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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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ihre Mutter lächelnd auf sie zu. »Da sitzt ja unser kleiner Engel, ist sie nicht wunderhübsch?« Die Besucher stimmen zu. Sie kommen nacheinander zu ihr, streichen über ihr Haar, das an den Seiten zu Zöpfen zusammengefasst ist, sie kneifen ihr in die Wange, der Letzte streichelt ihr übers Knie. Dann setzen sie sich an den Küchentisch. Die Stühle stehen so, das sie sie alle drei ansehen können. Ihre Mama nimmt eine Flasche aus dem Schrank, stellt drei kleine Gläser vor die Männer und schenkt aus. Sie sehen dabei immer wieder zu Britta herüber, lachen laut, prosten sich zu, die Gläser werden erneut gefüllt. Mama kommt zu ihr, noch immer unverändert lächelnd. »Nun zeig unserem Besuch doch mal, was für ein hübsches und liebes Mädchen du bist, mein Schätzchen«, sagt sie. Sie fasst ihr mit beiden Händen zwischen die Knie und drückt ihre Beine ein Stück auseinander. Der Saum ihres Kleides rutscht dabei ein Stück nach oben. Britta kennt die Spielregeln für den Besuch. Sie bleibt genau so sitzen und lächelt. Die Männer legen die Köpfe schief, beugen sich ein Stück nach vorne, schauen sich genau an, was ihre Mama ihnen zeigt. Sie nicken zufrieden. »Nun komm, mein Schätzchen«, sagt ihre Mama und geht vor. Britta steht auf und geht an den Männern vorbei hinter ihrer Mama aus der Küche und in das Zimmer für den Besuch. Dort legt sie sich auf das Bett, das in der Mitte des Raums steht. Der Besuch kommt herein, der Letzte der drei Männer schließt die Tür hinter sich. Ihre Mama ist draußen geblieben. Sie sind so groß und dick, diese Männer.
    Britta schließt die Augen. Sie stellt sich einen See vor im Sommer, mit frischem, klarem Wasser, sie denkt ganz fest daran, und taucht darin ein. Ruhig sein und lächeln, flüstert ihre innere Stimme ihr zu, während sie in ihrem Traumsee schwimmt. Besonders dann, wenn es weh tut.

23
    Bernd Menkhoff sah vom vorläufigen Bericht über ihren morgendlichen Fund auf, als es an seiner geöffneten Bürotür klopfte. Udo Riedel kam herein, wie meistens war sein Gesicht gerötet und glänzte. »Der Mann des ersten Opfers hat gerade angerufen, dieser Glöckner. Er wollte dich sprechen, aber dein Telefon war besetzt, da hat er sich über die Zentrale zu Jutta durchstellen lassen, aber da war auch besetzt. Ihm ist noch was eingefallen, was er nur dir persönlich sagen wollte. Er kommt gleich vorbei. Wir anderen scheinen dem Herrn nicht gut genug zu sein.«
    »Ah, ja, ich habe gerade mit den Kollegen von der Spurensicherung gesprochen. Ist gut, danke.«
    Er wollte sich wieder dem Bericht zuwenden, registrierte aber am Rand, dass Riedel keine Anstalten machte zu gehen, und sah wieder auf. »Ja? Sonst noch was?«
    »Ja, da ist noch was. Ich wollte dir noch sagen, dass ich dein Verhalten heute Morgen mir gegenüber registriert habe.«
    »Was meinst du?«
    »Nun, dass du mich während der Fahrt, und dann am Fundort … Also ich fand, du hast dich bemüht, ja. Aber ich bin auch nicht bescheuert. Mir ist vollkommen klar, dass das nicht der wahre Menkhoff war. Ich möchte, dass du weißt, dass mir völlig klar ist, dass du dich verstellt hast.«
    Menkhoff dachte einen Moment nach, er konnte dieses Gespräch nicht so recht einordnen, spürte aber, wie etwas in seiner Magengegend Feuer fing. »Wir sind Kollegen, und ich habe mich dir gegenüber verhalten wie ich es bei jedem anderen auch getan hätte.«
    Riedel nickte mit bewegungsloser Miene. »Ja, eben. Wir sind Kollegen, und ich weiß, dass dir Kollegen ziemlich egal sind. Also, um es auf den Punkt zu bringen: Ich habe gemerkt, dass es bemüht war und nicht ehrlich. Einschleimen ist nicht das Mittel, sich Freunde zu machen.« Er drehte sich um, stockte, wandte sich Menkhoff erneut zu. »Aber das ändert nichts daran, dass ich honoriere, dass du zumindest bemüht bist, mir …«
    Bernd Menkhoff hatte Mühe, seine Wut weiter unter Kontrolle zu halten. »Stopp«, unterbrach er Riedel scharf und mit erhobener Hand, woraufhin der tatsächlich verstummte. »Eines möchte ich dir auch sagen, du aufgeblasener Furz: Du gehst mir auf die Nerven, und zwar gewaltig. Und jetzt verschwinde aus meinem Büro.«
    Riedel sog zischend die Luft ein, dann schürzte er die Lippen. »Ja, da kommt der wahre Menkhoff wieder hervor. Ich wusste es doch, du änderst dich nie.« Er wandte sich zackig ab und verließ das Büro. Menkhoff schloss die Augen und erinnerte sich an die Atemübungen, die der Aachener Polizeipsychologe Dr. Winkelmann

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