Der Sarg: Psychothriller
wahrscheinlich nur in Schwarz.«
»Das geht auch.«
Sie stand auf, zögerte jedoch einen Moment. »Ich habe das gestern Abend schon im Schlafzimmer ausprobiert, nur für alle Fälle. Ich habe die gleiche Nachricht direkt unter die andere auf den Spiegel geschrieben. Das ist nicht meine Schrift.« Es klang so emotionslos, als hätte man sie nach der Uhrzeit gefragt, was Menkhoff wunderte.
»Moment«, hakte Reithöfer nach. »Das heißt, Sie haben es für möglich gehalten, dass Sie das selbst auf Ihren Spiegel geschrieben haben? Aber warum würden Sie sich dann nicht mehr daran erinnern?«
Wieder blickte Eva Rossbach zu ihrem Psychiater, und es sah für Menkhoff wie eine stumme Frage aus. Als Leienberg sie aber nur ansah und keinerlei Anstalten machte, ihr zu helfen, hob sie die Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was einem in einer solchen Situation alles durch den Kopf geht. Ich hatte große Angst …«
»Ja, doch, dass Sie Angst hatten, verstehe ich gut.«
»Dann … gehe ich jetzt mal einen Stift suchen.«
Sie war schnell zurück und brachte einen schwarzen Filzstift mit. Als sie wieder Platz genommen hatte, zog sie die Verschlusskappe ab, rückte sich die Zeitung zurecht und schrieb etwa in der gleichen Größe, in der die Originalnachricht verfasst war,
Wach endlich auf
an den Rand. Dann reichte sie Menkhoff die Zeitung herüber, doch der schüttelte den Kopf. »Nein, bitte, ich brauche es noch ein paarmal.«
Ohne Kommentar legte sie die Seite wieder vor sich und schrieb die Worte noch weitere dreimal auf. Anschließend legte Menkhoff die beiden Teile so, dass er die Schriften vergleichen konnte, und sah sofort, dass sie auf den ersten Blick komplett unterschiedlich waren. Aber ein Schriftexperte würde sich das ansehen müssen, um mit absoluter Sicherheit sagen zu können, ob auch die erste Nachricht von Eva Rossbach stammte oder nicht. »Danke«, sagte er knapp, legte die Titelseite in den anderen Teil, damit sie geschützt war, und reichte alles zusammen an Reithöfer herüber. Dann wandte er sich wieder Eva Rossbach zu. »Sagen Sie, hatten Sie früher schon einmal ähnliche Erlebnisse?«
»N … Nein.«
»Hm … Können Sie mir diesen Sarg beschreiben?«
Sie sah zum wiederholten Mal zu Leienberg, als wolle sie seine Erlaubnis abwarten. Menkhoff fragte sich, in welchem Verhältnis die beiden tatsächlich zueinander standen.
»Ich konnte nichts sehen, nur fühlen.« Ihre Stimme war leise und klang brüchig. »Ich hatte panische Angst, weil ich dachte, ich würde dieses Mal nicht mehr da rauskommen. Ich dachte, ich würde in diesem Sarg sterben.« Sie schluckte mehrmals. »Meine Augen und auch der Mund waren zugeklebt, und meine Hände waren gefesselt.«
»Was? Davon haben Sie eben nichts erwähnt.«
Sie sah Menkhoff irritiert an. »Nein? Entschuldigen Sie bitte, ich bin so durcheinander. Es war ja auch nur in der vergangenen Nacht so. Die beiden Male zuvor war ich nicht gefesselt, und die Augen und den Mund hatte man mir auch nicht zugeklebt.«
»Wie genau waren ihre Hände gefesselt?« Menkhoffs Puls beschleunigte sich. Wenn sie jetzt das antwortete, was er vermutete, waren sie zumindest in einem Punkt einen Schritt weiter.
»Ganz seltsam, locker irgendwie, also so, dass ich die Hände zusammen ein Stück seitwärts und nach oben bewegen konnte. Unten waren sie mit einem Seil irgendwo an meinem Bein festgemacht, so, dass ich nicht drankommen konnte.«
Menkhoff warf Reithöfer einen Blick zu und war sich sicher, dass sie in diesem Moment das Gleiche dachte wie er. Eva Rossbach konnte nicht wissen, wie die beiden Opfer gefunden worden waren, vor allem, auf welche Art der Täter ihre Hände gefesselt hatte. Es war nicht öffentlich gemacht worden, und gesagt hatten sie es ihr auch nicht. Das bedeutete, sie hatte tatsächlich erlebt, was sie beschrieben hatte. Warum aber war ihr das schreckliche Schicksal erspart geblieben, das Inge Glöckner und Mirjam Walther widerfahren war? Menkhoff verstand die Zusammenhänge nicht, und das ärgerte ihn. »Und Sie sind sicher, dass es ein Sarg war, in dem Sie da gelegen haben?«
»Ja, es war … es fühlte sich weich und glatt an den Seiten und auch am Deckel. Er war innen ausgeschlagen. Und die Größe stimmte auch.«
Ein weiterer Unterschied zu den beiden anderen Fällen
, dachte Menkhoff. »Gut, nehmen wir mal an, es handelte sich um einen Sarg. Haben Sie selbst irgendeine Erklärung dafür, warum
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