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Der Sarg: Psychothriller

Der Sarg: Psychothriller

Titel: Der Sarg: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Sie wollte die Augen öffnen und … sie konnte es wieder nicht. Sie hob die Hände und stieß gegen Holz.
Nein. Das kann nicht … das
darf
nicht sein
. Sie lag nicht in ihrem Bett. Weder ihre Augen noch ihr Mund ließen sich öffnen, die Hände waren gefesselt.
    Es gab keinen Zweifel, sie befand sich noch immer in dem Sarg. Und sie würde bald sterben. Diese Erkenntnis raubte ihr mit einem Schlag alle Kraft. Sie spürte ihre Arme nicht mehr, konnte nicht einschätzen, wie ihre Beine lagen, war durchdrungen von einem Gefühl der Körperlosigkeit. War das das Sterben? Hatte sie diesen Körper schon verlassen, den sie nicht mehr fühlen konnte, der gefesselt war? Was würde jetzt kommen? Würde es weh tun oder war es einfach nur wie Einschlafen? Es war ihr egal. Eva hatte das Gefühl, die geschlossenen Augen noch einmal zu schließen, sie ließ sich fallen, ihr Bewusstsein zog sich immer mehr zurück, verschwamm …
    Sie riss die Augen auf, ihr Oberkörper schnellte hoch, japsend sog sie Luft ein, es war, als sei sie ganz kurz vor dem Ertrinken aus einem kalten See aufgetaucht. Sie saß in ihrem Bett, und ihre Gedanken, ihr ganzes Sein war beherrscht von dem Einzigen, das zu denken sie fähig war:
Ich lebe und ich bin zu Hause.
    Es brauchte einige Zeit, bis sie ihre Umgebung wahrnahm, und mit pochendem Herzen registrierte sie, dass draußen wohl gerade die spätherbstliche Morgendämmerung begonnen hatte. Es musste also etwa halb acht am Morgen sein.
    Dr. Leienberg fiel ihr ein. Der Psychiater hatte ihr versichert, er würde seine Zimmertür offen lassen. Er schlief wahrscheinlich noch, und Eva fragte sich erneut, wie es jemand geschafft hatte, sie aus ihrem Haus zu entführen, ohne dass Leienberg etwas davon bemerkt hatte. Hatte er seine Tür aus Versehen doch geschlossen? Oder hatte er so fest geschlafen, dass er nichts mitbekommen hatte? Eva schob die Beine aus dem Bett und achtete dabei nicht auf ihre schmerzenden Knie. Sie musste nach Leienberg sehen. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und verließ das Schlafzimmer. Einen Moment lang blieb sie im Flur stehen und lauschte. Im Haus war es absolut ruhig, Dr. Leienberg war also offenbar noch nicht aufgestanden. Sie tastete nach dem Lichtschalter und bemerkte erst jetzt, dass ihre Hand höllisch schmerzte. Sie warf einen Blick auf ihre Hände und hätte beinahe aufgeschrien. Die Haut war an mehreren Stellen abgeschürft, die Handgelenke wiesen rote Striemen auf.
Von dem Strick, mit dem ich gefesselt war …
Die Erkenntnis überraschte sie nicht. Der Sarg war kein Traum, das war ihr mittlerweile vollkommen klar. Barfuß ging sie durch den Flur zur Diele. Noch bevor sie das Gästezimmer erreicht hatte, sah Eva, dass die Tür geschlossen war.
Also doch
, dachte sie und war enttäuscht, weil der Psychiater ihr am Abend zuvor noch mehrfach versichert hatte, sie offen zu lassen, damit er hören konnte, wenn sie etwas brauchte.
    Sie klopfte vorsichtig an und wartete auf eine Reaktion. Als die nicht kam, versuchte sie es ein weiteres Mal, beherzter, fordernder. Als daraufhin wieder nichts geschah, nahm Eva allen Mut zusammen, drückte die Klinke herunter und öffnete vorsichtig die Tür. Ein eigenartig süßlicher Geruch kam ihr entgegen. Sie machte einen Schritt ins Zimmer, und blieb erschrocken stehen.
    Dr. Leienberg lag im Bett, auf dem Bauch. Seine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, die Beine angewinkelt, so dass die ebenfalls gefesselten Füße nach oben standen. Fuß- und Handgelenke waren mit einem Stück Seil verbunden, das von dort weiter nach oben lief und als Schlinge um Leienbergs Hals endete. Das machte es ihm unmöglich sich zu rühren, geschweige denn aufzustehen. Sein Mund und seine Augen waren mit breitem Klebeband verschlossen.
    »O Gott«, stieß Eva hervor und war mit schnellen Schritten bei ihm. Leienberg bewegte sich, er war also bei Bewusstsein. Mit fahrigen Bewegungen löste Eva das Klebeband erst von den Augen, dann vom Mund. Als sie es abzog, atmete er stöhnend durch, dann sah er sie blinzelnd mit geröteten Augen an. »Danke, ich habe schon fast keine Luft mehr bekommen«, sagte er stockend. »Der Kerl hat mich wohl im Schlaf überrascht … Und mich offenbar betäubt, mit Äther, so wie es hier riecht. Als ich dann wieder zu mir kam, lag ich so da. Ich weiß nicht, wie lange das her ist … Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Das erzähle ich ihnen gleich«, sagte Eva. »Erst mache ich Sie mal los.« Als sie an den Handgelenken

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