, bewegungslos, den Blick starr an die Decke gerichtet. Sein Denken war eine disharmonische Sinfonie aus Wut und Hass, eine Diashow bizarrer Bilder, deren Hauptmotiv unsägliche Schmerzen waren, kurz und grell, wie durch aufflackernde Scheinwerfer im Sekundentakt aus bleierner Schwärze gerissen, um im nächsten Moment wieder im Nichts zu versinken, Platz zu machen für das nächste Grauen.
    Laute drangen durch seine kaum geöffneten Lippen, die kein Zuhörer als Worte erkannt hätte, Laute, deren Sinn sich nur ihm erschloss, Vorboten einer neuen Ausgeburt abgrundtiefen Hasses.
    Es geschah nicht, was geschehen sollte. Niemand tat, was er tun sollte. Sie hatten es nicht verstanden. Keiner hatte verstanden.
    Er schlug mit den zu Fäusten geballten Händen wütend neben sich auf die Matratze, so fest, dass sein Körper nachfederte. Sie hatten es überhaupt nicht verstanden. Wie dumm sie alle waren. Ohne Hirn, ohne Verstand. Und was musste getan werden, wenn sich ein kleines Miststück partout dagegen wehrte, die Dinge zu verstehen? Man musste dieses dumme, verdorbene Geschöpf reinigende Schmerzen spüren lassen. Nicht diese Wehwehchen, nein, Schmerzen, die so klar waren, dass sie den Verstand befreiten von allen unnötigen und schmutzigen Gedanken. Wahre, ausdauernde Schmerzen, die ihre Quelle nicht nur am Körper, sondern auch im Kopf hatten.
    Sein Mund verzog sich zu etwas, das er als Lachen empfand. Niemand wusste von seiner Existenz. Niemand außer ihr. Aber es nutzte ihr nichts, er war schlauer als sie, und er war stärker. Sie konnte überhaupt nichts tun, musste tatenlos dabei zusehen, wie er seinen Plan verwirklichte. Er brannte darauf, sich endlich zu erkennen zu geben, allen zu zeigen, wer er wirklich war. Noch war es zu früh, er musste die Bedingungen dafür erst schaffen, und das war mehr Arbeit, als er gedacht hatte. Weil sie so dumm waren. Aber er würde nicht aufgeben. Er hatte ja gerade erst angefangen.
    Diese Ignoranten sahen ihn an und sahen ihn doch nicht. Aber nicht mehr lange, dann würden sie verstehen. Bald schon.
    Er schloss die Augen.

15
    Sie hatten in einer kleinen Pizzeria in der Marzellenstraße gegessen, unweit von Menkhoffs Wohnung am Ursulakloster. Der Wirt kannte Menkhoff, er hatte schon oft dort bei einer Pasta gesessen und seinen Gedanken nachgehangen.
    Nun parkte Reithöfer den Passat fast an der gleichen Stelle auf dem Betriebsparkplatz, an dem er auch am Vormittag schon gestanden hatte. Der Pförtner begnügte sich dieses Mal damit, ihnen die Besucherausweise durch den Schlitz in der Glasscheibe zu reichen. »Wir möchten dieses Mal bitte zu Herrn Jörg Wiebking«, erklärte Menkhoff, als der Mann gerade zum Telefon greifen wollte, woraufhin der mit der Schulter zuckte und die Nummer aus einer Liste auf seinem Schreibtisch heraussuchte. Dabei ließ er seinen Zeigefinger von oben nach unten über das Blatt wandern. Nachdem er die Nummer gefunden und sie angemeldet hatte, erklärte er ihnen, dass Jörg Wiebkings Büro auf halbem Weg zu dem seines Vaters lag, und dass sie das ganz einfach finden würden.
    »Das ging ja schnell«, begrüßte der Ingenieur sie, nachdem sie von seiner Sekretärin angemeldet worden waren und sein Büro betraten. Es war etwas kleiner als das seines Vaters und moderner eingerichtet. Die vorherrschende Farbe war Schwarz. Die wuchtige

Weitere Kostenlose Bücher